Trash-Tosca mit Piepsstimme
Die Volksbühne Berlin hat in dieser Spielzeit das Musiktheater für sich entdeckt, um es in ihre typische Brachialästhetik einzukleiden. Sebastian Baumgartens "Tosca" macht da keine Ausnahme: Er entfacht ein Feuerwerk an Assoziationen, beim Zuschauer bleibt aber ein Gefühl von Berieselung.
Doch da sind sie, die wuchtigen ersten Akkorde von Puccinis "Tosca". Und sogar gespielt von einem richtigen Orchester, dem gar nicht so üblen Deutschen Filmorchester Babelsberg. Umgeben werden die vielen Originalzitate von allerlei Elektronikgewummer der Post-Rockband Tarwater und einem Gewühl an Bildern, Aktionen und Figuren, die zunächst eher am Rande mit dem Stück zu tun haben. Denn wir sind in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, wo in dieser Spielzeit das Musiktheater Einzug gehalten hat. Allerdings in einer der bekannt brachialen Ästhetik des Hauses angenäherten Form.
Sebastian Baumgarten entflammt ein Feuerwerk der Assoziationen. Tosca taucht per Video in einer typisch italienischen Talkshow auf, Polizeichef Scarpia ist eher ein Mafiaboss mit seltsamen Gefährten an seiner Seite, darunter ein Emir Nasir, der irgendwas mit Konflikten im Nahen Osten zu tun haben könnte. Der flüchtende Angelotti trägt Frauenkleider, der Maler Cavaradossi meistens Unterhosen.
All das - und vieles mehr - verwirrt und fügt sich nicht zusammen. Weshalb es wohl die beste Haltung dieser Aufführung gegenüber ist, gar nicht erst hinter die Bilder und Klänge schauen oder hören zu wollen. Berieselung ist wohl das Letzte, was sich Sebastian Baumgarten, der mit philosophischen Anspielungen um sich schmeißt, vorgestellt hat. Aber so funktioniert die Sache eben, als krawallig-anarchische Unterhaltung, als Trash-Tosca.
Denn es macht richtig Spaß, Kathrin Angerer zuzusehen, wie sie mit Piepsstimmchen und kurzen Kleidchen ihr Naivchen-Image erfüllt und unterwandert, vom Popstern zur Bitch sich sekundenschnell verwandelt und wahrhaftig die berühmte Arie "Vissi d´arte" singt. Und schon vorher sich noch über Puccinis "Bohème" her machte, in dem sie ihre Hände in einen Muff steckte und Blut über den Tisch spuckte. Die Melodie müssen die Zuschauer schon erkennen und auch wissen, dass es sich hier um die Geschichte einer Schwindsüchtigen handelt. An der Volksbühne hat man nur Spaß, wenn noch ein bisschen Bildungsbürger in einem steckt.
Auch Lars Rudolph ist eine hinreißende Antibesetzung als Cavaradossi. Der schmale Kerl mit der kratzigen Nölstimme, die manchmal an einen bekifften Klaus Kinski erinnert, gibt dieser Prachtpartie für italienische Tenöre ganz neue Akzente. Sehr schön die Szene, wenn er mit Tosca vor einer Leinwand virtuell Federball spielt. Da erklärt sich sogar mal eine Regieidee, das Versacken in einer Computerspielwelt gegen den Realismus der "Tosca" zu setzen, die ja zu ihrer Zeit durch ruppige Klangeffekte und brutale Thematik mit aller Operntraumverlorenheit brach.
Die Volksbühnen-Tosca ist schon ein interessanter Theaterabend, aber eben für den speziellen Geschmack, maßlos in den Mitteln, unklar in den Aussagen, aber spielerisch stark.
Sebastian Baumgarten entflammt ein Feuerwerk der Assoziationen. Tosca taucht per Video in einer typisch italienischen Talkshow auf, Polizeichef Scarpia ist eher ein Mafiaboss mit seltsamen Gefährten an seiner Seite, darunter ein Emir Nasir, der irgendwas mit Konflikten im Nahen Osten zu tun haben könnte. Der flüchtende Angelotti trägt Frauenkleider, der Maler Cavaradossi meistens Unterhosen.
All das - und vieles mehr - verwirrt und fügt sich nicht zusammen. Weshalb es wohl die beste Haltung dieser Aufführung gegenüber ist, gar nicht erst hinter die Bilder und Klänge schauen oder hören zu wollen. Berieselung ist wohl das Letzte, was sich Sebastian Baumgarten, der mit philosophischen Anspielungen um sich schmeißt, vorgestellt hat. Aber so funktioniert die Sache eben, als krawallig-anarchische Unterhaltung, als Trash-Tosca.
Denn es macht richtig Spaß, Kathrin Angerer zuzusehen, wie sie mit Piepsstimmchen und kurzen Kleidchen ihr Naivchen-Image erfüllt und unterwandert, vom Popstern zur Bitch sich sekundenschnell verwandelt und wahrhaftig die berühmte Arie "Vissi d´arte" singt. Und schon vorher sich noch über Puccinis "Bohème" her machte, in dem sie ihre Hände in einen Muff steckte und Blut über den Tisch spuckte. Die Melodie müssen die Zuschauer schon erkennen und auch wissen, dass es sich hier um die Geschichte einer Schwindsüchtigen handelt. An der Volksbühne hat man nur Spaß, wenn noch ein bisschen Bildungsbürger in einem steckt.
Auch Lars Rudolph ist eine hinreißende Antibesetzung als Cavaradossi. Der schmale Kerl mit der kratzigen Nölstimme, die manchmal an einen bekifften Klaus Kinski erinnert, gibt dieser Prachtpartie für italienische Tenöre ganz neue Akzente. Sehr schön die Szene, wenn er mit Tosca vor einer Leinwand virtuell Federball spielt. Da erklärt sich sogar mal eine Regieidee, das Versacken in einer Computerspielwelt gegen den Realismus der "Tosca" zu setzen, die ja zu ihrer Zeit durch ruppige Klangeffekte und brutale Thematik mit aller Operntraumverlorenheit brach.
Die Volksbühnen-Tosca ist schon ein interessanter Theaterabend, aber eben für den speziellen Geschmack, maßlos in den Mitteln, unklar in den Aussagen, aber spielerisch stark.