Tore zum Himmel
Der Louvre öffnet den Weltvisionen des alten Ägyptens seine Pforten: „Les Portes du Ciel“ zeigt 350 Werke aus drei Jahrtausenden, die den Übergang vom Reich der Menschen zu dem der Götter thematisieren. Mumien, Grabbeigaben, Pharaonen-Statuen und vieles mehr findet der Besucher in dem berühmten Pariser Museum.
Das Leben der Menschen im alten Ägypten war von Himmelspforten bewacht und bestimmt. Pforten als materielle und immaterielle Schranken zwischen dem Leben der Menschen, der Toten und der Götter. Kurator Marc Etienne konzipierte diese himmlische Annäherung an die Kunstschätze und Weltanschauungen im alten Ägypten:
„Dieser Ausdruck ‚himmlische Pforten‘ bezeichnet die Türen, die den heiligen Schrein schließen, in dem die Götter-Statue aufbewahrt wird. Also die Grenze zwischen der Welt der Götter und der Welt der Menschen. In der Ausstellung bezeichnen wir damit den Übergang zwischen den unterschiedlichen Bereichen, die wir hier erörtern: das Universum, das Jenseits, die Grab-Kapelle, die Pforten des Tempels.“
Pyramiden, Pharaonen-Statuen, Mumien, Gold, Reliefs, Windhundgötter, Tierköpfe, Stelen, Hieroglyphen . . . Alles, was die Herzen von Ägypten-Liebhabern höher schlagen lässt, ist im Louvre versammelt.
Doch Kurator Etienne will keine offenen Türen einrennen, auch deshalb beginnt er süffisanterweise die Schau über die Himmelspforten mit einem der Göttin Isis gewidmeten monumentalen Tabernakel ohne Türen.
„Wo ich weniger offene Türen einrenne, das ist im Hinblick darauf, wie die Dinge zusammengestellt sind. Diese Zusammenstellung ist nicht üblich, wir zeigen hier neue Zusammenhänge zwischen den Objekten. Insofern ist diese Ausstellung verschieden von Ausstellungen, bei denen es um einen Standort oder eine Epoche geht.“
Die Louvre-Schau präsentiert keine Neuentdeckungen aus Luxor oder die Kunst unter Ramses II, sondern Kunstobjekte als Träger geistiger Inhalte, die sämtliche Dynastien überdauerten. Tausend Jahre und mehrere Hundert Kilometer trennen etwa eine fingergroße Göttin-Maat-Statue aus Bronze, ein aus dem Stoßzahn eines Nilpferds gearbeitetes, seltsam gebogenes Musikinstrument und ein kunstvoll aus Holz geschnitztes Fries, das Sonnengott Re in Gesellschaft von Kobra-Schlangen zeigt.
Alle drei Werke sind dem Universum der Sonne zugeordnet. Sie zeugen von der ägyptischen Vorstellung von der Erschaffung der Welt, als Gott Atum sich seiner selbst bewusst wird und aus den Urgewässern empor kommt. Ägyptische Visionen, die bis heute modern geblieben sind, bemerkt Marc Etienne:
„Das sind die gleichen Fragen, wie sie sich heute die Astrophysiker stellen: Woher kommt die Welt? Wie entstand sie? Auf Basis eines Tons oder etwas anderem? Die ägyptische Welt des Jenseits entspricht unseren zeitgenössischen Überlegungen. Gibt es ein Leben nach dem Tod? Existiert ein Paradies? Gibt es einen Ort, an dem wir nach dem Tod hingehen? Das sind Fragen der Ägypter, die bis heute nicht aufgehört haben ein Echo zu finden.“
Um in den ägyptischen Ober- und Unterwelten leichter den Überblick zu behalten, hat die Ausstellung jeder dieser Welten eine Farbe zugeordnet: Gelb für die Sonne, Blau für das nächtliche Reich des Todes und das göttliche Lapislazuli. Weiß für den Kalkstein der Grabkapellen, Braun für das Alabaster des Tempels.
Den Menschen im alten Ägypten wurde zur Orientierung nach ihrem Tod eine Art Landkarte mit in den Sarkophag gegeben. Das Jenseits als Transitzone zwischen vorstellbarer Welt und den Urgewässern. Eine kunstvolle Beschreibung, wie der Verstorbene vorbei an Wüsten, Flammenmeer, Hügeln, Wasser-Kanälen den Weg vom Reich der Toten zum göttlichen Universum findet:
„Hier sehen wir den Sarg einer Persönlichkeit namens Sepi. Im Inneren ist eine Karte abgebildet, eine der ältesten Karten der Menschheit, 1800 vor Christi Geburt. Dargestellt wird in aller Ausführlichkeit die Welt des Jenseits, mit dunklen und gefährlichen Zonen, Fährten, um in eine Art von Paradies zu gelangen, eine luxuriöse Landschaft, wo es Essen und Trinken gibt.“
Tod nicht als Endpunkt, sondern als Beginn des Wandels. Verändern will die Schau auch die Vision auf das alte Ägypten, das mit seinen gut erhaltenen Objekten oftmals allzu einleuchtend erscheint – fälschlicherweise, meint Kurator Marc Etienne und zitiert das Beispiels des „Würfelhockers“ Useramun, der als Wesir oftmals mit Attributen ausgestattet wurde, die eigentlich Pharaonen vorbehalten waren.
„Wenn Sie die Person ansehen, wie sie dargestellt wird, dann sehen sie nur einen in einen Mantel gehüllten Menschen, der auf einem Kissen sitzt. Man hat das Gefühl, dass es eine x-beliebige Person ist. Erst die Entschlüsselung der Schrift zeigt uns an, dass es sich um eine äußerst wichtige Persönlichkeit handelt, die hier in einer extrem lockeren Haltung dargestellt wird.“
Einige der Grabbeilagen listet der Louvre „preislich“ geordnet auf. Ein Holzkamm entspricht fünf Arbeitstagen, ein Totenbuch sechs Monaten. Notfalls können die Hinterbliebenen aber auch eine Katze opfern, um das Weiterleben der Lebenskräfte des Leichnams sicher zu stellen.
Das endgültige Schicksal des Toten hängt maßgeblich von der Ordnungsgöttin Maat ab. Sie wägt das Herzen des Verstorbenen. Bleiben die Schalen im Gleichgewicht, darf dieser neben Osiris Platz nehmen. Auch mit vielen falschen Vorstellungen über den Totengott Osiris, die weiterhin in Schulbüchern herumgeistern, will die Ausstellung aufräumen, betont Kurator Marc Etienne:
„Nehmen Sie die Geschichte rund um Osiris‘ Tod. Er soll nach einem üppigen Abendessen in einen Koffer gesperrt und ins Wasser geworfen worden sein. Das ist aber nur eine Version, die nicht mit der früheren Version der Ägypter übereinstimmt. In der Ausstellung haben wir einige Objekte versammelt, welche die „wahre“ Geschichte von Osiris‘ Tod erzählen, denn tatsächlich ist er geköpft worden.“
„Dieser Ausdruck ‚himmlische Pforten‘ bezeichnet die Türen, die den heiligen Schrein schließen, in dem die Götter-Statue aufbewahrt wird. Also die Grenze zwischen der Welt der Götter und der Welt der Menschen. In der Ausstellung bezeichnen wir damit den Übergang zwischen den unterschiedlichen Bereichen, die wir hier erörtern: das Universum, das Jenseits, die Grab-Kapelle, die Pforten des Tempels.“
Pyramiden, Pharaonen-Statuen, Mumien, Gold, Reliefs, Windhundgötter, Tierköpfe, Stelen, Hieroglyphen . . . Alles, was die Herzen von Ägypten-Liebhabern höher schlagen lässt, ist im Louvre versammelt.
Doch Kurator Etienne will keine offenen Türen einrennen, auch deshalb beginnt er süffisanterweise die Schau über die Himmelspforten mit einem der Göttin Isis gewidmeten monumentalen Tabernakel ohne Türen.
„Wo ich weniger offene Türen einrenne, das ist im Hinblick darauf, wie die Dinge zusammengestellt sind. Diese Zusammenstellung ist nicht üblich, wir zeigen hier neue Zusammenhänge zwischen den Objekten. Insofern ist diese Ausstellung verschieden von Ausstellungen, bei denen es um einen Standort oder eine Epoche geht.“
Die Louvre-Schau präsentiert keine Neuentdeckungen aus Luxor oder die Kunst unter Ramses II, sondern Kunstobjekte als Träger geistiger Inhalte, die sämtliche Dynastien überdauerten. Tausend Jahre und mehrere Hundert Kilometer trennen etwa eine fingergroße Göttin-Maat-Statue aus Bronze, ein aus dem Stoßzahn eines Nilpferds gearbeitetes, seltsam gebogenes Musikinstrument und ein kunstvoll aus Holz geschnitztes Fries, das Sonnengott Re in Gesellschaft von Kobra-Schlangen zeigt.
Alle drei Werke sind dem Universum der Sonne zugeordnet. Sie zeugen von der ägyptischen Vorstellung von der Erschaffung der Welt, als Gott Atum sich seiner selbst bewusst wird und aus den Urgewässern empor kommt. Ägyptische Visionen, die bis heute modern geblieben sind, bemerkt Marc Etienne:
„Das sind die gleichen Fragen, wie sie sich heute die Astrophysiker stellen: Woher kommt die Welt? Wie entstand sie? Auf Basis eines Tons oder etwas anderem? Die ägyptische Welt des Jenseits entspricht unseren zeitgenössischen Überlegungen. Gibt es ein Leben nach dem Tod? Existiert ein Paradies? Gibt es einen Ort, an dem wir nach dem Tod hingehen? Das sind Fragen der Ägypter, die bis heute nicht aufgehört haben ein Echo zu finden.“
Um in den ägyptischen Ober- und Unterwelten leichter den Überblick zu behalten, hat die Ausstellung jeder dieser Welten eine Farbe zugeordnet: Gelb für die Sonne, Blau für das nächtliche Reich des Todes und das göttliche Lapislazuli. Weiß für den Kalkstein der Grabkapellen, Braun für das Alabaster des Tempels.
Den Menschen im alten Ägypten wurde zur Orientierung nach ihrem Tod eine Art Landkarte mit in den Sarkophag gegeben. Das Jenseits als Transitzone zwischen vorstellbarer Welt und den Urgewässern. Eine kunstvolle Beschreibung, wie der Verstorbene vorbei an Wüsten, Flammenmeer, Hügeln, Wasser-Kanälen den Weg vom Reich der Toten zum göttlichen Universum findet:
„Hier sehen wir den Sarg einer Persönlichkeit namens Sepi. Im Inneren ist eine Karte abgebildet, eine der ältesten Karten der Menschheit, 1800 vor Christi Geburt. Dargestellt wird in aller Ausführlichkeit die Welt des Jenseits, mit dunklen und gefährlichen Zonen, Fährten, um in eine Art von Paradies zu gelangen, eine luxuriöse Landschaft, wo es Essen und Trinken gibt.“
Tod nicht als Endpunkt, sondern als Beginn des Wandels. Verändern will die Schau auch die Vision auf das alte Ägypten, das mit seinen gut erhaltenen Objekten oftmals allzu einleuchtend erscheint – fälschlicherweise, meint Kurator Marc Etienne und zitiert das Beispiels des „Würfelhockers“ Useramun, der als Wesir oftmals mit Attributen ausgestattet wurde, die eigentlich Pharaonen vorbehalten waren.
„Wenn Sie die Person ansehen, wie sie dargestellt wird, dann sehen sie nur einen in einen Mantel gehüllten Menschen, der auf einem Kissen sitzt. Man hat das Gefühl, dass es eine x-beliebige Person ist. Erst die Entschlüsselung der Schrift zeigt uns an, dass es sich um eine äußerst wichtige Persönlichkeit handelt, die hier in einer extrem lockeren Haltung dargestellt wird.“
Einige der Grabbeilagen listet der Louvre „preislich“ geordnet auf. Ein Holzkamm entspricht fünf Arbeitstagen, ein Totenbuch sechs Monaten. Notfalls können die Hinterbliebenen aber auch eine Katze opfern, um das Weiterleben der Lebenskräfte des Leichnams sicher zu stellen.
Das endgültige Schicksal des Toten hängt maßgeblich von der Ordnungsgöttin Maat ab. Sie wägt das Herzen des Verstorbenen. Bleiben die Schalen im Gleichgewicht, darf dieser neben Osiris Platz nehmen. Auch mit vielen falschen Vorstellungen über den Totengott Osiris, die weiterhin in Schulbüchern herumgeistern, will die Ausstellung aufräumen, betont Kurator Marc Etienne:
„Nehmen Sie die Geschichte rund um Osiris‘ Tod. Er soll nach einem üppigen Abendessen in einen Koffer gesperrt und ins Wasser geworfen worden sein. Das ist aber nur eine Version, die nicht mit der früheren Version der Ägypter übereinstimmt. In der Ausstellung haben wir einige Objekte versammelt, welche die „wahre“ Geschichte von Osiris‘ Tod erzählen, denn tatsächlich ist er geköpft worden.“