Triest als Krimi-Schauplatz
Bevor er sich ganz in Triest niederließ, pendelte der Mitbegründer des Berlin-Verlags und Krimi-Autor Veit Heinichen zwischen Berlin und der italienischen Hafenstadt. Ihre bewegte Geschichte spielt auch in seinem vierten Roman mit Kommissar Proteo Laurenti eine wichtige Rolle.
Wer das letzte Jahrhundert in Triest verbracht hat, besaß nacheinander sechs Pässe, ohne die Mittelmeerstadt ein einziges Mal verlassen zu müssen. Nur wenige Orte Europas haben eine solch bewegte Geschichte hinter sich. Wie in einer Drehtür wechselten sich die Nationen ab, bis schließlich der italienische Staat nach einem UN-Intermezzo 1954 die Macht übernahm.
Der Hafen brachte zudem zahllose Einwanderer aus dem Balkan und dem Mittelmeerraum in die Stadt, so dass Triest heute über 90 Ethnien aufweist – ein ebenso aufregendes wie brisantes Vielvölkergemisch, ein ideales Tableau für bunt gescheckte, verzwickte Kriminalgeschichten, wie sie sich der deutsche Schriftsteller Veit Heinichen seit einigen Jahren einfallen lässt.
Der ehemalige Mitbegründer des Berlin-Verlages, der lange Jahre zwischen seiner Wohnung in Triest und Berlin pendelte, bevor er 1999 aus dem Verlagswesen ausstieg und sich endgültig in der italienischen Hafenstadt niederließ, um sich nur noch dem Schreiben zu widmen, wählte durchaus vorsätzlich dieses Genre:
" … weil ich den Kriminalroman für ein sehr adäquates Mittel halte, um Gesellschaft zu beschreiben. Es ist heute so, dass wir auf jeder Seite der Tageszeitung mit einem Delikt konfrontiert werden, ob das schwarze Kassen sind in der Politik oder der übliche Korruptionssumpf, Bilanzfälschungen oder die Auswüchse der New Economy, das Plagiat in der Kunst oder das Doping im Sport, überall ermittelt ein Staatsanwalt. Und ich denke, auch über den Zusammenfall des sozialen Kontrakts, aber auch über den rasenden technischen Fortschritt, entstehen natürlich neue Geschäftsfelder auch für die globalisierte Kriminalität."
Da bietet sich Triest mit seinen weltweiten Handelsbeziehungen und erprobten Schmuggelwegen, seiner Nähe zum Balkan und dessen neuen Mafia-Strukturen als Schauplatz geradezu an. Keine Verbrechensform, die hier nicht vorkommt. Zudem spielt die bewegte Stadtgeschichte in Veit Heinichens viertem Roman 'Der Tod wirft lange Schatten' mit Kommissar Proteo Laurenti eine wichtige Rolle.
Vorerst scheint es nur um einen schlichten Todesfall zu gehen, in den eine junge Australierin mit Triester Vorfahren verwickelt ist. Doch dann erbt sie ein wertvolles Waffenlager aus dem Zweiten Weltkrieg. Der vermutliche Ex-Besitzer, ein Antiquar, ist noch im italienischen Faschismus erschossen worden.
Verknüpft mit dem bis heute ungeklärten Fall sind zwei weitere Geschichten: Der ermordete Antiquar besaß belastende Dokumente über prominente Politiker. Das Material ist in die Hände kroatisch-serbischer Erpresser gelangt und soll für einen Haufen Geld an einige Glatzköpfe übergeben werden.
Doch der Deal misslingt. Durch einen Zufall gerät Irina, eine junge Taubstumme, in den Besitz der kompromittierenden Unterlagen. Sie hofft, mit ihnen an Geld zu gelangen, um endlich dem Bettlerring entfliehen zu können, für den sie Nippes in Restaurants verkaufen muss. Als der eigensinnige Exgerichtsmediziner Galvano, ein Freund des Kommissars Proteo Laurenti, Irina bei sich aufnimmt, überschlagen sich die Ereignisse. Schließlich muss sich Laurenti auch noch um seine Geliebte kümmern, eine kroatische Staatsanwältin. Kein Wunder, dass er bisweilen etwas mürrisch und gestresst wirkt. Sympathisch bleibt er dennoch:
" Proteo Laurenti hat die ganz klassische Polizistenkarriere in Italien durchlaufen, und er ist jemand, der seinen Beruf sehr ernst nimmt, aber mit Sicherheit wenig korrumpierbar ist und ein ziemlicher Sturkopf und natürlich steht er mitten im Leben, wie das viele Polizisten in Italien zumindest tun, aber man sollte sich auch davon verabschieden, dass die Schimanski-Biographie das klassische Polizistenleben abbildet, denn der Lonesome Hero ist nur erzählerisch leichter zu handhaben – im wirklichen Leben existiert er weniger. "
Der unbestechliche Alltagsheld hat manch harte Nuss zu knacken, um die Verbindungen zwischen den Geschichten aufzudecken. Der Leser ist ihm stets einen Schritt voraus. Doch das ändert nichts am Vergnügen.
Der Hafen brachte zudem zahllose Einwanderer aus dem Balkan und dem Mittelmeerraum in die Stadt, so dass Triest heute über 90 Ethnien aufweist – ein ebenso aufregendes wie brisantes Vielvölkergemisch, ein ideales Tableau für bunt gescheckte, verzwickte Kriminalgeschichten, wie sie sich der deutsche Schriftsteller Veit Heinichen seit einigen Jahren einfallen lässt.
Der ehemalige Mitbegründer des Berlin-Verlages, der lange Jahre zwischen seiner Wohnung in Triest und Berlin pendelte, bevor er 1999 aus dem Verlagswesen ausstieg und sich endgültig in der italienischen Hafenstadt niederließ, um sich nur noch dem Schreiben zu widmen, wählte durchaus vorsätzlich dieses Genre:
" … weil ich den Kriminalroman für ein sehr adäquates Mittel halte, um Gesellschaft zu beschreiben. Es ist heute so, dass wir auf jeder Seite der Tageszeitung mit einem Delikt konfrontiert werden, ob das schwarze Kassen sind in der Politik oder der übliche Korruptionssumpf, Bilanzfälschungen oder die Auswüchse der New Economy, das Plagiat in der Kunst oder das Doping im Sport, überall ermittelt ein Staatsanwalt. Und ich denke, auch über den Zusammenfall des sozialen Kontrakts, aber auch über den rasenden technischen Fortschritt, entstehen natürlich neue Geschäftsfelder auch für die globalisierte Kriminalität."
Da bietet sich Triest mit seinen weltweiten Handelsbeziehungen und erprobten Schmuggelwegen, seiner Nähe zum Balkan und dessen neuen Mafia-Strukturen als Schauplatz geradezu an. Keine Verbrechensform, die hier nicht vorkommt. Zudem spielt die bewegte Stadtgeschichte in Veit Heinichens viertem Roman 'Der Tod wirft lange Schatten' mit Kommissar Proteo Laurenti eine wichtige Rolle.
Vorerst scheint es nur um einen schlichten Todesfall zu gehen, in den eine junge Australierin mit Triester Vorfahren verwickelt ist. Doch dann erbt sie ein wertvolles Waffenlager aus dem Zweiten Weltkrieg. Der vermutliche Ex-Besitzer, ein Antiquar, ist noch im italienischen Faschismus erschossen worden.
Verknüpft mit dem bis heute ungeklärten Fall sind zwei weitere Geschichten: Der ermordete Antiquar besaß belastende Dokumente über prominente Politiker. Das Material ist in die Hände kroatisch-serbischer Erpresser gelangt und soll für einen Haufen Geld an einige Glatzköpfe übergeben werden.
Doch der Deal misslingt. Durch einen Zufall gerät Irina, eine junge Taubstumme, in den Besitz der kompromittierenden Unterlagen. Sie hofft, mit ihnen an Geld zu gelangen, um endlich dem Bettlerring entfliehen zu können, für den sie Nippes in Restaurants verkaufen muss. Als der eigensinnige Exgerichtsmediziner Galvano, ein Freund des Kommissars Proteo Laurenti, Irina bei sich aufnimmt, überschlagen sich die Ereignisse. Schließlich muss sich Laurenti auch noch um seine Geliebte kümmern, eine kroatische Staatsanwältin. Kein Wunder, dass er bisweilen etwas mürrisch und gestresst wirkt. Sympathisch bleibt er dennoch:
" Proteo Laurenti hat die ganz klassische Polizistenkarriere in Italien durchlaufen, und er ist jemand, der seinen Beruf sehr ernst nimmt, aber mit Sicherheit wenig korrumpierbar ist und ein ziemlicher Sturkopf und natürlich steht er mitten im Leben, wie das viele Polizisten in Italien zumindest tun, aber man sollte sich auch davon verabschieden, dass die Schimanski-Biographie das klassische Polizistenleben abbildet, denn der Lonesome Hero ist nur erzählerisch leichter zu handhaben – im wirklichen Leben existiert er weniger. "
Der unbestechliche Alltagsheld hat manch harte Nuss zu knacken, um die Verbindungen zwischen den Geschichten aufzudecken. Der Leser ist ihm stets einen Schritt voraus. Doch das ändert nichts am Vergnügen.