Top Five

Die Mainstream-Charts

In "X-Men: Apocalypse" spielt ein antiker Ur-Mutant die Hauptrolle. Der ehemalige Pharao hat sich die Kräfte aller möglichen Mutanten einverleibt.
„X-Men: Apocalypse“: Diesmal kämpfen die X-Men nicht mit, sondern gegeneinander. © 2016 Twentieth Century Fox
Von Patrick Wellinski |
Ryan Gosling ermittelt in der Porno-Branche, Orks und X-Men stürzen sich ins Kampfgetümmel. Und die „Angry Birds“ müssen sich gegen grüne, eierklauende Schweine behaupten.
„Könnten Sie vielleicht von Anfang an erzählen? Ok. Ich hab einen Film gemacht. Geplant war, dass wir einen, naja, einen Experimentalfilm drehen. Einen künstlerischen.“
„Einen Pornofilm?“
„Es ist kein Porno.“
Autor: Nein, ein Porno ist es …

Platz 5

… bei weitem nicht, aber eben in der Nähe angesiedelt. Denn „The Nice Guys von Shane Black“ ist eine lässige 70er-Jahre-Komödie um zwei Privatdetektive, die nach leichten Startschwierigkeiten gemeinsam in der Pornobranche ermitteln müssen.
„Du warst im Pool? Warum?“
„Ich musste die Meerjungfrauen befragen.“
Russell Crowe und Ryan Gosling, mit Gipsarm, Cordhose und Pornobalken im Gesicht, lassen sich hinab in die Untiefen der kalifornischen Unterwelt, mit fragwürdigen Ermittlungs- und Erziehungsmethoden
„Sie sind der, der meinen Dad verdroschen hat.“
„Nein, überrumpelt hat er deinen Dad. Aber keine Sorge. Er hat es nur wegen Geld getan.“
„Sie verprügeln Menschen und kassieren dafür Geld?“
Eine weiße Weste hat hier keiner, selbst die 13-jährige Tochter wandelt schon auf den Spuren ihres latent kriminellen Vaters.
„Was würde es kosten, wenn sie meine Freundin Janet verdreschen?“
„Wie viel hast du denn?“
„30 Mäuse.“
Dabei ist der Film so lässig, dass jedes Übertreten der Gesetzesgrenze schnell verziehen ist.

Platz 4

Hingegen ist fast schon ein rechtsfreier Raum, aber zwielichtig sind die Figuren trotzdem. Oder sagen wir einfach erst einmal: nicht der Norm entsprechend:

„X-Men: Apocalypse“ von Bryan Singer vereint ein weiteres Mal die Mutanten aus dem Marvel-Universum auf der großen Leinwand:
„Manche glauben, dass der erste Mutant schon vor 1000 von Jahren geboren wurde. Er war eine Art Gott. Und er wird wieder auferstehen.“
Aber diesmal kämpfen sie nicht mit, sondern gegeneinander.
„Ihr seid alle meine Kinder. Und ihr seid verloren, weil ihr blinden Anführern folgt.“
Kleine Notiz am Rande: Das Studio Fox, das hinter den Filmen steht, hat sich gerade mächtig Ärger eingehandelt. Mit einem großflächigen Werbeplakat auf dem Bösewicht Apocalypse, gerade gehört, die blaue Mutantin Mystique würgt und implizit Gewalt gegen Frauen propagiert.
Die Botschaft des Films bleibt dennoch die gleiche. Auch ein Außenseiter mit Mutanten-Fähigkeiten hat einen Platz in der Gesellschaft verdient. Integration a la Hollywood.
„Raven, die Welt braucht die X-Men.“
„Ich bin keine Heldin.“
„Die Schüler bewundern dich.“
„Wenn ich diesen Kids was beibringen soll, dann bringe ich bei wie man kämpft.“

Platz 3

„Angry Birds – der Film“ von Clay Kaytis, Fergal Reilly hat mit einer Invasion zu kämpfen. Der Schweine-Invasion in der Vogelbucht.
„Wir kommen in guter Absicht. Wir sahen eure Insel vom Meer aus und dachten was die wohl so treiben.“
Der beiläufig erscheinende Besuch entpuppt sich als vielfacher Entführungsfall mit ausufernder Aggression.
„Wir holen unsere Kinder zurück. Und ich brauche keinen gelassenen, gleichgültigen fröhliche Vögel. Was ich brauche sind nämlich ein paar wütende Vögel.“
Grüne, eierklauende Schweine und wütende, teils explodierende Vögel. Klingt so, ist so, kann man einfach nicht ernst nehmen. Genauso eigentlich wie…

Platz 2

Denn da landet ein junges Mädchen in einem wahrlichen Wunderland.
„Wo bin ich? Wollen wir mal sehen. Erregbar, neigt zu Fantastereien. Schulbeispiel für weibliche Hysterie. Nicht therapierbar sagen manche.“
„Alice im Wunderland 2: Hinter den Spiegeln“ von James Bobin bietet erneut skurrile Gestalten um den diesmal depressiven Hutmacher.
„Er ist verrückt.“
„Der Hutmacher? Das ist doch nichts Neues.“
Lassen wir das einfach so stehen, verweisen noch kurz auf die Figur der Zeit, gespielt von Sacha Baren Cohen mit einem – zumindest im Original – fast perfekten Werner-Herzog-Dialekt und gehen schnell weiter zu …

Platz 1

… denn für alle, die ihre Jugend nicht am PC verbracht haben und „World Of Warcraft“ zockten, wirft dieser Film nur Fragezeichen auf. Oder jetzt mal ganz ehrlich: Wissen Sie, worum es hier geht?
„Weißt du noch wie wir Blutochsen jagten auf den Forstwindklippen. Es gab immer Fleisch. Immer Leben. Findest du es nicht auch seltsam, dass wir unsere Heimat verloren haben, als Guldan an die Macht kam. Ein einziger Ork kann nicht eine ganze Welt vernichten, Durotan.“
Des Rätsels Lösung heißt nicht Herr der Ringe, sondern „Warcraft: The Beginning“ von Duncan Jones – ein Fantasyepos mit Orks und Menschen und vielen Schlachten.
Nur falls Sie sich fragen, was das war: Ein Hammer in Ork-Hand, der auf einem Menschenkopf landet. Ein Film, der sich anfühlt, als würde man durch die Resterampe der Hobbit-Kulissen laufen. Keiner der Figuren hier würde man gerne nachts in einer einsamen Gasse begegnen. Wobei, wenn wir ehrlich sind. Auch tagsüber nicht.
Mehr zum Thema