Twitter-Verbot für Abgeordnete?

"Ein schöner Comedian-Vorschlag"

05:52 Minuten
Robert Habeck, Spitzenkandidat von Bündnis 90/Die Grünen, fotografiert sich am Montagabend (26.03.2012) in Kiel mit einem Mobiltelefon.
Robert Habecks Social-Media-Rückzug ist umstritten. © picture alliance / dpa / Carsten Rehder
Dirk von Gehlen im Gespräch mit Max Oppel · 11.01.2019
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Wer braucht noch Twitter? Diese Frage stellen wir in unserem Kulturpodcast "Lakonisch Elegant" nach dem Social-Media-Rückzug von Grünen-Chef Robert Habeck. Es sei maximal eine schöne Provokation, um eine Diskussion zu beginnen, sagt Dirk von Gehlen von der "SZ".
Für den Autor, Blogger und Comedian Schlecky Silberstein ist Grünen-Chef Robert Habeck der "Mann des Jahres", weil er durch seinen Social-Media-Rückzug eine spannende Debatte angeschoben habe: Inwiefern vertragen sich Demokratie und twitternde Politiker? Für Silberstein passt das nicht zusammen. Er findet überlegenswert, ob man nicht ein Verbot für Abgeordnete einführen sollte.
"Es ist maximal eine schöne Provokation, um eine Diskussion zu beginnen", sagt Dirk von Gehlen, Social-Media-Chef der "Süddeutschen Zeitung" über das Thema, mit dem sich auch unser Kulturpodcast "Lakonisch Elegant" beschäftigt. Inhaltlich sei die Äußerung von Silberstein nicht ernstzunehmen.

Kritik an Twitter wegen Hassbotschaften und Morddrohungen

"Wie soll man Berufsgruppen die Verwendung von Instrumenten der Meinungsäußerung untersagen?", fragt von Gehlen. Wenn man weiterdenke, komme man schnell an den Punkt, dass es ein schöner Comedian-Vorschlag sei, meint er.

An Robert Habecks Schritt kritisiert er, dass er "als Politiker so tut, als wäre das Löschen eines Accounts der Ansatz zu einer Lösung." Das sehe er überhaupt nicht so. Um etwas zu lösen, müsse man etwas gestalten wollen.
Sucht einen pragmatischen Weg in die Zukunft: Dirk von Gehlen
Dirk von Gehlen hält nichts von dem Vorschlag von Schlecky Silberstein.© Copyright: Dirk von Gehlen
Viel wichtiger wäre aus von Gehlens Sicht die Frage, wie Twitter dazu gebracht werde, dass Hassbotschaften und Morddrohungen schnell gelöscht werden. "Das ist eine Frage, die muss man Twitter mal stellen."

Wer sich zu einem Thema äußere, muss damit konfrontiert sein

Von Silbersteins Vorschlag hält er auch auch einem anderen Grund nichts: Wenn ein Politiker "meine Interessen vertritt im Kampf mit diesen Plattformen um eine demokratische Öffentlichkeit, dann kann ich ihm nicht im gleichen Moment verbieten, diese Plattformen zu benutzen."
Im Gegenteil: Wer sich zu einem Thema äußere, müsse selbst mit diesem Thema konfrontiert sein. Dadurch werde der Politiker viel fachkundiger und könne die Probleme der Bevölkerung auch nachvollziehen, meint von Gehlen.
(mhn)
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