Tristan in Frankreich

Der Name irritiert und wirkt fast antiquarisch, lässt eigentlich auf Tradition mit grauem Zopf denken. Der Alltag sieht ganz anders aus: Der etwa 200 Jahre alte Klangkörper wirkt im Erscheinungs- und im Klangbild erstaunlich jung, wartet mit modernen Programmen auf und gibt sich quer durch die Musikgeschichte höchst flexibel. Entstanden ist es als Orchester der bürgerlichen Oper gegen Ende des 18. Jahrhunderts, es wurde Konzertorchester des 1808 gegründetet "Frankfurter Museums", eines Zusammenschlusses kultur- und kunstinteressierter Frankfurter Bürger.
Wagner trifft direkt auf Messiaen, das geht dramaturgisch auf, das passt auch musikalisch!
Paolo Carignani hat das Programm also noch einmal verdichtet und bettet die Turangalila-Sinfonie in Vorspiel und Liebestod aus dem Tristan ein.
Olivier Messiaens opulente "Turangalila" ist ein wahres Liebeslied, ein Freudenhymnus, der exotische Name ist dem Sanskrit entlehnt und spielt mit der Bedeutungsvielfalt von Bezeichnungen für "Spiel" und "Liebe". Spiel im Sinne einer göttlichen Einwirkung auf die kosmische Ordnung, im Sinne der Kreislaufes von Erschaffung und Zerstörung, somit auch als Spiel von Leben und Tod. Dann bedeutet dieses "Lila" auch Liebe, "Turanga" dann meint die rasch vergehende Zeit, die wie ein Strom verrinnt, meint aber auch Rhythmus und Bewegung. Messiaens Sinfonie ist also ein Liebeslied, eine Hymne an die Freude, an Zeit, Bewegung, Rhythmus, Leben und Tod.
All diese Beziehungsfelder spielten auch für Richard Wagner eine Rolle, als er eine neue Oper schrieb: "Liebe! Liebe! Tiefste Seelenfreude" wollte er im Tristan auf den Punkt bringen: "Da ich nun aber doch im Leben nie das eigentiche Glück der Liebe genossen habe, so will ich diesem schönsten aller Träume noch ein Denkmal setzen, in dem vom Anfang bis zum Ende diese Liebe sich einmal so recht sättigen soll: Ich habe im Kopfe einen Tristan und Isolde entworfen!"
Wir wissen, dass es auch einen konkret menschlichen Hintergrund gab, die komplizierte Beziehung zu Mathilde Wesendonck, in der es eigenltich auch wieder nur um einen Menschen ging, um Richard Wagner.



Live aus der Alten Oper Frankfurt

Richard Wagner
Vorspiel aus "Tristan und Isolde"

Olivier Messiaen
"Turangalila", Sinfonie für Klavier, Ondes Martenot und großes Orchester

Richard Wagner
Liebestod aus "Tristan und Isolde"


Michaela Schuster, Sopran
Markus Bellheim, Klavier
Valérie Hartmann-Claverie, Ondes Martenot
Museumsorchester Frankfurt
Leitung: Paolo Carignani