Tschechische Philharmonie, Collegium 1704 und Prager Symphonieorchester

Der Prager Frühling hat stattgefunden

Die Sopranistin Hana Blažíková singt mit dem Collegium 1704 beim Prager Frühling 2020
Mit Inbrunst sang sie ein Gloria von Georg Friedrich Händel beim Prager Frühling - die Sopranistin Hana Blažíková. © Ivan Malý/Český Rozhlas/EBU
Moderation: Volker Michael · 14.06.2020
Hana Blažíková hatte das Glück, in einem der ersten Publikum-Konzerte singen zu können. Sie zog beim "Prager Frühling" mit ihrem klaren und gleichzeitig weichen Sopran in Händels "Gloria" die Besucher in ihren Bann.
Eigentlich sollte es ein rauschender Jubiläumsjahrgang werden, der 75. Prager Frühling, ein internationales Musikfestival, eines der größten und ältesten Europas, das nicht zuletzt viel älter ist das politische Ereignis gleichen Namens von 1968. Doch dann kam der Lockdown wegen der Pandemie - das gesamte Festival hätten die Verantwortlichen absagen können. Doch sie verfügten über genügend finanzielle Mitteil und öffentliche Unterstützung, um die Konzerte dennoch zu organiseren. Und einiges fand nicht nur online und in Radio und Fernsehen statt, sondern auch mit leibhaftigem Publikum im Saal.
Jakub Hrůša leitet die Tschechische Philharmonie
Jakub Hrůša leitet die Tschechische Philharmonie© Český Rozhlas/EBU
Wir haben aus dem Angebot des Tschechischen Rundfunks/Radio Moldau drei Veranstaltungen ausgewählt, aus denen Sie jeweils Ausschnitte hören können. Am Ende einen Teil des Abschlusskonzerts vom 4. Juni mit der Tschechischen Philharmonie, dirigiert von Jakub Hrůša. Er hat eine eigene Orchesterfassung eines späten Streichquartetts von Ludwig van Beethoven vorgestellt. Und zwar des rätselhaft helltönigen F-Dur-Quartetts op. 135.

Liebling Josef Suk

Außerdem gibt es zwei Stücke für Streichorchester von Josef Suk, die Meditation über den altböhmischen Choral "Sankt Wenzel" und die E-Dur-Serenade. Tomáš Brauner leitet das Prager Symphonieorchester FOK, das städtische Orchester der Landeshauptstadt. Josef Suk, der Schwiegersohn Antonín Dvořáks, ist mit seiner Musik nicht nur der erklärte Liebling Kirill Petrenkos, des Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker, sondern wird auch in seiner Heimatstadt Prag verehrt und regelmäßig gespielt.
Der Dirigent Tomáš Brauner
Der Dirigent Tomáš Brauner© Lukáš Poláček/Český Rozhlas/EBU
Am Beginn steht sakrale Barockmusik mit dem hochgelobten Collegium 1704. Das hat am 18. Mai ein Konzert in der Annenkirche des Kulturzentrums Prague-Crossroads gegeben. Solistin war die Sopranistin Hana Blažíková, sie sang das Gloria, eine frühe Solo-Kantate Georg Friedrich Händels, die erst vor einigen Jahren entdeckt wurde. Václav Luks dirigierte den Abend, der mit der bewegenden Motette "Jesu, meine Freude" von Johann Sebastian Bach endete. Dieses Konzert fand noch unter erschwerten Bedingungen statt. Dirigent, Musikerinnen und Musiker und Vokalisten trugen sämtlich Gesichtsmasken, Publikum gab es auch noch nicht.

Konzerte mit Publikum

Das war bei den späteren Konzerten Anfang Juni schon anders. Da saßen Zuhörer im Saal und die Orchestermusiker konnten frei atmend auftreten. Inzwischen hat ja Tschechien als eines der ersten Länder Europas seine Grenzen wieder für die Anrainerstaaten geöffnet. Und anscheinend ging dort auch in der Kultur schon etwas, als in deutschen Städten noch alle Säle geschlossen waren und zumeist immer noch sind.
75. Prager Frühling
Aufzeichnungen vom 18. Mai, 1. und 4. Juni 2020
Georg Friedrich Händel
"Gloria", Geistliche Solo-Kantate
Johann Sebastian Bach
"Jesu, meine Freude", Motette BWV 227

Hana Blažíková, Sopran
Collegium Vocale 1704
Collegium 1704
Leitung: Václav Luks

Josef Suk
Meditation über den Choral "St. Wenzel" op. 35a
Streicherserenade E-Dur op. 6

Prager Symphonieorchester
Leitung: Tomáš Brauner

Ludwig van Beethoven
Streichquartett Nr. 16 F-Dur op. 135
(Orchestrierung: Jakub Hrůša)

Tschechische Philharmonie
Leitung: Jakub Hrůša

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