Trump, Putin, Erdogan und Kim Jong-un

Macht durch Unberechenbarkeit

Donald Trump und Kim Jong Un auf Fernsehbildschirmen
Mit Unberechenbarkeit schafften es Politiker wie Trump, "Herr des Geschehens und Verfahrens" zu sein, so Elmar Wiesendahl. © AP
Elmar Wiesendahl im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 17.05.2018
Was Politiker wie Donald Trump oder Kim Jong-un in der nächsten Minute tun, ist nicht vorhersehbar. Was tun gegen die grassierende, politische Unberechenbarkeit? Selber unberechenbar sein, empfiehlt der Politikwissenschaftler Elmar Wiesendahl.
Diesmal waren es Donald Trump und seine Mitarbeiter, die überrascht wurden: Einen Monat vor dem geplanten Gipfeltreffen zwischen dem US-Präsidenten und Kim Jong-un hat Nordkorea damit gedroht, das historische Ereignis platzen zu lassen. Kim gefällt nicht, dass Washington den "einseitigen" Verzicht Nordkoreas auf Atomwaffen fordert. Und auch ein Militärmanöver der USA mit Südkorea stört Pjöngjang - Gespräche mit Seoul wurden deswegen abgesagt.
"Wir wurden nicht in Kenntnis gesetzt. Wir werden sehen", sagte Trump in einer Reaktion darauf: "Wir haben nichts gesehen. Wir haben nichts gehört. Wir werden sehen, was passiert. Was kommt, das kommt."

Mangelnde Professionalität, fehlende Moral?

Das Statement klingt, als wüsste Trump derzeit nicht, wie es weitergeht. In Kim Jong-un könnte er seinen Meister gefunden haben - den Meister in puncto Unberechenbarkeit.
Politische Führungsfiguren wie Trump, Putin, Erdogan oder Kim Jong-un scheinen zu irrlichtern. In der politischen Berichterstattung wird ihre Unberechenbarkeit häufig mit mangelnder Professionalität und fehlender Moral gleichgesetzt.
Zumindest was die Professionalität angeht, widerspricht der Politikwissenschaftler Elmar Wiesendahl. Trump handele überlegt, sagte er im Deutschlandfunk Kultur. Er schaffe mit seinem Verhalten vollendete Tatsachen und sei dadurch im politischen Streit immer in der Vorhand. Mit Unberechenbarkeit schafft Trump es demnach, "Herr des Geschehens und Verfahrens" zu sein.

Punkte setzen, harte Gegenpositionen aufbauen

Was man dagegen tun kann? Genauso wie Trump sein. Punkte setzen, harte Gegenpositionen aufbauen, die nicht verhandelbar seien, empfiehlt Wiesendahl.
Wenn man Trump schalten und walten lasse, werde man immer "Opfer" von dessen Politik sein. Dem "Dominanz-Typ", der mit dem Faktor Unberechenbarkeit operiere, könne man nur mit Gegenmacht entgegentreten: "Oder den Spieß umdrehen und meinerseits mit Unberechenbarkeit kommen. Das heißt, ich muss auch die Rute im Fenster zeigen."
Das hat Kim Jong-un offenbar verstanden.
(ahe)
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