Tomáš Brauner dirigiert das Tschechische RSO

Böhmisch Bunt

Der Dirigent Tomáš Brauner
Der Dirigent Tomáš Brauner © Website Tomáš Brauner
12.01.2016
Als "Konservatorium Europas" wurde Böhmen einst bezeichnet. Auch heute kommen viele hervorragende Musiker aus Tschechien. Zu den besten Klangkörpern des Landes zählt das Prager Radio-Sinfonieorchester, das sich hier mit drei einheimischen Komponisten präsentiert.
"Böhmakeln" nennt man in Wien das Sprechen mit tschechischem Akzent – und dass dieses besondere Deutsch dort einst besonders oft gesprochen wurde, beweist ein Blick in das Wiener Telefonbuch, das vor böhmischen Namen nur so wimmelt. Aus Böhmen kamen immer die Köchinnen (die "böhmischen Kuchln") und die Musiker nach Wien – und kaum eine Musik spricht so akzentbehaftet wie die böhmische.
Paradoxerweise ist die böhmische Musik, von Smetanas "Moldau" abgesehen, vor allem durch Antonín Dvořáks "Sinfonie aus der neuen Welt" bekannt geworden: In den USA fühlte sich Dvořák erst so richtig böhmisch, und das hört man seinen Klängen an. In diesem Programm, das das Prager Radio-Sinfonieorchester unter Leitung seines "Chefgastdirigenten" Tomáš Brauner spielt, ist Dvořák mit seiner frühen, deutlich weniger renommierten Rhapsodie op. 14 vertreten.
Auch Bohuslav Martinů lebte in den USA, allerdings im Gegensatz zu Dvořák nicht freiwillig: Die Nationalsozialisten verboten die Musik des 1890 Geborenen – zuerst in seiner Heimat, dann in seiner Wahlheimat Paris. Im amerikanischen Exil fand Martinů zu einem gewissermaßen "internationalen Stil", von dem seine beiden Klavierkonzerte aus den 1940er Jahren zeugen. Als Anhänger des französischen Neoklassizismus hatte sich Martinů auch musikalisch von seiner Heimat weiter entfernt als alle anderen böhmischen Komponisten.
Einer der Lehrer Martinůs war Josef Suk, der einst Dvořáks Tochter Ottilie geheiratet und in diesem Zusammenhang das "Märchen" für Orchester komponiert hatte. Ein Märchen, das im wahren Leben nicht gut ausging: Sieben Jahre nach der Hochzeit starb Ottilie, kurz nach ihrem Vater – Suks bedeutendstes Werk, die "Asrael"-Sinfonie, entstand beiden zum Gedenken.
Rudolfinum Prag
Aufzeichnung vom 14. Dezember 2015
Antonín Dvořák
Rhapsodie für Orchester a-Moll op. 14
Bohuslav Martinů
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3
Konzert für zwei Klaviere und Orchester
Josef Suk
"Märchen" - Suite für Orchester op. 16
Martin Kasik, Daniel Wiesner und Miroslav Sekera, Klaviere
Radio-Sinfonieorchester Prag
Leitung: Tomáš Brauner