Transgender in Dänemark

Nicht mehr "geisteskrank"

Bärtiger geschminkter Mann im Profil vor einer Regenbogenflagge.
Zu Hause im falschen Körper: Transgender-Menschen haben oft eine lange Leidensgeschichte © dpa / Ralf Hirschberger
Anne-Mette Gerdsen im Gespräch mit André Hatting und Marianne Allweiss · 01.06.2016
Dänemark schafft die Einstufung von Transgender-Menschen als geisteskrank ab. Der längst überfällige Schritt sei zwar wichtig - trotzdem warnt die Transgender-Beraterin Anne-Mette Gerdsen: Die Neuregelung könnte die Finanzierung von medizinischen Behandlungen gefährden.
Nicht immer ist die gefühlte Identität im Einklang mit dem Geschlecht, manchmal fühlt sich ein Mann auch in seinem Inneren als Frau - und umgekehrt. Transgender haben es in der Gesellschaft deshalb schwer, werden verunglimpft und als unnormal beschimpft.
Selbst in den nationalen Gesetzen wird oft von einer Geisteskrankheit gesprochen. Dänemark macht damit nun zum 1. Janur 2017 jedoch Schluss. Und auch die WHO will über eine Änderung ihrer Bewertung beraten.

Unterstützen die Kassen weiter eine Geschlechtsumwandlung?

Anne-Mette Gerdsen, Leiterin der Beratungsstelle der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität sieht in dem Schritt der Dänen zwar einen Fortschritt, bleibt aber zurückhaltend: "Wir freuen uns schon, aber ich denke, es ist noch kein Grund zum Feiern."
Die Frage sei, wie das Land weiter mit Betroffenen umgehe: "Bekommen die zum Beispiel Behandlungen, wie das bei uns in Deutschland üblich ist? Oder wird das im Zuge dieses Gesetzes einfach unter den Tisch fallen gelassen?"
Oft sei es nur dann möglich, sich von den Krankenkassen medizinische Behandlungen wie geschlechtsangleichende Maßnahmen bezahlen zu lassen, wenn zuvor ein Krankheitsbild diagnostiziert worden sei, so Gerdsen. Die Abschaffung dieser Einstufutung sei daher eine "ganz gefährliche Gratwanderung": "Natürlich möchten wir nicht als geisteskrank gelten. Andererseits besteht eine berechtigtes Interesse Leistungen von den Krankenkassen zu erhalten."
Werde ein Gesetze geändert, müsse "ganz akkurat daran gearbeitet werden", wie Transgender-Menschen weiter unterstützt würden.
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