Traditionen unterm Tannenbaum

Zu den liebsten Weihnachtstraditionen der Deutschen gehört auch ein ordentlicher Familienkrach. In China muss, wer weiße Weihnachten erleben will, ins Disneyland. Und in der Türkei hat man die Geburt Jesu gleich mit der Neujahrsfeier zusammengelegt.
Schneekugeln zum Selberbasteln
Von Pascal Fischer
Meist landen sie sofort im Papierkorb: All die geschäftlichen Weihnachtskarten mit ihren gestelzten Floskeln oder auf kreativ gemachten Pop-Up-Christbäumen. Dennoch ist dieser Brauch nicht totzukriegen. Zu sehr fürchten sich Unternehmen in der Vitamin-B-Wirtschaft offenbar, beim nächsten Auftrag leer auszugehen. Dabei wird nirgendwo so herrlich daneben gegriffen wie bei saisonal getrimmter Geschäftspost. Eine Warnung.

Kein Fest ohne Zwist
Von Julia Macher
Hausmusik? Weihnachtsgans? Krippenspiel? Von wegen: Das weihnachtliche Lieblingsritual der Deutschen ist ein ordentlicher Familienkrach. Umfragen zufolge erwartet jeder fünfte Deutsche statt ein besinnliches Beisammensein unterm Tannenbaum den Streit mit den Lieben: 21 Prozent ärgern sich über die Mutter, 17 Prozent über den Vater, 8 Prozent über die Geschwister. Unsere Autorin gehört zu keiner dieser Gruppen. Bei ihr streiten sich alle mit allen.

Tanzende Lebkuchen
Von Markus Rimmele
Hongkong ist, als chinesische Stadt, traditionell keine Weihnachtshochburg. Dafür verwandelt sich das Dineyland am Ort jedes Jahr in einen amerikanischen Kitschreigen aus tanzenden Lebkuchen, Nixen mit Weihnachtsmützen und einer täglichen Schneeparade aus Seifenschaum. Weil Disney-Weihnachten etwa einfach weiß sein müssen, werden sie weiß gemacht – auch wenn in Hongkong die durchschnittliche Höchsttemperatur im Dezember bei 21 Grad liegt.

Türkischer Truthahn
Von Fatih Kanalici und Luise Sammann
In der Türkei, könnte man denken, ist am 31.Dezember Weihnachten. Zum Neujahrsfest stellen die Geschäfte geschmückte Plastiktannen in ihre Schaufenster, verkaufen Lametta und singende Weihnachtsmänner. Und eine gute türkische Hausfrau macht Truthahn - ganz so, wie sie es im amerikanischen Fernsehen gesehen hat. Wer türkische Passanten also fragt, was eigentlich am 1. Januar los ist und wozu all der Festtagsschmuck, dann hört man: Das wäre wohl der Geburtstag von Jesu.