Eine Trans Person bei Mr. Gay Germany

Wie man Glamour mit Aktivismus verbindet

04:46 Minuten
Porträt von Max Appenroth mit einer Perlenkette um den Hals.
Max Appenroth ist die erste Transperson im Wettbewerb um den Mr. Gay Germany. © Sophia Emmerich
Von Mandy Schielke · 18.12.2021
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Beim Finale von Mr. Gay Germany in Köln gibt es eine Premiere: Eine Trans Person ist erstmals beim Wettbewerb dabei. „Es geht mir darum zu zeigen, wie vielfältig Männlichkeit ist“, sagt Max Appenroth. Gewinnen will er natürlich auch.
„Grundsätzlich, würde ich sagen, bin ich eine gut aussehende Person, habe einen Vollbart, habe einen breiten, muskulösen Körper und das ist schon so, dass die Leute mich dann prinzipiell erst mal in die männliche Kategorie stecken“, sagt Max Appenroth.
„Aber auf der anderen Seite ist da eben auch die ganze Art und Weise, wie ich mich gebe, wie ich mich bewege. Ich meine, das kann man jetzt im Radio leider nicht sehen. Oder auch, dass ich mir zum Beispiel gerne die Nägel lackiere oder auch mal ein Augen-Make-up auflege. Ich finde es schön, Farbe ins Leben zu bringen.“

Kampagne mit ernstem Anliegen

Max Appenroth ist 35 Jahre alt und will gewinnen. Und dabei geht es bei der Wahl zum Mr. Gay Germany inzwischen gar nicht mehr nur ums Aussehen. Alle, die mitmachen, haben auch eine inhaltliche Kampagne, müssen Interviews führen, oder in einer „TikTok-Challenge“ beweisen, wie sie ihre Anliegen rüberbringen.
„Meine Kampagne, die ich jetzt speziell für diesen Contest ins Leben gerufen habe, nennt sich 'Proud to be alive'. Und ich möchte mit dieser Kampagne auf die hohe Suizidrate unter queeren Jugendlichen und jungen Erwachsenen aufmerksam machen“, erklärt Max Appenroth.
„Weil das leider ein wahnsinnig schwieriges Thema auch für unsere Community ist: Unter Jugendlichen ist die Todesursache Nummer eins in Deutschland Suizid, das wissen viele Menschen nicht. Und das ist einfach noch mal viel höher bei Personen, die sich entweder als lesbisch, schwul, bi, trans oder inter identifizieren.“

„Ich bin deutlich mehr als nur Mann“

Max Appenroth ist in einem weiblichen Körper geboren und hat vor zwölf Jahren mit einer Hormontherapie – mit der Transition begonnen. Nun, so sagt Max es selbst, ist er weder Mann noch Frau.
Binäres Denken stellt Max dennoch infrage. Und doch macht er mit bei Mr. Gay Germany. Wie passt das zusammen?
„Ich fühle mich auf dem männlichen Spektrum tatsächlich ganz wohl. Aber ich sage halt auch immer, ich bin deutlich mehr als nur Mann. Und darum geht es mir: Das zu zeigen und zu repräsentieren, wie vielfältig Männlichkeit sein kann, aber eben auch, wie vielfältig und facettenreich die schwule Community ist“, erklärt Max.
„Dass diese eben nicht nur aus Männern besteht, die auch als solche geboren wurden, sprich aus Cis-Männern. Dass wir als Trans Personen schon immer Teil dieser Community waren und das, was wir erreicht haben, wo wir heute stehen in Deutschland, einfach maßgeblich mitgeprägt haben.“
Max Appenroth ist in Süddeutschland aufgewachsen, mit einem großen Bruder. Hat ursprünglich eine Tischlerlehre gemacht, später soziale Arbeit studiert.

Ich war permanent auf der Suche, ich war unruhig. Ich war ein bisschen rastlos, bis ich irgendwann festgestellt habe, ich suche nicht nach etwas, sondern ich suche mehr oder weniger nach mir.

Permanent gesucht, viel erreicht

Max hat inzwischen eine eigene Familie, eine Patchwork-Konstellation mit Mann, Kind und den beiden Müttern des Mädchens. Nicht am gleichen Ort, aber doch zusammen.
Max berät Firmen zu Fragen von Diversität, arbeitet an seiner Dissertation und veröffentlicht demnächst ein Kinderbuch. Auch darin geht es um die Wahrnehmung von Transidentitäten aus der Sicht eines Kindes.
Max hat schon viel erreicht: für eine Beratungshotline zur Suizidprävention beispielsweise 30.000 Euro Spenden eingesammelt. Und doch bleibt die Wahl zum Mr. Gay Germany eben auch ein Schönheitswettbewerb. Heute Abend nun muss der glamouröse Teil des Contests absolviert werden: Ein Auftritt auf dem Roten Teppich in Köln.
„Und da sollen wir uns jetzt ein Outfit überlegen – und das dann eben auf diesem Laufsteg präsentieren“, erzählt Max. „Da bin ich auch schon mal gespannt. Ich habe schon ein paar Ideen im Kopf, und es wird dann auch wieder tatsächlich eine kleine Mischung aus einem klassischen Anzug und schillernden silbernen Pailletten.“

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