Troge: Das Arbeitsplatzargument zählt nicht

31.01.2007
Der Präsident des Umweltbundesamts, Andreas Troge, sieht im Gegensatz zur deutschen Automobilindustrie keine große Gefahr für Arbeitsplätze durch eine EU-Schadstoffrichtlinie für Kraftfahrzeuge. Das "Arbeitsplatzargument" werde von der Industrie seit Jahren immer dann angeführt, wenn sich im Umweltschutz etwas nennenswert bewege, betonte Troge im Deutschlandradio Kultur. Auch in der Chemikalienpolitik und bei der Einführung des Katalysators habe die Wirtschaft von drohenden Arbeitsplatzverlusten gesprochen.
Troge betonte ebenso, dass sich die deutsche Industrie wieder einmal zu spät um eine Entwicklung kümmere: "Es zeigt mal wieder: hätte man schon vor acht Jahren angefangen, sich an das anzupassen, was man zugesagt hat, würden wir gar nicht in diese Kalamität kommen, die jetzt die Automobilindustrie beschwört."

Troge kritisierte weiter, dass Effizienzsteigerungen beim Kraftstoffverbrauch stets für noch stärkere Motoren genutzt würden: "Das führt dann dazu, dass die Verbräuche doch recht hoch sind. Wir könnten wesentlich besser sein, wenn wir die Intelligenz unserer Ingenieure für das Spritsparen einsetzten."

Die geplante EU-Richtlinie verteidigte Troge. Bisher habe sich die Kommission auf die Verabredung der Automobilindustrie zur Schadstoffsenkung verlassen: "Jetzt greift sie zu rechtlichen Maßnahmen, zu Vorschriften, und ich glaube, da führt auch nichts dran vorbei, weil die europäische Automobilindustrie ihre Zusagen nicht erfüllt."

Troge kritisierte auch den Vorschlag von Industriekommissar Verheugen, die Automobilindustrie in den Emmissionshandel einzubeziehen: "Wenn ich sehe, wie das Gerangel der deutschen Industrie jetzt um den Emmissionshandel bei Kraftwerken und Industrieanlagen ist, dann rate ich davon ab." Solange die Zertifikate unentgeldlich zugeteilt würden, gebe es die Situation, "dass sich die hungrigen Hunde um den Fressnapf versammeln und immer mehr wollen."