Trump und das Kabarett

US-Präsident fordert Satiriker heraus

US-Präsident Trump gestikuliert auf einer Pressekonferenz
US-Präsident Trump fordert Satiriker heraus © picture alliance / Consolidated
Von Mike Herbstreuth · 22.03.2017
US-Präsident Donald Trump liefert fast täglich Realsatire: "Mein IQ ist einer der größten - fühlt euch nicht dumm, es ist nicht eure Schuld". Für Satiriker ist Trump hartes Brot: Wie zieht man jemanden durch den Kakao, der dies mit irrsinnigen Äußerungen selbst ununterbrochen tut?
"Der Mann ist ja schon seit mindestens 20, 30 Jahren eine Witzfigur. Sämtliche Frisurwitze sind schon gemacht."
So sagt es Tim Wolff, Chefredakteur des Satiremagazins Titanic. Er sieht nicht nur Donald Trumps satirische Ausgelutschtheit als Problem, sondern auch den Drang des US-Präsidenten, ständig im Rampenlicht stehen zu wollen. Er lebe von Aufmerksamkeit, glaubt Wolff.
"Das macht es besonders schwierig mit ihm. Man spielt sein Spiel mit, wenn man Witze über ihn macht. Und es ist noch viel schlimmer, weil hinter ihm diese rechte, anti-politisch-korrekte Bewegung steht. Es ergibt sich daraus ein Effekt, dass Trump und seine Leute einigermaßen locker da stehen - man kann ja praktisch alles sagen, alles machen. Man kann einen behinderten Reporter nachäffen und hinterher immer noch sagen: 'War Wahlkampf!' Oder: 'Macht euch doch mal locker!'"

Übertreibungen nutzen sich ab

Übertreiben geht also kaum. Wie nähert man sich als Satiriker einem Objekt, das die meiste Zeit wie eine wahnwitzige Politiker-Karikatur wirkt? Eine Frage, die auch Andreas Lange seit dem US-Wahlkampf beschäftigt. Er ist Redaktionsleiter der NDR-Satire-Sendung extra3. Wenn sich seine Sendung mit Trump beschäftigt, dann nur unter bestimmten Aspekten.
"Das ist dann nicht seine komische Frisur und andere schräge Sachen an ihm - das hat man am Anfang vielleicht nochmal verarbeitet, aber das nutzt sich dann recht schnell ab. Sondern wir müssen uns an den Themen orientieren."
Wie zum Beispiel in einer extra3 Ausgabe aus dem Februar 2017:
"Damit Trump den Verteidigungsetat erhöhen kann, muss er woanders sparen - das will er tun bei sozialen Programmen, bei Entwicklungshilfe und der Umweltbehörde. Und auch das ist logisch. Denn soziale Programme braucht kein Mensch mehr. Arbeitslose gehen zur Armee, Entwicklungshilfe kann auch weg - wozu was aufbauen, was man nachher sowieso wieder kaputt bombt? Und die Umweltbehörde? Was soll die nach einem Atomkrieg machen? Die Feinstaubbelastung messen oder was?"

Trump als doof darzustellen, ist zu einfach

Extra3-Redaktionsleiter Andreas Lange: "Herrn Trump jetzt irgendwie nur als Kasper dahinzustellen und als Doofkopp, das ist auch gefährlich. Der ist nicht doof. Da ist schon eine Menge Kalkül dahinter und da wäre man auch naiv, wenn man einfach nur Witze über seine Tolle macht."
Deshalb müsse gute Trump-Satire inhaltlich unterfüttert sein, sagt Lange. Das ist auch in den Augen von Katharina Kleinen-von Königslöw die richtige Strategie. Sie forscht zum Effekt von politischer Satire in den Medien.
"Oberflächlicher, negativer Humor, der letztendlich Politiker nur in ein schlechtes Licht rückt, ohne inhaltlich irgendwas beizutragen zu der politischen Frage, führt zu mehr Politikverdrossenheit."
Thematische Satire könne dagegen aktivierende Wirkung haben, so Kleinen-von Königslöw. Unter einer Bedingung: Die Zuschauer müssen über genügend Vorwissen verfügen. Sonst kann Satire den gegenteiligen Effekt haben.

Satire kann Diktatoren sogar helfen

Ganz konkret gibt es Forschung zu einer Parodie von Gaddafi, die gezeigt hat: Bei Menschen, die nicht ausreichend politisches Wissen hatten, hat die Parodie die Bewertung von Gaddafi verbessert. Das schöne Gefühl, das man hat, überträgt sich dann auf denjenigen, über den gelacht worden ist, wenn eben der politische Kontext dafür fehlt."
Bei Donald Trump hätten mittlerweile die meisten eine Grundidee, was politisch problematisch an seiner Person sei. Die Gefahr auf den Gaddafi-Effekt ist also gering. Also kann man mit einer bestimmten Art der Trump-Satire tatsächlich noch etwas bewirken? Dazu Tim Wolff, Chefredakteur der Titanic.
"In besonders schönen, glücklichen Momenten kann man speziell mit Aktionssatire etwas aufrütteln und aufzeigen."
Satire konnte Trump allerdings weder verhindern, noch wird sie zu seiner Absetzung führen.
"Man muss nicht von Komikern oder Witzen verlangen, dass sie die Welt besser machen. Es ist einfach schön, wenn sie den Moment besser machen."
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