Türkische "Yesilcam"-Filme

Trashige Versionen der Hollywood-Streifen

"Yesilcam"
Bis zu 300 "Yesilcam"-Filme im Jahr wurden in der Türkei produziert. © Cem Kaya
Cem Kaya im Gespräch mit Max Oppel · 11.07.2016
In den 60er- und 70er-Jahren war die Türkei einer der größten Filmproduzenten der Welt. Die Drehbuchautoren verwursteten Blockbuster, Spezialeffekte wurden einfach ausgeschnitten und eingefügt. Cem Kaya hat eine ZDF-Doku über die sogenannten "Yesilcam"-Filme gedreht.
Cem Kaya wuchs mit den sogenannten "Yesilcam"-Filmen auf. Seine Eltern liehen sie in türkischen Videotheken in Deutschland aus. Die Filme haben ihn stark geprägt und dazu inspiriert, mehr über die Regisseure von damals, die größten Stars und die Produzenten zu erfahren. In sieben Jahren hat er tausende Filme gesichtet und etwa hundert Interviews geführt. Entstanden ist "Remake, Remix, Rip-Off" - eine Hommage an das türkische "Yesilcam"-Kino.
Produziert wurden damals unter anderem türkische Versionen von "Der Pate", "Star Wars" und "Dracula". Warum aber montierte man manche Szenen aus den Originalfilmen heraus und drehte sie nicht selbst? "Weil man keine wirklichen Möglichkeiten hatte in der Türkei", sagte Cem Kaya im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur.
Cem Kaya
Regisseur Cem Kaya© Deutschlandradio/Jana Demnitz
"Die Türkei war ein sehr abgekapseltes Land damals und es gab kein internationales Urheberrecht."
Jährlich wurden bis zu 300 Filme produziert. Erst in den 70er-Jahren kam das Fernsehen in die türkischen Wohnzimmer, nachdem es Ende der 60er einen Testbetrieb in der Türkei gegeben hatte.
"Deswegen waren Kino und Radio die einzigen Medien, mit denen man sich beschäftigen konnte. Im Grunde hat der Erfolg des 'Yesilcam' viel mit dem zu späten Ankommen des Fernsehens zu tun."
Neben all den trashigen Filmen habe es auch ernstzunehmende "Yesilcam"-Filme gegeben, so sei zum Beispiel klassische türkische Literatur verfilmt worden. "Nicht alles war Trash", sagt Kaya.
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