Trabrennsport

Neues Publikum für leere Bahnen

23:24 Minuten
Hooksiel 2019 Zieleinlauf.
Vor allem die kleinen Trabrennbahnen sind auf Zuschauer angewiesen. © Deutschlandradio / Heinz Schindler
Von Heinz Schindler · 13.02.2022
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Im ländlichen Raum muss sich der Trabrennsport neu erfinden. Die kleinen Bahnen haben durch die Ausfälle ihrer Veranstaltungen Verluste, die sie kaum ausgleichen können. Die Pandemie sorgt zudem für Nachwuchsproblem in diesem Sport.
Quakenbrück im Artland, westlich der Autobahn zwischen Oldenburg und Osnabrück gelegen. Am Rande der 14.000 Einwohnerstadt, die bundesweit durch Basketball bekannt geworden ist, liegt ein naturgeschütztes Gebiet: der Hasepark, benannt nach dem Fluss, der dieses Idyll umfließt.

Zwei Biotope liegen hier. Am Rande des Geländes steht die Holzhütte des Artländer Rennvereins und deutet darauf hin, dass dieses riesige Areal einmal im Jahr, Anfang September, eine zweite Nutzung hat: als Pferderennbahn, eine von vielen in den ländlichen Regionen Deutschlands.

Gut in Schuss – das Geläuf

Wenn man genau hinschaut, erkennt man das Oval der 1100 Meter langen Grasbahn. Sie ist gut in Schuss. Darum kümmern sich Ehrenamtliche zweimal wöchentlich, obwohl hier 2019 der bislang letzte Renntag stattfand. Jens Lampe, der Geschäftsführer des Artländer Rennvereins:
"Nichtsdestotrotz muss die Anlage weiter gepflegt werden, insbesondere das Geläuf. Wenn wir das zu kurz kommen lassen, dann haben wir Probleme, wenn wir dann tatsächlich wieder veranstalten müssen. So etwas kriegt man nicht kurzfristig wieder auf die Reihe."

Ascot-Atmosphäre in Quakenbrück

Der Blick auf das verwaiste Gelände weckt die Erinnerung an 7000 Besucherinnen und Besucher, an Volksfeststimmung, den Kutschenkorso und an die Trab- und Galopprennen. Dazu Bahnsprecher Werner Hansch – unverkennbar und unnachahmlich:
"Rechts knapp zehn Meter vor mir sehe ich eine charmante Dame mit einem wunderbaren Sommerhut. Die bringt uns quasi ein bisschen Ascot-Atmosphäre hierher nach Quakenbrück. – Dummes Zeug. Was brauchen wir Ascot? Wir sind in Quakenbrück, bitteschön!"
Die Coronapandemie führte dazu, dass in den letzten beiden Jahren keine Renntage stattfanden. Auch wenn das Ergebnis das gleiche war, so unterschieden sich die beiden Absagen voneinander, berichtet Jens Lampe:

Im Jahr 2020 war es schon so, dass uns relativ schnell klar war, dass unter den Gegebenheiten eine Veranstaltung per se nicht möglich war. Wir haben damals relativ schnell entschieden, dass wir uns allen anderen anschließen und eine Veranstaltung dann im September nicht durchführen können.

Jens Lampe, Artländer Rennverein

Unlösbare organisatorische Probleme

Doch auch die ersten Fortschritte in der Pandemiebekämpfung im Frühjahr ’21 stellten den Verein vor unlösbare Probleme, vor allem organisatorischer Art:
"Letztendlich haben wir, als wir uns intensiver mit dem Thema befasst haben, festgestellt, dass für uns als ländlicher Rennverein, der eigentlich nur von Ehrenamtlichen geleitet wird, wo nur Ehrenamtliche wirklich tätig sind, die Erarbeitung eines für unsere Verhältnisse angemessenen Hygienekonzeptes für uns eigentlich nicht darstellbar war und wir deshalb aus Kostengründen dann auch irgendwann gesagt haben: Wir gehen jetzt nicht in den Planungen weiter."
Die Umsetzung eines Hygienekonzeptes ist auch schwerlich vorstellbar auf einer weitläufigen Rennbahn. Die Rückverfolgung der Besucher oder die Vorlage eines Impfnachweises wären da noch das kleinste Problem gewesen:
"Es ist bei uns eine Freiluftveranstaltung, die auch davon lebt, dass die Menschen zusammen an den Rails stehen und den Pferden und den Fahrern oder Reitern zujubeln. Das dann zu kontrollieren und auf Abstandsregeln zu achten, also das wäre, glaube ich, für uns als Organisatoren kaum überwachbar gewesen und das war sicherlich ein wesentlicher Grund dafür, warum wir gesagt haben: So etwas ist für uns nicht durchführbar."

Regelkontrolle braucht Personal und verursacht Kosten

Es bräuchte mehr Personal, das auf die Einhaltung der Regeln achtet. Die Mehrkosten hierfür hätte man etwa durch eine Erhöhung der Eintrittspreise kompensieren können:
"Das kam für uns im Vorstand aber absolut nicht in Frage, dass wir beispielsweise 20 oder 25 Euro Eintritt für unsere Veranstaltung nehmen. Dafür haben wir vielleicht ein etwas anderes Publikum als auf den großen Meetings. Hier bei uns ist es so, dass wir noch einen Familienrenntag haben, wo viele Zuschauer für drei oder vier Stunden vor Ort sind, aber nicht die ganze Zeit von 12.30 Uhr bis 19.30 Uhr. Und dann ist ein Eintritt von 20 oder mehr Euro eigentlich nicht darstellbar."
Ein Bruchteil der Zuschauer bei einem Mehrfachen des Eintrittspreises – das wäre definitiv der Atmosphäre abträglich gewesen. Detlef Orth stellte lange Jahre als Rennsekretär an der Bahn in Dinslaken die Rennen zusammen und ist sportlicher Leiter beim Rennverein in Drensteinfurt: "Auf den C-Bahnen steht natürlich auch das Drumherum, die Kirmesatmosphäre größtenteils im Vordergrund."
Detlef Hilgen, Vorsitzender des Oldenburger Landesrennvereins in Rastede, sieht das ganz ähnlich. Die Atmosphäre ist das große Pfund:

Wir leben als kleine C-Bahn, so werden wir genannt, die Rennbahnen, die über Gras stattfinden, zu 80 Prozent von den Zuschauern, die die großen Bahnen nicht brauchen. Denn die leben vom Umsatz, vom Wettumsatz. Und der wird auch von außen getätigt.

Detlef Hilgen, Oldenburger Landesrennverein

Überfallartige Absagen für Rastede

Im Schlosspark von Rastede, einem Residenzort zwölf Kilometer nördlich von Oldenburg, liegt die wohl schönste der kleinen Rennbahnen im Norden, als Teil einer typisch ammerländischen Parklandschaft. Die Pandemie traf den Rennverein mitten in einer Phase der Erneuerung. Ein Generationswechsel war vollzogen worden.
Porträt von Detlef Hilgen, dem Vorsitzenden des Oldenburger Landesrennvereins in Rastede.
Detlef Hilgen, Vorsitzender des Oldenburger Landesrennvereins in Rastede.© Heinz Schindler
Detlef Hilgen ist Anfang 60. Nach langem Hin und Her hatte 2019 ein Renntag stattgefunden, der dem Verein Mut machte für die Zukunft. Dann wurde er ausgebremst:
"Die Absagen haben sich schon voneinander unterschieden. 2020 kam das ein bisschen überfallartig, weil wir noch nicht in der Vorbereitung waren, uns aber auch nicht drauf vorbereiten konnten, eine Absage zu tätigen. 2021 hatten wir da schon ein bisschen mehr Background."

Die Zuschauer vor Ort sind das Pfund der kleinen Bahnen

1000 zahlende Zuschauer müssen auf die Anlage kommen – das ist für C-Bahn-Veranstaltungen vergleichsweise wenig – damit ein Renntag wirtschaftlich ist. Darunter ist es sinnvoller, dann lieber gar nicht zu veranstalten. Zumal der kleine Oldenburger Landesrennverein mit seinen gerade einmal 25 Mitgliedern jeden Euro umdrehen muss:
"Und es war nicht darzustellen, das Hygienekonzept überhaupt umzusetzen, geschweige denn durchzuführen – Ablaufplan, Mitarbeiter, Kontrolle, eventuell Schnelltests mit allem Drum und Dran. Das hätte einen finanziellen Aufwand bedeutet, den wir nicht leisten konnten."
Der Vorsitzende Detlef Hilgen setzt darauf, dass sein Publikum nach drei Jahren nicht entwöhnt ist: "Nein, das glaube ich nicht. Andere Veranstaltungen finden ja auch nicht statt." Im Juni soll es wieder weitergehen. 110 Jahre wird es den Rennverein dann geben. Doch es ist – wie überall – eine Planung unter Vorbehalt.

Ein Renntag in Stove geht frühzeitig los

Traben wir noch ein wenig weiter Richtung Norden. In die Elbmarsch. Flaches grünes Land, durchzogen von Entwässerungsgräben. Gärtnereien und Gewächshäuser entlang der Hauptstraße, Obstbäume und die dazugehörigen Bauernhöfe etwas weiter zurückliegend. Hier liegt der Ort Stove – und zwischen dem kleinen Sandstrand an der Elbe und dem Deich die Rennbahn. Einmal im Jahr ist hier Hochbetrieb, erzählt der Vorsitzende des Stover Rennvereins, Carsten Fechner:
"Ein Renntag in Stove geht frühzeitig los. So gegen zehn kommen die ersten Gäste und im Laufe des Tages füllt sich natürlich der Platz unten. Die Schlangen an der Kasse werden immer länger, das ist immer ein freudiges Ereignis für uns. Die ersten Rennen werden gestartet, die Zuschauer gehen mit. Das Kinderprogramm wird sehr gut angenommen, unser 'Herr von Witzleben', unser Bahnsprecher, schafft es auch immer wieder, die Massen anzuheizen, sodass die Stimmung so gegen 14 Uhr schon auf dem Höhepunkt ist."

Es braucht 7000 Zuschauer für Preise und Kosten

Seit mehr als zwei Jahren ist dies alles Erinnerung. Die Bahn wird weiterhin gepflegt. Manche aber nutzen sie als Hundewiese: "Es ist schon sehr deprimierend, wenn man die Bahn kennt, wie sie frisch gemäht und im Saft steht. Wir hoffen, dass es ab dem nächsten Jahr wieder bergauf geht und wir wieder durchstarten können."
Und das heißt, zurück zum vollen Betrieb mit zwölf bis 16 Trab- und Galopprennen – und ohne behördliche Einschränkungen. Das wäre besonders wichtig:

Ja, mit reduzierten Zuschauerzahlen können wir gar nicht arbeiten, wir brauchen im nächsten Jahr viele Sponsoren, ein volles Haus, weil die Rennpreise ausgezahlt werden müssen. Und wenn 3000 Leute kommen oder 4000 zugelassen werden, das hilft uns als Verein gar nicht. Dann bleibt uns leider nichts weiter übrig, als das Rennen abzusagen. Wir brauchen so circa 7000.

Carsten Fechner, Stover Rennverein

Nicht alle Sponsoren, die einem Rennen ihren Namen geben, übernehmen auch dessen komplette Finanzierung. 30.000 Euro an Rennpreisen werden ausbezahlt, nur etwas mehr als die Hälfte wird von Geldgebern abgedeckt. Die Eintrittsgelder sollen diese Lücke füllen.
Ebenso soll aber aus den Einnahmen des Renntages auch das Geschäftsjahr finanziert werden. So wird übrigens nicht nur in Stove kalkuliert. Doch nach zwei Jahren ohne Veranstaltung und trotz der Unterstützung von der Gemeinde und Corona-Hilfen des Landes Niedersachsen stand ein Minus von jeweils 10.000 Euro, das nur nicht noch höher ausfiel aufgrund eigener Einsparmaßnahmen:
"Wir haben im Verein sehr stark reduziert. Unsere Trainerinnen der Voltigier-Abteilung haben auf ihre Aufwandspauschale verzichtet."
Seit 1874 besteht der Stover Rennverein. Wie lange noch? Carsten Fechner ist kein Träumer. Jeder weitere Rückschlag gefährdet die Existenz.

Ein Rennwochenende jährlich

Diese Sorgen teilt man in Bedburg-Hau am Niederrhein nicht. Der nächste Renntag soll auf jeden Fall stattfinden. Das Trainingszentrum Heisterfeldshof und der gleichnamige Rennverein sind zwar eigenständig organisiert. Aber Uwe Zevens leitet das eine und ist beim anderen Vorsitzender. Was sicherlich von Vorteil ist bei der umfangreichen Vorbereitung des Rennwochenendes, das seit 2006 einmal jährlich stattfindet:
"Ja, es ist nicht nur der Renntag an sich. Es ist auch die Vorbereitung. Wir benötigen zwei, drei Tage für Aufbau und so weiter. Wir sind nur eine kleine Mannschaft, die diesen Renntag Monate vorher durchorganisiert. Auch an den Tagen des Aufbaus sind wir nur eine kleine Anzahl. Und wir haben über den Tag gerechnet in den letzten Jahren zwischen 3000 und 4000 Besucher."
Uwe Zevens, Vorsitzender des Rennvereins in Bedburg-Hau
Uwe Zevens, Vorsitzender des Rennvereins in Bedburg-Hau© Deutschlandradio / Heinz Schindler
Die sollen auch im Sommer wieder an der Bahn stehen, ihre Wetten platzieren und ganz dicht am Geschehen sein, an einem Nachmittag auf dem Land das typische C-Bahn-Erlebnis haben, wie Detlef Orth aus Drensteinfurt es beschreibt:

Da wird das Pferd auch so ein bisschen als Pferd noch gesehen und wahrgenommen, nicht unbedingt als Leistungsträger. Und die Umsatzzahlen haben es in den letzten Jahren auch gezeigt: Diese C-Bahnen sind nach wie vor weiter im Aufschwung. Diese C-Bahn-Veranstaltungen sind Werbung für den Sport.

Detlev Orth aus Drensteinfurt

Besucherinnen und Besucher in Bedburg-Hau bezahlen fünf Euro Eintritt und erhalten dafür einen Wettgutschein in gleicher Höhe. So kann man kalkulieren, weil Sponsoren die Rennpreise komplett übernehmen. Anders gesagt: Die schwarze Null steht schon vor dem ersten Rennen.
Rennbahn am Heisterfeldshof in Bedburg-Hau.
Rennbahn am Heisterfeldshof in Bedburg-Hau.© Deutschlandradio / Heinz Schindler
Daher ist es für Uwe Zevens auch von großer Bedeutung, wie die Geldgeber mit ihren Unternehmen durch die Pandemie gekommen sind: "Wir hatten 2019 insgesamt 150 Sponsoren, 50 Prozent waren Friseure, Gastronomen, Boutiquenbesitzer und andere kleine Unternehmen. Natürlich sind die in den letzten zwei Jahren auch sehr stark betroffen von der Pandemie durch Lockdowns etc. Dann ist die Frage: Wie viele sind noch in der Lage, sponsoringmäßig unsere Renntage zu unterstützen?"

Ganz wichtig: Die Helfer bei der Stange halten

Im Hinblick auf den nächsten Renntag könnten sich noch ganz andere Fragen ergeben: Wie hält man die ehrenamtlichen Helfer bei der Stange? Gerade bei den Älteren unter ihnen sind zwei Jahre ohne Renntag auch zwei Lebensjahre. Können oder möchten sie noch helfen, oder aber haben sie entdeckt, dass sie die Freizeit anderweitig gestalten möchten? Nicht jeder mag ins Ungewisse planen. Es ist am Ende auch eine Frage der Motivation, sagt der 60-Jährige Uwe Zevens:

Man weiß jetzt gar nicht: Findet man überhaupt noch den richtigen Anfang, oder wie sieht der Anfang aus? Und weil dies auch alles so ungewiss ist, ist also die Planung für nächstes Jahr anders als die Planung der vergangenen Jahre, weil es irgendwie wieder Neuland ist.

Uwe Zevens, Rennverein Heistermannshof in Bedburg-Hau

Fast alle kleinen Bahnen hatten zwei Absagen

Zwei Absagen liegen hinter den meisten ländlichen Bahnen und den Rennvereinen. Lediglich der Renntag im münsterländischen Drensteinfurt und das Rennen im Watt vor Cuxhaven-Duhnen, ein Touristenmagnet, fanden unter Corona-Auflagen im ausgehenden Sommer statt.
Die neue Saison soll am Osterwochenende in Sonsbeck am Niederrhein beginnen. Ob es hier und anderswo ein Anknüpfen an die Zeit vor der Pandemie sein wird oder doch ein Neuanfang, das weiß niemand so richtig. Erste Anzeichen hat Carsten Fechner vom Stover Rennverein bereits vernommen:
"Ich hatte mich gerade mit einem Kollegen unterhalten und der meinte, dass die Amateurfahrer richtig zu kämpfen haben, dass es kaum noch Amateurrennen gibt. Wir hoffen natürlich, dass wenn wir ein Rennen starten, dass genug Pferde vorhanden sind, die dann auch zu uns kommen, um dann überhaupt solch eine Veranstaltung durchzuziehen."
Umso wichtiger ist es, die Termine für die Renntage auf den ländlichen Bahnen abzusprechen. Das koordiniert regional etwa der Verband Nordwestdeutscher Rennvereine bei seiner jährlichen Zusammenkunft. Detlef Hilgen in Rastede schaut dennoch optimistisch auf den nächsten Renntag seines Oldenburger Landesrennvereins: "Die Auswirkungen sind bestimmt da, weil wir rennpferdemäßig schlechter aufgestellt sind als vor zwei Jahren. Aber ich glaube trotzdem, die Veranstaltung in Rastede wird gut frequentiert."

Immer weniger Startpferde

Die Anzahl der Startpferde ist in Deutschland konstant rückläufig. Selbst auf den großen Bahnen des Landes fällt auch schon mal ein Renntag aus. Zudem sind die Rennen im Ausland höher dotiert, weil auch die Umsätze etwa in Schweden oder Frankreich ganz andere Dimensionen erreichen. Indem auf den C-Bahnen nur ein Renntag pro Jahr veranstaltet wird, sind die Rennen ein wenig besser dotiert als auf mancher großen Bahn, die Pferde aber oftmals nicht von so hoher Qualität.
Aufgrund der kürzeren Strecken und kleineren Kurven sind auch nicht die ganz hohen Geschwindigkeiten möglich, was aber selbst für die Fahrer nicht immer entscheidend ist, berichtet Jens Lampe vom Artländer Rennverein in Quakenbrück:
"Bei uns sind ja auch viele Amateurfahrer unterwegs, die dann die Gelegenheit und den Spaß daran haben, vor so vielen Zuschauern zu fahren; die als echte Hobbyfahrer dann nur am Wochenende und möglichst auch vor Publikum mit Freunden ihre Runden drehen. Das ist sicherlich dann eine spannende Frage, ob die alle bei der Stange bleiben, ob die alle ihr Pferd behalten."

Publikum als oft einzige Motivation der Amateurfahrer

Während die Berufsfahrer nach dem Lockdown auf den leeren großen Bahnen wieder starten durften, weil die Rennen offiziell Leistungsprüfungen im Rahmen der Pferdezucht sind, hatten Amateurfahrer das Nachsehen. Ihre Rennen durften nicht stattfinden. Und selbst als es wieder erlaubt war, gab es weniger Amateurrennen, um das Risiko der Veranstalter zu minimieren, sie kurzfristig wieder absagen zu müssen, falls sich die Auflagen geändert hätten:
Amateurfahrerinnen und -fahrer erhalten weder Lohn für die Fahrten noch einen Anteil an den Preisgeldern. Sofern sie aber zugleich Besitzer eines Pferdes sind, wurde ihr Hobby während der Pandemie zum Kostenfaktor. Uwe Zevens vom Rennverein Heistermannshof in Bedburg-Hau ist Trainer und Berufsfahrer, denkt aber natürlich über den eigenen Verein und die eigene Veranstaltung hinaus:

Diese zwei Jahre sind nicht nur für die C-Bahnen an sich, sondern für den Sport an sich sehr gravierend. Es gibt so viele Besitzer, die sich Pferde halten nur für diese C-Bahn-Rennen. Und jetzt zwei Jahre ohne C-Bahnrennen, ich hab das so intern mitbekommen, sind viele, die ihre Pferde jetzt schon zum Teil abgeschafft haben, weil es keine C-Bahn-Veranstaltungen gab. Ich glaube, dass durch diese zwei Jahre ohne C-Bahn-Veranstaltungen, durch diese zwei Jahre Pandemie, der Trabrennsport noch mal in eine Spirale kommt, die sich immer schneller dreht.

Uwe Zevens, Rennverein Heistermannshof in Bedburg-Hau

Dabei sind gerade die ländlichen Bahnen überaus lebendige Werbeträger für den Trabrennsport. Hier gewinnt er neue Anhänger, ob als Besucher oder Besitzer, vielleicht auch als Anteilseigner an einem Pferd, das Renngewinne für einen guten Zweck einfahren soll – ein neuer Trend.
Ob in Stove am Elbdeich, in Erbach im Odenwald, im bayerischen Pfarrkirchen oder in Bedburg-Hau am Niederrhein – die Veranstalter auf den ländlichen Bahnen haben für die neue Saison eine Wunschvorstellung: wenige oder gar keine behördlichen Beschränkungen, gutes Wetter sowie gut besuchte und noch besser bewettete Rennen.
Davon hängt so viel für sie ab.

(sru)

Eine Wiederholung vom 10. Oktober 2021.
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