Tropfende Uhren oder Alte Musik
Das Haus der Charlotte von Stein, der berühmten Muse Goethes, wird erneut zum Streitfall in Weimar. Ein spanischer Investor wollte es vor drei Jahren sanieren und darin eine Dalí-Ausstellung zu eröffnen. Doch bisher ist daraus nichts geworden.
Wenn Kutscher heute Touristen durch Weimar fahren, hat das Haus der Frau von Stein einen festen Platz auf der Route. Legenden umgeben das blassrosafarbene, längliche Gebäude. Kleine Bäume stehen im Sommer in Holzkästen vor den Fenstern. Ein romantischer Ort, von Liebessagen umwoben bis heute, schwärmt Christoph Stölzl:
"Das Haus der Frau von Stein ist ein legendärer Ort, der Schauplatz der wahrscheinlich berühmtesten, merkwürdigsten Liebesgeschichte der deutschen Literatur, wo das fast neunjährige, ganz enge Verhältnis – wie seelisch, wie physisch, das wissen wir nicht – zwischen unserem Genie Goethe und dieser faszinierenden Frau immerhin zu einem gewaltigen Text geworden ist."
1800 Briefe und Zettel hat allein Goethe geschrieben, doch nicht nur das, vor allem das Wie fasziniert bis heute nicht nur die männliche Nachwelt:
"Jeden Morgen kam er aus seinem Gartenhaus oder von sonst woher, brachte einen neuen Kohlrabi oder einen Salat oder Rosen, heftete einen Zettel hin und sagte, ich habe nachts den Stern da oben gesehen und ich wusste, du schaust auf den gleichen Stern und da wusste ich, dass ich dich liebe. Jeder Teenager verwendet das Bild, aber irgendwann ist es zum ersten Mal gesagt worden."
Goethe, die Briefe und Charlotte, das alles gehört zum Schauplatz Weimar. Das alte Haus der Frau von Stein gehörte der Stadt. Als vor Jahren dringend ein Investor gesucht wurde, fand sich niemand, der denkmalgerecht das Gebäude von innen wie außen sanieren wollte, sagt Weimars Oberbürgermeister Stefan Wolf. Also bekam damals der spanische Investor Juan Bofill den Zuschlag, der Einzige, der umfangreich sanieren wollte. Der Haken war nur: Bofill, Konservator des Königlich-Spanischen Kunstrates, wollte dann im sanierten Haus nicht irgendetwas zeigen, sondern die Kunst von Salvador Dalí.
Ein Sturm der Entrüstung ging damals (vor drei Jahren) durch das klassische Weimar, doch es nützte nichts. Das Gebäude wurde verkauft, die Genehmigungen erteilt und seit drei Jahren hat sich aus Sicht vieler nichts getan. Und auch der Investor hätte nicht, wie vertraglich vereinbart, seine Leistungen termingerecht erbracht. Konnte er auch nicht, beschwichtigt Weimars Oberbürgermeister.
Stefan Wolf: "Man kann ihm daraus keinen Vorwurf machen, weil es von den Denkmalbehörden verursacht wurde."
Es habe mehr Zeit gekostet als geplant, sagt er. Genehmigungen und die Kosten für den Auszug der Mieter. All das sei bezahlt worden, in bar. Wie viel, darüber herrscht Schweigen. Doch ordnungsgemäß, beschwichtigt der Oberbürgermeister. Nun entbrennt der Ärger aufs Neue und die Frage, ob es der Investor überhaupt ernst meint, wenn so viel Zeit verstrichen ist. Und ob die Kunst des spanischen Surrealisten Dalí tatsächlich nach Weimar passt, ein Franco-Diktatur-Verehrer, ein Künstler, dessen Landschaften mit Bohne und tropfenden Uhren überall hängen, als Billig-Drucke.
Zweifel werden laut und der Wunsch, die Gunst der Stunde zu nutzen, sich in Weimar zusammenzuraufen und Dalí irgendwie zu verhindern. Der Oberbürgermeister lehnt sich zurück.
Stefan Wolf: "Deshalb ist die Verhandlung jetzt: Fristverlängerung unter welchen Umständen und natürlich kann der Investor auch darüber nachdenken, ob er auch einen anderen findet, der an seiner Stelle tätig wird und da gibt es natürlich Interessenten. Und da müssen der Investor und diese Interessenten miteinander verhandeln."
Das passiert offenbar derzeit hinter den Kulissen. Selbst über einen Rückkauf wird spekuliert. Auch die Klassik-Stiftung könnte sich vorstellen, das Haus für Stipendiaten zu nutzen und Büroräume einzurichten. Das wäre das eine, sagt Präsident Helmut Seemann:
"Wir brauchen alle erst einmal eine Klärung der rechtlichen Situation und dann, glaube ich, werden wir uns untereinander schnell einig werden. Wir werden also keinen Wettbewerb veranstalten, wo dann der eine dem anderen neidet, dass er jetzt das Haus der Frau von Stein nutzen darf."
Durchatmen, Innehalten und mit dem gemeinsamen Nachdenken neu beginnen, so nennt es Christoph Stölzl:
"Unsere Hochschule ist jetzt schon viel zu klein mit ihren Zimmerlein, wo geübt werden soll. Das heißt, wir haben Platzbedarf. Also wenn wir in dieses Haus der Frau von Stein hineingehen könnten mit der Alten Musik, das wäre wunderbar!"
Und noch etwas, das müsse jetzt endlich beachtet werden:
"Es muss unbedingt ein Gedenkort für diese Liebe dort entstehen. Ich finde, es ist wichtig."
"Das Haus der Frau von Stein ist ein legendärer Ort, der Schauplatz der wahrscheinlich berühmtesten, merkwürdigsten Liebesgeschichte der deutschen Literatur, wo das fast neunjährige, ganz enge Verhältnis – wie seelisch, wie physisch, das wissen wir nicht – zwischen unserem Genie Goethe und dieser faszinierenden Frau immerhin zu einem gewaltigen Text geworden ist."
1800 Briefe und Zettel hat allein Goethe geschrieben, doch nicht nur das, vor allem das Wie fasziniert bis heute nicht nur die männliche Nachwelt:
"Jeden Morgen kam er aus seinem Gartenhaus oder von sonst woher, brachte einen neuen Kohlrabi oder einen Salat oder Rosen, heftete einen Zettel hin und sagte, ich habe nachts den Stern da oben gesehen und ich wusste, du schaust auf den gleichen Stern und da wusste ich, dass ich dich liebe. Jeder Teenager verwendet das Bild, aber irgendwann ist es zum ersten Mal gesagt worden."
Goethe, die Briefe und Charlotte, das alles gehört zum Schauplatz Weimar. Das alte Haus der Frau von Stein gehörte der Stadt. Als vor Jahren dringend ein Investor gesucht wurde, fand sich niemand, der denkmalgerecht das Gebäude von innen wie außen sanieren wollte, sagt Weimars Oberbürgermeister Stefan Wolf. Also bekam damals der spanische Investor Juan Bofill den Zuschlag, der Einzige, der umfangreich sanieren wollte. Der Haken war nur: Bofill, Konservator des Königlich-Spanischen Kunstrates, wollte dann im sanierten Haus nicht irgendetwas zeigen, sondern die Kunst von Salvador Dalí.
Ein Sturm der Entrüstung ging damals (vor drei Jahren) durch das klassische Weimar, doch es nützte nichts. Das Gebäude wurde verkauft, die Genehmigungen erteilt und seit drei Jahren hat sich aus Sicht vieler nichts getan. Und auch der Investor hätte nicht, wie vertraglich vereinbart, seine Leistungen termingerecht erbracht. Konnte er auch nicht, beschwichtigt Weimars Oberbürgermeister.
Stefan Wolf: "Man kann ihm daraus keinen Vorwurf machen, weil es von den Denkmalbehörden verursacht wurde."
Es habe mehr Zeit gekostet als geplant, sagt er. Genehmigungen und die Kosten für den Auszug der Mieter. All das sei bezahlt worden, in bar. Wie viel, darüber herrscht Schweigen. Doch ordnungsgemäß, beschwichtigt der Oberbürgermeister. Nun entbrennt der Ärger aufs Neue und die Frage, ob es der Investor überhaupt ernst meint, wenn so viel Zeit verstrichen ist. Und ob die Kunst des spanischen Surrealisten Dalí tatsächlich nach Weimar passt, ein Franco-Diktatur-Verehrer, ein Künstler, dessen Landschaften mit Bohne und tropfenden Uhren überall hängen, als Billig-Drucke.
Zweifel werden laut und der Wunsch, die Gunst der Stunde zu nutzen, sich in Weimar zusammenzuraufen und Dalí irgendwie zu verhindern. Der Oberbürgermeister lehnt sich zurück.
Stefan Wolf: "Deshalb ist die Verhandlung jetzt: Fristverlängerung unter welchen Umständen und natürlich kann der Investor auch darüber nachdenken, ob er auch einen anderen findet, der an seiner Stelle tätig wird und da gibt es natürlich Interessenten. Und da müssen der Investor und diese Interessenten miteinander verhandeln."
Das passiert offenbar derzeit hinter den Kulissen. Selbst über einen Rückkauf wird spekuliert. Auch die Klassik-Stiftung könnte sich vorstellen, das Haus für Stipendiaten zu nutzen und Büroräume einzurichten. Das wäre das eine, sagt Präsident Helmut Seemann:
"Wir brauchen alle erst einmal eine Klärung der rechtlichen Situation und dann, glaube ich, werden wir uns untereinander schnell einig werden. Wir werden also keinen Wettbewerb veranstalten, wo dann der eine dem anderen neidet, dass er jetzt das Haus der Frau von Stein nutzen darf."
Durchatmen, Innehalten und mit dem gemeinsamen Nachdenken neu beginnen, so nennt es Christoph Stölzl:
"Unsere Hochschule ist jetzt schon viel zu klein mit ihren Zimmerlein, wo geübt werden soll. Das heißt, wir haben Platzbedarf. Also wenn wir in dieses Haus der Frau von Stein hineingehen könnten mit der Alten Musik, das wäre wunderbar!"
Und noch etwas, das müsse jetzt endlich beachtet werden:
"Es muss unbedingt ein Gedenkort für diese Liebe dort entstehen. Ich finde, es ist wichtig."