Totes Theater
Als Franz Grillparzers Erstlingswerk "Die Ahnfrau" 1817 uraufgeführt wurde, ging ein Rausch des Entsetzens durch Wien. Eine Reaktion, die Matthias Hartmanns Inszenierung kaum provozieren wird, meint unser Rezensent.
Vor langer Zeit betrog die Ahnfrau ihren ungeliebten Mann und wurde von ihm erstochen. Nun hängt die Todeswaffe im gotischen Saal der Borotinschen Burg, in dem Graf Zdenko als letzter seines Geschlechts mit seiner jungen Tochter Berta haust, und die Ahnfrau geistert als Bertas Ebenbild, Unheil anzeigend, zwischen ihnen umher. Franz Grillparzer war 25, als 1816 seine "Ahnfrau" zu einem Riesenerfolg wurde. Nach der Uraufführung Ende Januar 1817 im Theater an der Wien hieß es, "es ging ein Rausch des Beifalls, aber auch des Entsetzens durch Wien". Das Stück kam, nicht nur durch eine umfangreiche Tournee der Meininger, als Repertoirestück des 19. Jahrhunderts zu Ehren. Dann aber wurde es vergessen.
Wer diese alte Scharteke ausgräbt, muss gute Gründe haben. Das langatmige, existentiell leidenschaftliche und bei der Lektüre mit unfreiwilliger Komik unterhaltende Stück klappert laut in seinen Unheils-Scharnieren, und seine vierfüßigen Trochäen helfen dem hochfahrenden und allzu hohl bedeutungsvoll klingenden Text eher nicht. Leider aber verrät uns Burgtheater-Intendant Matthias Hartmann mit seiner Inszenierung nicht, was ihn an diesem Stück interessiert. Weder präsentiert er uns eine konsequente Parodie des Genres, noch nimmt er es als Schicksalstragödie ernst. Er umspielt nur den Text.
Wer diese alte Scharteke ausgräbt, muss gute Gründe haben. Das langatmige, existentiell leidenschaftliche und bei der Lektüre mit unfreiwilliger Komik unterhaltende Stück klappert laut in seinen Unheils-Scharnieren, und seine vierfüßigen Trochäen helfen dem hochfahrenden und allzu hohl bedeutungsvoll klingenden Text eher nicht. Leider aber verrät uns Burgtheater-Intendant Matthias Hartmann mit seiner Inszenierung nicht, was ihn an diesem Stück interessiert. Weder präsentiert er uns eine konsequente Parodie des Genres, noch nimmt er es als Schicksalstragödie ernst. Er umspielt nur den Text.
Das Stück leidet am allzu bedeutungsvoll klingenden Text
Zwischen die Säulen des von Kerzen erleuchteten Kasinos sind Stühle hinter Pulte gestellt. Ignaz Kirchners Graf Borodin spricht die Regieanweisungen mit und führt das Publikum, zwischen Vorspiel und Vortrag, durchs Geschehen. Hier wird nicht Realismus geboten, sondern sich im Irgendwie von Stil und Bedeutung an Unterhaltung versucht.
Da spricht Kirchner mit hoher Stimme auch die Sätze seiner Tochter Berta, bis diese, ausgestattet mit Mehrtagebart und bodenlangem weißen Glitzerkleid, von ihrem Darsteller Maik Solbach mit zart gefühliger Stimme zwischen absichtlicher und unabsichtlicher Komik zum Klischee gemacht wird. Ihr darstellerischer Gegenpol ist Oliver Masucci als Jaromir von Eschen, der sie vor den Räubern rettete. Nun lieben sie sich heiß und werden einander vom Vater versprochen. Da Jaromir aber eigentlich ein mörderischer Räuberhauptmann ist, bewegt sich Masucci mit lauter und expressiver Übersteuerung durch die Rolle.
Hier spielt jeder zwischen Ernst und Unsinn, wie es ihm gefällt. So hampelt sich die Ahnfrau bei ihren stummen Auftritten in eine ausdruckstänzerische Lächerlichkeit. Natürlich gibt es auch etwas Video, und oft werden Texte von einem Darsteller erzählt und zugleich vom Musiker am Klavier gesungen - irgendwie muss eben Atmosphäre her. Für eine Groteske, in der sich der Räuber Jaromir auch noch als Borotins tot geglaubter Sohn entpuppt, der seinen ihm unbekannten Vater mit dem historischen Dolch der Ahnfrau ersticht. Am Schluss sitzt er mit dem ebenfalls toten Liebespaar in einer Stuhlreihe in der Gruft der Burg.
Das Publikum hielt sich an die offenkundigen Gags und driftete sonst in interesselose Gelassenheit ab. Matthias Hartmanns Inszenierung liefert nur Betriebsamkeitstheater zwischen leichtem Unsinn und schwer verkrampfter Sinnhaftigkeit. Nichts mehr von einem Rausch des Beifalls und des Entsetzens wie bei der Uraufführung, nur geduldiger Applaus. Eben totes Theater.
Da spricht Kirchner mit hoher Stimme auch die Sätze seiner Tochter Berta, bis diese, ausgestattet mit Mehrtagebart und bodenlangem weißen Glitzerkleid, von ihrem Darsteller Maik Solbach mit zart gefühliger Stimme zwischen absichtlicher und unabsichtlicher Komik zum Klischee gemacht wird. Ihr darstellerischer Gegenpol ist Oliver Masucci als Jaromir von Eschen, der sie vor den Räubern rettete. Nun lieben sie sich heiß und werden einander vom Vater versprochen. Da Jaromir aber eigentlich ein mörderischer Räuberhauptmann ist, bewegt sich Masucci mit lauter und expressiver Übersteuerung durch die Rolle.
Hier spielt jeder zwischen Ernst und Unsinn, wie es ihm gefällt. So hampelt sich die Ahnfrau bei ihren stummen Auftritten in eine ausdruckstänzerische Lächerlichkeit. Natürlich gibt es auch etwas Video, und oft werden Texte von einem Darsteller erzählt und zugleich vom Musiker am Klavier gesungen - irgendwie muss eben Atmosphäre her. Für eine Groteske, in der sich der Räuber Jaromir auch noch als Borotins tot geglaubter Sohn entpuppt, der seinen ihm unbekannten Vater mit dem historischen Dolch der Ahnfrau ersticht. Am Schluss sitzt er mit dem ebenfalls toten Liebespaar in einer Stuhlreihe in der Gruft der Burg.
Das Publikum hielt sich an die offenkundigen Gags und driftete sonst in interesselose Gelassenheit ab. Matthias Hartmanns Inszenierung liefert nur Betriebsamkeitstheater zwischen leichtem Unsinn und schwer verkrampfter Sinnhaftigkeit. Nichts mehr von einem Rausch des Beifalls und des Entsetzens wie bei der Uraufführung, nur geduldiger Applaus. Eben totes Theater.