"Überrede deine Oma, keine Sozis und Kommunisten zu wählen!"

Von Christian Rühmkorf |
Mit seinen 25 Jahren gehört der kleine, schmächtige Jiří Mádl aus Budweis zu den angesehensten Schauspielern in Tschechien. Sein politisches Engagement brachte ihm allerdings nicht nur Freunde.
"Ich glaube, dass die Tschechen Loser lieben. Und am Anfang war ich wirklich ein Loser."

Der kleine, schmächtige Jiří Mádl sieht tatsächlich nicht aus, wie man sich einen Film-Star vorstellt. Aber sein verschmitztes Lächeln, sein jungenhafter Charme und sein Talent haben den heute 25-jährigen Mádl 2004 bekannt gemacht. Sein Schritt zum Film war eigentlich Zufall.

Als er sich 2003 seinen Ellbogen bricht und seine Eishockey-Karriere damit beendet ist, nutzt Jiří lMádl die Zeit für ein Casting beim tschechischen Fernsehen. Ein junger Wintersportler war gesucht – und schnell gefunden.

Das erste Silvester ohne die nervenden Alten, halsbrecherische Snowboard-Tricks, der erste Sex. Die Hauptrolle im Teeny-Streifen "Snowboardáaci" (Die Snowboarder) katapultiert Mádl über Nacht von der Schulbank eines bischöflichen Gymnasiums auf auf die Kinoleinwand. Das ist über sieben Jahre her. Aber noch heute wirkt er Mádl wie der 17-jährige Schüler, der mit einem Schlage die Herzen der jungen Tschechen erobert.

"Ja, ich habe das genossen. Aber (...) es war etwas sehr anderes. Und man muss wirklich sein Leben verändern und muss auf viele Sachen achten. Ich war 17! Und alles stand einem offen. Aber man musste immer aufpassen."

Während Jiří Mádl mit Kurzhaarschnitt, blauweiß kariertem Hemd, legerer Lederjacke und Jeans im auf dem Sofa eines Prager Cafés hin und her rutscht - nervös, weil es sein erstes Interview auf Deutsch ist -, schauen blicken die jungen Frauen am Nachbartisch immer wieder verstohlen herüber und tuscheln.

Nach dem Film "Snowboardáaci" geht es Schlag auf Schlag. In der Schule bekommt Mádl einen individuellen Stundenplan und macht jedes Jahr zwei, drei Filme. Die Rollen werden immer anspruchsvoller.

"Detíi noci" (Kinder der Nacht) - Jiří Mádl spielt den zart besaiteten, unglücklich verliebten Ubr, der im Schutze der Dunkelheit die Prager Mülltonnen nach kleinen Schätzen absucht. 2007 wählt ihn das Internationale Karlsbader Filmfestival dafür zum besten männlichen Darsteller. Vielleicht zu früh, sagt Jiří lMádl etwas nachdenklich und setzt die Kaffeetasse ab. Die Rollenangebote blieben aus:

"Es ist schon eine Regel hier, dass, wenn man einen Preis bekommt, die Regisseure und Produzenten glauben, dass die Leute schon genug haben von dieser Person. Und jetzt bin ich ganz froh, dass ich keinen anderen Preis mehr bekommen habe. Dieses Jahr war super, vielleicht das Beste, das ich in meiner Karriere erlebt habe.""

Drei Filme, zwei Hauptrollen und eine Serie. Der seit Jahren anhaltende Erfolg ist Jiří lMádl aber nicht zu Kopf gestiegen. Neben den Dreharbeiteni hat er Kommunikationswissenschaften studiert und eifert seinem Großvater nach, der sieben Fremdsprachen beherrschte. lMádl bringt es immerhin schon immerhin auf drei: Englisch, Italienisch – und Deutsch. Sein Deutschfrischt der junge Filmstar gerade in einem öffentlichen Kurs beim Prager Goethe-Institut auf. Bei all der Action wirkt Jiiří lMádl aber nicht gestresst.

Jiří lMádl stammt aus Budweis in Südböhmen, wächst in einem bürgerlichen Umfeld als mittlerer von drei Brüdern auf. Der Vater, ein Fußball spielender Bauunternehmer, die Mutter Sängerin. Jiří vereint die Talente beider Eltern, das Sportliche und das Künstlerische. Eishockey, den tschechischen Nationalsport, spielt ervon klein auf. Und wenn die Familie das Wochenende in einem kleinen Häuschen in der Natur verbringt, wird der Wald fürJiří zur Bühne:

"Ja, ich verbrachte viel Zeit im Wald, wo ich Filme, die ich gerade gesehen hatte, für mich selbst nachgespielt habe. Ich glaubte, dass ich die Filme noch wirklich verbessern konnte. Ich spielte also Winnetou ein ´bisschen besser´ und Superman ein ´bisschen besser´, und ich habe immer die Sachen geändert, die ich in den Filmen nicht mochte."

Im Mai 2010, kurz vor den Parlamentswahlen in Tschechien, nutzt Jiří lMádl seine Popularität, mischt sich in den Wahlkampfie Politik ein und schafft sich damit auch Feinde.

"Přemluv bábu: "Überrede deine Oma, keine Sozis und Kommunisten zu wählen!""

– das ist die provokante Botschaft. Mit einer jungen Kollegin wirbt Jiří Mádl auf Youtube rotzfrech für ein Kreuz bei konservativen Parteien. "Überrede deine Oma, keine Sozis und Kommunisten zu wählen!" – das ist die provokante Botschaft. Es hagelte Kritik - auch von alten Menschen, die in dem Video satirisch nur als Gebiss dargestellt werden. Sogar ausländische Medien rufen an, auch die BBC. Heute denkt JiriJiří MadlMádl etwas differenzierter über sein politisches Engagement.

"Ich bin nicht stolz darauf. Und ich glaube wirklich, dass auch die Linken sehr wichtig sind. Und wir glaubten, dass die Linken wirklich radikalisiert waren, und wir mussten auch den anderen Leute zeigen, dass sie sich dafür interessieren müssen."

Der kurze Ausflug in die Politiks Politische reichte Jiří Mádl aber. Er hat andere Pläne. Drehbuchschreiben will er lernen. Dafür ist er jetzt nach New York gegangen. Und später einmal will er eine internationale Filmagentur aufziehen.

""Ich will den Kopf geöffnet haben und neue Sachen lernen bis ich sterbe."(lacht)"

Der tschechische Schauspieler Jiri Madl