Tourismus in Saudi-Arabien

Steht die Öffnung der Konservativen bevor?

08:08 Minuten
Felsgräber in der Wüste: das UNESCO-Weltebe Mada'in Salih bei Al-Ula.
Ein mögliches Reiseziel in Saudi-Arabien: das UNESCO-Weltebe Mada'in Salih bei Al-Ula. © picture alliance/Valery Sharifulin/TASS/dpa
27.09.2019
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Saudi-Arabien setzt seinen Reformkurs fort: Nun dürfen neben Pilgern und Geschäftsleuten auch weltliche Touristen ins Land. Das soll die Wirtschaft stärken. Aber das stellt das Land auch vor kulturelle Herausforderungen.
In Saudi-Arabien gibt es neuerdings wieder ein Kino. Und Frauen dürfen Auto fahren. Zum Reformkurs von Kronprinz Mohammed bin Salman gehört jetzt auch eine Tourismus-Offensive. Bisher durften nur Pilger und Geschäftsreisende ins Land, lange Zeit sperrten sich die Konservativen gegen weltliche Touristen im Land. Jetzt konnte sich der Kronprinz mit seinem Plan durchsetzen.
Nach Angaben des Tourismusdirektors will man den Anteil des Tourismus am Bruttoinlandsprodukt von drei auf zehn Prozent erhöhen. Hintergrund: Das Land will sich weniger von Öl und Gas abhängig machen und damit seine Wirtschaft stärken. Anlocken will das Saudi-Arabien vor allem Kulturinteressierte aus China, Japan, Europa und den USA. Die Zahl der Touristen soll von 40 Millionen auf 100 Millionen erhöht werden.

"Man muss skeptisch sein"

Dabei drücken auch die Sittenwächter ein Auge bei den Kleidervorschriften zu: Kopftuch und Umhang sind nicht mehr Pflicht. Allerdings sollen sich Frauen "dezent" anziehen. Allerdings bleibt Alkohol verboten. Die Historikerin und Islamwissenschaftlerin Ulrike Freitag sieht in dieser Art von "Verwestlichung" große Probleme auf das Land zukommen. Sie fragt sich, wie man bei 60 Millionen zusätzlichen Touristen auf Kleidervorschriften achten wolle. "Wie setzt man durch, dass sich Paare nicht an den Händen halten, auf offener Straße küssen? Das sind Dinge, die in der saudischen Gesellschaft absolut verpönt sind."
Ob sich durch den Tourismus auch die saudische Gesellschaft öffnet, daran hat Ulrike Freitag Zweifel. Es könne gewisse Öffnungseffekte haben, es könne aber auch zu Reaktionen kommen, sagt sie im Hinblick auf bewaffnete Gruppen im Land. "Man muss doch ein wenig skeptisch sein. Man hat auch gesehen, was Tourismus im Negativen in Ländern wie Tunesien und Marokko ausgelöst hat. Ich würde für die Saudis hoffen, dass sie das etwas behutsam angehen."
(leg)
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