"Toni Erdmann"-Darsteller Simonischek

"Ich habe mich in sein schiefes Gebiss verliebt"

Der Schauspieler Peter Simonischek mit dem Gebiss von "Toni Erdmann", den er in Maren Ades gleichnamigem Film verkörpert, in Cannes
Der Schauspieler Peter Simonischek mit dem Gebiss von "Toni Erdmann", den er in Maren Ades gleichnamigem Film verkörpert, in Cannes © picture alliance / dpa / Sebastien Botella
Moderation: Britta Bürger · 23.06.2016
Gerade wurde Peter Simonischek beim Filmfestival in Cannes für seine Rolle in "Toni Erdmann" gefeiert, dem seit Jahren ersten deutschen Beitrag im Hauptwettbewerb des Festivals. Im August wird der Schauspieler 70 Jahre alt - und ein Karriereende ist nicht in Sicht.
Gerade hat Peter Simonschek beim Filmfestival in Cannes tosenden Applaus bekommen für seine Rolle in "Toni Erdmann", dem seit Jahren ersten deutschen Beitrag im Hauptwettbewerb des Festivals. Der österreichische Schauspieler brilliert darin als pensionierter Alt-68er Lehrer mit schiefen Zähnen, der mit skurrilen Auftritten in das geordnete Leben seiner erfolgreichen Tochter platzt. Peter Simonischek war von den Dreharbeiten begeistert.
"Ich hab mich in den ersten Momenten wohl gefühlt und geborgen. Dieser Film erzeugt in mir ein so angenehmes Gefühl. Ich fühle mich in keiner Weise bevormundet oder zu was gedrängt oder habe das Gefühl, dass ich irgendeine Pointe aufs Auge gedrückt bekomme. Das ist so angenehm. Es ist wie bei der Lektüre einer Tschechow-Erzählung, da ist man ganz dabei und fühlt sich als besserer Mensch hinterher, wenn man es gelesen hat."

Acht Sommer lang "Jedermann"

Seit Jahrzehnten steht der Schauspieler auf deutschen und österreichischen Bühnen, 20 Jahre lang allein an der Berliner Schaubühne.
"Die Zeit dort war durch nichts zu toppen, muss ich sagen: die Ernsthaftigkeit, mit der da gearbeitet wurde und auch die Vorbereitungszeit, die für Produktionen zur Verfügung stand. Wenn ich allein daran denke, dass wir ein ganzes Jahr lang an dem Chor der Orestie gearbeitet haben. Was haben wir da alles gelernt, wie frei sind wir damit geworden!"
Beim Besuch im Funkhaus vom Deutschlandradio Kultur trug Peter Simonischek kein künstliches Gebiss.
Beim Besuch im Funkhaus vom Deutschlandradio Kultur trug Peter Simonischek kein künstliches Gebiss.© Deutschlandradio/ Sandra Ketterer
Acht Sommer lang war Peter Simonischek der "Jedermann" auf den Salzburger Festspielen, seit Ende der 90er ist er festes Ensemblemitglied am renommierten Wiener Burgtheater, wo er inzwischen in den Stand des Kammerschauspielers erhoben wurde.
"Das Burgtheater hat eine gewisse Funktion der Identitätsstiftung für Österreich, so wie die Wiener Sängerknaben, die Lipizzaner oder auch der 'Jedermann' am Domplatz. Das Land ist gerade so groß, dass so ein kulturelles Zentrum das Land auch erreicht und erfüllen kann. Das habe ich in Deutschland nicht erlebt. Da braucht man schon die Fußball-WM, damit das ganze Land irgendwie das Gefühl hat, wir sind eine Familie oder wir gehören in besonderer Weise zusammen."
Im August feiert Peter Simonischek seinen 70. Geburtstag – und ein Karriereende ist glücklicherweise nicht in Sicht. Im August ist er im Shakespeares "Der Sturm" auf den Salzburger Festspielen zu sehen.
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