Totimpfstoffe für Impfskeptiker?

Auch Proteinimpfstoffe werden heute mit Gentechnik hergestellt

07:42 Minuten
Ein Fläschchen Impfstoff von Novavax
Wann der Novavax-Impfstoff in der EU zugelassen wird, ist noch unklar, meint Infektiologe Leif Erik Sander. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS
Leif Erik Sander im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 19.11.2021
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Die neue Hoffnung mancher Impfzögerer heißt Novavax: Denn der Impfstoff, der in der EU zur Zulassung ansteht, arbeitet nicht auf mRNA-Basis, sondern mit einem Virusprotein. Aber auch da steckt Gentechnik drin, erklärt Infektiologe Leif Erik Sander.
Einen Totimpfstoff würden sie akzeptieren, sagen viele Corona-Impfskeptiker und -zögerer, etwa Sahra Wagenknecht. Bald könnte es so weit sein: Das US-Pharmaunternehmen Novavax hat eine Marktzulassung in der EU beantragt.
Leif Erik Sander, Leiter der Forschungsgruppe Infektionsimmunologie an der Berliner Charité, würde es zwar begrüßen, wenn sich dadurch mehr Menschen zur Impfung entschlössen. Gleichzeitig äußert er jedoch Skepsis, ob es tatsächlich so kommen wird. Denn die Wahrnehmung der Proteinimpfstoffe als althergebracht im Gegensatz zu den neuen mRNA-Impfstoffen ist seiner Ansicht nach nur zum Teil zutreffend.

Nanopartikel mit einem neuartigen Adjuvans

„Da ist natürlich schon ein bisschen was dran“, sagt Sander mit Blick darauf, dass das Prinzip, abgetötete Viren oder Virusbestandteile als Impfstoff zu nutzen, schon seit Langem angewendet wird. Aber: „Auch an den mRNAs wird, wenn man so will, schon seit den 1960ern geforscht.“
Außerdem würden die Totimpfstoffe nicht mehr so hergestellt wie früher:
„Diese neuen Proteinimpfstoffe werden auch gentechnisch rekombinant mit Gentechnik hergestellt, weil das modern, effizient und sehr präzise funktioniert. Und auch die Art, wie beispielsweise dieser neue Impfstoff von Novavax formuliert wird, da sind kleine Nanopartikel mit einem neuartigen Hilfsstoff, einem neuartigen Adjuvans.“
Insofern fürchte er, dass auch dieses Verfahren unter Impfskeptikern wieder für Kritik sorgt.

Zulassungtermin ist noch unklar

Auch sei noch unklar, wann der Novovax-Impfstoff tatsächlich auf den Markt kommen wird: „Wir warten eigentlich schon sehr lange darauf, und es hat sich immer wieder verzögert.“
Im Januar könnte es unter Umständen jedoch so weit sein. Zum Brechen der vierten Welle käme er dann aber zu spät.
Die jetzige Welle werde vermutlich alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen. "Man hat ein sehr hohes Infektionsrisiko, wenn man jetzt ungeimpft ist, auch ein hohes Erkrankungsrisiko.“
Vor diesem Hintergrund sei es hochriskant, jetzt auf den Totimpfstoff zu warten, warnt der Immunologe, zumal die bereits zugelassenen Impfstoffe "extrem sicher" und "sehr gut wirksam" seien.
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