Tragisch und komisch auf der Bühne
Die Schauspielerin Katja Paryla ist mit 73 Jahren gestorben. Die in der Schweiz geborene Paryla war in den 50er Jahren nach Ost-Berlin gezogen und hatte unter anderem Engagements an der Volksbühne, am Maxim Gorki Theater, am Deutschen Theater und am Schiller Theater.
1940 geboren in Zürich, mit sechs Jahren mit der Familie nach Wien und mit 16 nach Ostberlin übergesiedelt, wurde Katja Paryla in der DDR eine bekannte Schauspielerin von intensiver eigener Art. Erst einmal aber studierte sie Mode und malte, bis die aus einer berühmten Schauspielerfamilie stammende dann doch an die Ernst-Busch-Schauspielschule ging:
"Was ganz anderes als Theater oder was damit zu tun hat, hätte ich eigentlich nie machen wollen. Ich wollte immer Geschichten erzählen, - also auch wenn ich Bilder gemalt hatte, waren es immer Geschichten."
Die Theatergeschichten-Erzählerin Katja Paryla war zunächst an der Volksbühne engagiert, wo sie unter anderem in Benno Bessons Inszenierung von Peter Hacks "Moritz Tassow" spielte, dann wechselte sie für elf Jahre ans Maxim Gorki Theater. Die richtig großen Rollen bekam die Schauspielerin, die durch Kinderserien im Fernsehen republikweit bekannt wurde, am Theater bis dahin aber nicht.
"Was ganz anderes als Theater oder was damit zu tun hat, hätte ich eigentlich nie machen wollen. Ich wollte immer Geschichten erzählen, - also auch wenn ich Bilder gemalt hatte, waren es immer Geschichten."
Die Theatergeschichten-Erzählerin Katja Paryla war zunächst an der Volksbühne engagiert, wo sie unter anderem in Benno Bessons Inszenierung von Peter Hacks "Moritz Tassow" spielte, dann wechselte sie für elf Jahre ans Maxim Gorki Theater. Die richtig großen Rollen bekam die Schauspielerin, die durch Kinderserien im Fernsehen republikweit bekannt wurde, am Theater bis dahin aber nicht.
Lebensgefährtin des Regisseurs Lang
Als sie 1978 ans Deutsche Theater wechselte, wurde sie die Protagonistin und Lebensgefährtin des Regisseurs Alexander Lang. In dessen weder psychologisierenden noch einem ausrechenbaren Realismus folgenden Inszenierungen, die von Assoziationsreichtum und körpersprachlichen Verfremdungen geprägt waren, schrieben Parylas Darstellungen großer Frauengestalten Theatergeschichte, - nicht nur ostdeutsche. Katja Paryla war keine extrovertierte Schauspielerin, sondern sie komprimierte ihre Intensität und Kraft in der Essenz einer Figur.
Ihre Frauen, ob die Titania aus Shakespeares "Sommernachtstraum", ob Goethes Iphigenie, Euripides Medea oder die Alice aus Strindbergs "Totentanz", waren zugleich historische Zitate wie scharf umrissene moderne Frauenfiguren. Nach der Wende ging die Schauspielerin ans Schillertheater, arbeitete aber nach dessen Schließung ausschließlich als Regisseurin. Die sich auch von Brecht geprägt sah:
"Dieses ganz starke Aneinandersetzen von Gegebenheiten, und daraus nachher eine ganze Geschichte entwickeln, ist für mich das spannendste am Theater. Also nicht unbedingt, dass sich eines aus dem anderen ergibt, sondern dass es sich eigentlich aus den Gegensätzen, durch die Kontraste ergibt."
Sie war eine politisch bewusste Regisseurin, die aber nie politisierte, sondern eher versuchte, das tragische und komische auf der Bühne, ganz so wie im Leben, nicht voneinander zu trennen. So verstörte ihre komödiantische Inszenierung des sozialkritischen Stücks "Schmutziges Geschirr" von Nick Whitby Teile des Publikums:
"An diesem Stück hat mich interessiert, dass es derartig frech mit Entsetzen umgegangen ist, also mit der Ausbeutung von so und so viel armen Schweinen, die in so ‘ner Küche, so ´ner Pizzeria arbeiten, die aber vielleicht diese schwere Arbeit nur ertragen können, weil sie dazwischen tanzen und lachen und ihren Quatsch machen."
Widersprüche auch ästhetisch zeigen, menschliches Verhalten abbilden und zugleich die Darstellung komödiantisch brechen, das war es, was Katja Paryla als Regisseurin auszeichnete. Eine Regisseurin, die schließlich zunächst Oberspielleiterin am Nationaltheater Weimar und darauf, zwischen 2004 und 2008, Schauspieldirektorin in Chemnitz wurde, bis sie ans Düsseldorfer Schauspielhaus ging.
In den Fokus deutschlandweiter Aufmerksamkeit, so wie in ihrer großen Zeit am Deutschen Theater, geriet sie dabei aber nicht mehr. Katja Paryla, die nach der Wende erleben musste, dass das Theater zunächst seine große Bedeutung verlor, glaubte an dessen Zukunft:
"Es hat eine solche Chance in diesem großen Wust von Medien, von Technik, von allen Möglichkeiten, dass es eigentlich die schönste konservative Utopie ist, die es eigentlich überhaupt gibt. In einen Raum zu kommen, wo Menschen lebend auf der Bühne stehen oder unten, jedenfalls ein Theater vorspielen. Also ich glaube, dass das etwas so tolles ist, ja dass wir noch gar nicht wissen, dass das noch wie ´ne Oase sein wird."
Ihre Frauen, ob die Titania aus Shakespeares "Sommernachtstraum", ob Goethes Iphigenie, Euripides Medea oder die Alice aus Strindbergs "Totentanz", waren zugleich historische Zitate wie scharf umrissene moderne Frauenfiguren. Nach der Wende ging die Schauspielerin ans Schillertheater, arbeitete aber nach dessen Schließung ausschließlich als Regisseurin. Die sich auch von Brecht geprägt sah:
"Dieses ganz starke Aneinandersetzen von Gegebenheiten, und daraus nachher eine ganze Geschichte entwickeln, ist für mich das spannendste am Theater. Also nicht unbedingt, dass sich eines aus dem anderen ergibt, sondern dass es sich eigentlich aus den Gegensätzen, durch die Kontraste ergibt."
Sie war eine politisch bewusste Regisseurin, die aber nie politisierte, sondern eher versuchte, das tragische und komische auf der Bühne, ganz so wie im Leben, nicht voneinander zu trennen. So verstörte ihre komödiantische Inszenierung des sozialkritischen Stücks "Schmutziges Geschirr" von Nick Whitby Teile des Publikums:
"An diesem Stück hat mich interessiert, dass es derartig frech mit Entsetzen umgegangen ist, also mit der Ausbeutung von so und so viel armen Schweinen, die in so ‘ner Küche, so ´ner Pizzeria arbeiten, die aber vielleicht diese schwere Arbeit nur ertragen können, weil sie dazwischen tanzen und lachen und ihren Quatsch machen."
Widersprüche auch ästhetisch zeigen, menschliches Verhalten abbilden und zugleich die Darstellung komödiantisch brechen, das war es, was Katja Paryla als Regisseurin auszeichnete. Eine Regisseurin, die schließlich zunächst Oberspielleiterin am Nationaltheater Weimar und darauf, zwischen 2004 und 2008, Schauspieldirektorin in Chemnitz wurde, bis sie ans Düsseldorfer Schauspielhaus ging.
In den Fokus deutschlandweiter Aufmerksamkeit, so wie in ihrer großen Zeit am Deutschen Theater, geriet sie dabei aber nicht mehr. Katja Paryla, die nach der Wende erleben musste, dass das Theater zunächst seine große Bedeutung verlor, glaubte an dessen Zukunft:
"Es hat eine solche Chance in diesem großen Wust von Medien, von Technik, von allen Möglichkeiten, dass es eigentlich die schönste konservative Utopie ist, die es eigentlich überhaupt gibt. In einen Raum zu kommen, wo Menschen lebend auf der Bühne stehen oder unten, jedenfalls ein Theater vorspielen. Also ich glaube, dass das etwas so tolles ist, ja dass wir noch gar nicht wissen, dass das noch wie ´ne Oase sein wird."