In unserer Reihe "Es klang einmal" stellen wir Märchen vor, die Komponisten in Musik umsetzten. Sie taten dies aus gänzlich unterschiedlichen Lebenslagen heraus: Wir erzählen die vielen Geschichten hinter den Geschichten.
Belina ist polnische Jüdin. Die Nazis ermorden ihre Eltern im KZ. Nach Frankreich gelingt der Musikerin der Durchbruch auch in Deutschland, sie wird zur Image-Botschafterin des Landes. Marc Boettcher hat auch deshalb einen Film über sie gedreht.
"Confessional" wurden lange Zeit hämisch Songs benannt, die von großer Offenheit geprägt sind. Sängerin Julien Baker sieht ihre Musik aber als genau das an: eine Beichte. Und die hat es auf ihrem Album „Little Oblivions“ ziemlich in sich.
Altın Gün aus Amsterdam veröffentlichen den Nachfolger zu "Gece" – dem ersten türkischsprachigen Album, das jemals für den Grammy nominiert wurde. Und wieder kombinieren sie Volkslieder mit 80er-Jahre Synthpop, was überraschend gut zusammenpasst.
Hyperpop nimmt sich schnelle Beats, Gesangsfetzen und Bausteine aus Genres, die andere gern vergessen würden. Dazu gehören Eurodance und Happy Hardcore. Heraus kommt dabei der Sound für die Generation Reddit.
Avantgarde, die den Mainstream eroberte - und etliche Grammys gewann. Mit ihrem Album "Random Access Memories" erreichten Daft Punk vor acht Jahren ihren Höhepunkt - danach sei es ruhig geworden, meint Musikjournalist Martin Risel.
Tanzbar und energiegeladen: Der Titelsong zu den Feiern rund um 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland ist disco-tauglich. Mit "Kids of the Diaspora" möchte er die Vorstellung von Juden als kulturelle Minderheit "dekonstruieren", sagt der Musiker Shantel.
Die bildende Künstlerin Michaela Meise hat zum Jahrestag des Terroranschlags von Hanau die türkische Totenklage "Cemalim" auf Deutsch eingesungen. Sie sagt, Behörden würden bis heute nicht genug gegen Rassismus unternehmen.
Matthew Herbert ist ein Musiker für spezielle Aufgaben. Vor ein paar Jahren hat der Brite ein Schwein von der Geburt bis zum Schlachter begleitet. Auch mit dem Brexit hat Herbert sich musikalisch auseinandergesetzt: Auf eine ganz eigene Art.
Als junge Männer waren sie wütend. Ein Gefühl, das sich mit der Zeit legte. Doch die Ereignisse der vergangenen Jahre haben die Wut zurückgebracht und das hört man "Distractions" von den Tindersticks auch an.
Sein virtuoses Geigenspiel prägt Folklore und Swing bis heute. Dass nach dem Zweiten Weltkrieg die Kultur der Sinti hierzulande wieder bekannt wurde, liegt mit an Schnuckenack Reinhardt. Am 17. Februar 1921 wurde er geboren.
Zwei Seelen schlagen in Slowthais Brust. Er ist Halb-Ire, halb aus Barbados. Er ist Rap-Macho, aber auch Sozialkritiker, der sein Ich hintenanstellen kann. Kein Wunder also, dass "Tyron" ein gespaltenes Album geworden ist.
Adrian Younge gehört zu den spannendsten US-Jazzern. Doch statt weicher Töne liefert er in seinem neuen Podcast harte, schmerzhafte Fakten. In mehreren Folgen spricht er unter anderem mit Chuck D von Public Enemy über Schwarzes Leben in den USA.
Hier kennen sie höchstens noch Grammophon-Liebhaber. Doch in vielen anderen Teilen der Welt wurde noch sehr viel länger auf Schellackplatten gesetzt. Ein kleines US-Label hat jetzt rund um den Globus 100 Raritäten gesammelt und veröffentlicht.
Seine Wurzeln lagen im Swing. Der 1921 geborene Österreicher Hans Koller war schon in seiner Jugend ein musikalischer Überflieger. Nicht zuletzt durch den Zweiten Weltkrieg kam er in Kontakt mit dem US-Jazz, von dem er sich später emanzipierte.
"Er war in einer Überfülle von Musik zu Hause, und es strömte ihm nur so aus den Fingern", sagt der Musikjournalist Karl Lippegaus über den verstorbenen Jazzpianisten Chick Corea. Sein Wohlfühljazz habe auch Menschen fernab der Szene betört.
In den 60er-Jahren eroberte der Bossa Nova die westlichen Metropolen. Betont leiser Gesang zu teilweise erstaunlich komplexen Harmonie-Folgen. Vor allem Sergio Mendes & Brasil 66 exportierten mit diesen Sounds das Lebensgefühl des modernen Brasilien.
Vier Grammys gab es einst für „Tapestry“ von Carole King, das zu den meistverkauften Alben zählt. Es bringt die Stimmung der beginnenden 70er auf den Punkt, wie der Musikjournalist Klaus Walter meint.
Minimalistischer Sound, gefühlvoller Harmoniegesang: Damit eroberten die Folk-Schwestern „The Staves“ die Herzen und Ohren von Kollegen wie Paul Weller. Ihr neues Album "Good Woman" klingt rockiger, aber ihr Harmoniegesang ist immer noch magisch.
Trotz permanent drohender Polizeigewalt gibt es weiterhin eine musikalische Opposition in Russland. Ein neues Video von "Pussy Riot" sorgt im Netz für Aufsehen. Auf Tiktok kursieren Solidaritätsvideos für den in Haft sitzenden Oppositionspolitiker Nawalny.
Die Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe muss aufhören. Das gilt auch für die klassische Musik, wo Schwarze sowohl als Komponisten als auch Interpreten unterrepräsentiert sind. Die Initiative "Castle of our Skins" hat zum Ziel, das zu verändern.
Vor 25 Jahren produzierten Cave und die Bad Seeds ein Album, auf dem viel Blut floss und das bisweilen dennoch zuckersüß klang. "Murder Ballads" war kommerziell ein Riesenerfolg und künstlerisch ein Wagnis, meint unsere Kritikerin Juliane Reil.
Viele Bands begleiten in Russland mit ihren Songs den politischen Protest. Die Regierung tue derzeit alles, um kritische Musiker mundtot zu machen, sagt der Musikjournalist Artemy Troitsky. Bei der jungen Generation habe Putin damit komplett verspielt.
Das Album "Medicine at Midnight" der Foo Fighters, dem 2021 die Tournee hätte folgen sollen, klingt ein wenig wie eine Kampfansage gegen die Pandemie. Musikalisch stimmig und politisch, bietet es auch tanzbare Sounds mit Anklängen aus Funk, Soul und R&B.
Die Metalszene ist weiß und männlich. Sylvie Nehill und Takiaya Reed alias Divide and Dissolve ist das egal. Ihr Doom-Metal-Sound spricht eine eigene Sprache, ohne dafür Songtexte zu brauchen. Die Musik ist auch Ausdruck gesellschaftlicher Widersprüche.