Tom Segev: Verhandlungen mit der Hamas führen

30.12.2008
Der israelische Historiker und Publizist Tom Segev hat sich für Verhandlungen mit der Hamas ausgesprochen und einen sofortigen Waffenstillstand im Gazastreifen gefordert. Die Israelis sollten sich darum bemühen, mit der Hamas ins Gespräch zu kommen, sagte Segev.
Die Hamas sei nicht nur eine Terrororganisation, sondern auch eine "nationale und religiöse Bewegung, die die Bevölkerung in Gaza vertritt", sagte Segev im Deutschlandradio Kultur. Man müsse die Organisation anerkennen, anstatt sie zu isolieren. Zuallererst sei aber ein sofortiger Waffenstillstand nötig.

Segev sagte, er halte Verhandlungen mit der Hamas für möglich. Zugleich betonte er aber auch, dass der Verhandlungsweg "nicht leicht" sei. Die Hamas sei eine "sehr extreme Organisation", der ein Menschenleben "weniger wert" sei als der Glaube. Die meisten Israelis hofften, dass die Hamas zerschlagen oder zerstört werden könne, berichtete der Publizist. Er selbst zweifle aber daran.

Die Kämpfe im Gaza-Streifen würden noch länger andauern, prognostizierte der Historiker. In Israel gebe es "keinen Raum für Optimismus in diesen Tagen". Die jungen Israelis und Palästinenser glaubten nicht mehr an den Frieden. Mit Blick auf die Hamas sagte Segev, der Nahost-Konflikt werde immer religiöser. Deswegen werde es immer schwieriger, eine rationale Lösung zu finden.

Die "große Hoffnung" für den Nahen Osten sei jetzt der designierte US-Präsident Barack Obama, so Segev. Viele Israelis hofften, dass sich unter Obama etwas ändern werde.

Das vollständige Interview mit Tom Segev können Sie mindestens bis zum 30. Mai 2009 in unserem Audio-on-demand-Angebot nachhören. ( MP3-Audio )