Türkischer Einmarsch in Syrien

Duldet der Westen Erdogans Krieg gegen die Kurden?

54:04 Minuten
Wladimir Putin, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Recep Tayyip Erdogan, Staatspräsident der Türkei, und Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich, reichen sich bei einer Pressekonferenz nach dem Gipfeltreffen die Hände.
Demonstrative Eintracht beim Syrien-Gipfel: Putin, Merkel, Erdogan, Macron. © picture-alliance/dpa/Oliver Weiken
Moderation: Birgit Kolkmann · 11.10.2019
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Seit Mittwoch macht Erdogan Ernst: Türkische Truppen kämpfen im Norden Syriens gegen die Kurdenmiliz YPG. International stößt der Einsatz auf Kritik. Aber tut der Westen genug, um Erdogan zu stoppen? Oder duldet er stillschweigend die Expansionspläne?
An guten Worten mangelt es nicht. Vor der UN und der internationalen Öffentlichkeit lässt die Bundesregierung keine Gelegenheit aus, ein Ende des völkerrechtswidrigen Einsatzes türkischer Truppen in Nordsyrien zu fordern. Auch kritisiert die Union, dass die kurdischen Milizen, die man benutzt habe, um ISIS zu bekämpfen, nun fallen gelassen würden wie eine heiße Kartoffel.
Aber werden dem auch Taten folgen? Beobachter bezweifeln dies. Vieles deutet darauf hin, dass Erdogans Feldzug hingenommen, vielleicht sogar gebilligt wird. Viel zu wichtig ist der Flüchtlings-Pakt, den er mit der EU geschlossen hat.

Fatale Folgen

Dabei könnten seine Pläne fatale Folgen für die Region haben. Sollte er, wie angekündigt, eine Pufferzone schaffen, in der syrische Flüchtlinge angesiedelt werden, kann dies für neue Konflikte sorgen, die die Region Jahre, vielleicht Jahrzehnte destabilisieren. Schon jetzt bewegt sich eine neue Flüchtlingswelle aus den kurdischen Gebieten Nordsyriens auf Europa zu.
Wird es sich sich am Ende böse rächen, dass der Westen und die internationale Gemeinschaft Erdogan gewähren lassen?

Über diese und andere Fragen diskutieren:
Bente Scheller, Nahost-Expertin der Heinrich-Böll-Stiftung
Ali Ertan Toprak, Kurdische Gemeinschaft in Deutschland
Michael Kaim, German Marshall Fund

Die Moderation hat Birgit Kolkmann, Deutschlandfunk Kultur.

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