Trash-Filme

So schlecht, das ist Kult!

Bud Spencer (l.) und Terence Hill bei den Dreharbeiten zum Film "Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle" von 1973
Bud Spencer und Terence Hill bei den Dreharbeiten zum Film "Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle" von 1973 © imago/Granata Images
Von Simon Schomäcker · 11.08.2016
"Das war so blöd, dass es schon wieder gut war." So lautet das klassische Urteil über schlechte Filme. Mittlerweile befasst sich sogar die Wissenschaft mit der Leidenschaft für Trash-Filme.
Außerirdische beleben einen verstorbenen alten Mann wieder. Der steigt daraufhin aus seinem Grab – offensichtlich völlig unbeschwert und schnell. Das ist eine bekannte Szene aus "Plan 9 aus dem Weltall" von 1959. Kritiker sprechen hierbei von dem "schlechtesten US-Film aller Zeiten". Umgangssprachlich ist es einfach ein Trashfilm-Klassiker.
"Es sind schlechte Filme, die sind manchmal schlecht gespielt, die Effekte wirken stümperhaft, die Kulissen sind billig, die Dialoge sind peinlich. Es sind Filme, die eben anders sind als der Mainstream, die dadurch vielleicht auch mal Überraschendes bereitstellen."
Sagt Keyvan Sarkhosh, Filmwissenschaftler am Frankfurter Max-Planck-Institut. Er hat sich in einer Studie mit Trashfilmen und ihrem Publikum beschäftigt. Sehr wichtig war für ihn die Frage nach dem Bildungsniveau.
"Letztendlich fand ich hier die Ergebnisse sehr interessant: 75 Prozent aller Teilnehmer haben angegeben, dass sie mindestens Abitur haben, wenn nicht sogar einen höheren Bildungsabschluss – also einen Uni-Abschluss, bis hin zur Promotion."
Was die Teilnehmer von Sarkhoshs Studie auch verbindet, ist eine gewisse Ironie, mit der sie die Filme betrachten. Sehr beliebt: die "Sharknado"-Reihe.
Haie wirbeln durch die Luft, dringen in Gebäude ein und schnappen zu, wo sie nur können. "Sharknado" spricht ein breites Publikum an. Das weiß Meike Hynd, Inhaberin einer Videothek in Gelsenkirchen, aus eigener Erfahrung.
"Man sagt ja, der Film war so blöd, dass er schon wieder gut war. Und das hört man ja immer wieder: Das sind so Filme, die muss man gesehen haben, um einfach mitsprechen zu können."

Fanzeitschriften im Trash-Horor-Genre

Bei Trashfilm-Fans geht es jedoch weit über das einfache Mitsprechenwollen hinaus. Sie diskutieren ausführlich über Neuerscheinungen, deren Handlung und ästhetische Gestaltung, sagt Keyvan Sarkhosh:
"Es gab schon früher Fanzeitschriften, sogenannte Fanzines, wo vor allem im Trash-Horror-Genre sich die Fans dann ausgetauscht haben über ihr Erleben. Das Ganze ist in den letzten Jahren natürlich vermehrt ins Internet gewandert und es gibt eine Vielzahl von Blogs, wo Laien fast schon mit dem Anspruch eines Filmkritikers über diese Filme schreiben und bewerten.
Auf diesen Blogs stöbert auch Videothekarin Meike Hynd regelmäßig, bevor sie neue Filme bestellt.
"Ich gucke halt, was mehrere Leute, wenn die den Film schon gesehen haben, darüber schreiben. Und wenn jetzt zu 90 Prozent gesagt wird, das ist wirklich Müll, dann wird der auch nicht bestellt."

Produktionsfirmen haben Trash-Kult erkannt

Viele Trash-Filme sind eher unfreiwillig zu ihrer Bezeichnung gekommen. Bei Titeln wie "Sharknado" ist das aber durchaus Absicht. Denn die Produktionsfirmen haben den Trash-Kult längst erkannt.
"Die computeranimierten Haifische, das entspricht natürlich auch nicht dem Standard dessen, was heute mit Computertechnik möglich ist. Diese technischen Makel zu reproduzieren, ist natürlich eine Sache, die dann schon wieder einen breiten Geschmack bedient und letztendlich Kommerz ist."
Auch mit "Dead 7" erscheint im September 2016 so ein gewollter Trashfilm. Meike Hynd ist eigentlich überhaupt kein Fan von diesen Produktionen. Trotzdem freut sie sich auf den Streifen. Die Videothekarin ist nämlich in gewisser Weise vorbelastet.
"Das ist ein trashiger Horrorfilm, ein Zombiestreifen, der im Westernstil gemacht wurde. Und es vereinen sich die 90er-Boyband-Legenden der Backstreet Boys und N*Sync, um den Untoten den Kampf anzusagen. Und da ich mit N*Sync und den Backstreet Boys groß geworden bin, wäre das sogar ein Film, den ich mir angucken würde.
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