Toilettenchefin Veronika Fileccia

Eine Legende am Burgtheater

05:33 Minuten
Veronika Fileccia vom Burgtheater
Seit knapp einem Vierteljahrhundert arbeitet Veronika Fileccia am Burgtheater als Toilettenfrau und ist eine Institution des Hauses. © Günter Kaindlstorfer
06.07.2019
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Die Schauspieler und Regisseure des Wiener Burgtheater kennt man. Es sind jedoch die weniger berühmten Mitarbeiter, die dafür sorgen, dass der Betrieb problemlos läuft. Veronika Fileccia zum Beispiel, die seit Jahrzehnten Toilettenfrau des Hauses ist.
Veronika Fileccia, Toilettenfrau am Burgtheater, beginnt ihre Abendschicht. Seit 22 Jahren schaltet und waltet die Hausmeistertochter aus dem Wiener Arbeiterbezirk Penzing bereits an der österreichischen Nationalbühne.
"Ich komme meistens um halb sechs, eine halbe Stunde vor der Arbeit, da gehe ich durch die Toiletten und kontrolliere, ob genug Papier da ist, Handpapier und Klopapier, drehe die Lichter auf, und dann gehe ich an meinen Arbeitsplatz: Parkett rechts."

Berufliche Anfänge als Revuetänzerin

Veronika Fileccia ist eine Legende am Burgtheater – das hängt nicht zuletzt mit ihrer langjährigen Berufserfahrung zusammen:
"Ich hab beim Peymann angefangen, im 1997er-Jahre. Ich habe kein Problem mit ihm gehabt, er war ein super Boss, er hat gegrüßt, er war ganz ein normaler Typ. Die Zeit vom Peymann hab ich genossen."
In ihrem früheren Leben – zwischen 20 und 30 ungefähr – hat Veronika Fileccia als Striptease- und Revuetänzerin gearbeitet, vor allem im Nahen Osten, aber auch in Zypern, Italien und Griechenland.
"Also, Revuetanz ist eigentlich so eine Art Lido di Paris, mit vielen Federn und Strass. Also, wir waren nicht nackt. Ich war schon Striptänzerin, die erste Striptänzerin im Orient, aber ich habe alles verdeckt gehabt. Nackt, ganz nackt hat es nicht gegeben. Das ist im Orient verboten."
Revuetänzerin – das ist ein Knochenjob, wie Veronika Fileccia betont. Mit ein bisschen Hüftwackeln ist es da nicht getan:
"Es ist net gewesen nur so a Hupferei, es war wirklich anstrengend. Wir haben eine 45-Non-Stop-Show gehabt, mit Choreografie, mit allem Drum und Dran, da musst du jeden Tag vier oder fünf Stunden trainieren, also ein einfacher Job war’s nicht."

Längstdienende Mitarbeiterin am Haus

Noch zehn Minuten bis zur Vorstellung. Heute Abend steht die Bühnenfassung von Klaus Manns Roman "Mephisto" auf dem Spielplan des Burgtheaters. Frau Fileccia gehört zu den längstdienenden Mitarbeiterinnen hier am Haus. Sie hat schon einige Chefs und Chefinnen kommen und gehen gesehen:
"Also, ich habe Peymann, Bachler, Hartmann und Bergmann erlebt. Ich habe mit allen ein gutes Verhältnis gehabt, außer mit dem Hartmann, der hat frauenfeindliche Ansagen gemacht, das hat mir nicht getaugt. Na ja, er hat gemeint, alle, die über 50 sind, sind alt, und darauf hab ich gesagt: Wenn Sie weiter so reden, dann werden Sie nicht alt, weil dann erschlagen die Frauen Sie vorher. Des geht gar net, das ist a No-go."

Wunsch nach Innovationen am Burgtheater

18.59 Uhr: Die Vorstellung von "Mephisto" beginnt in wenigen Sekunden. Frau Fileccia hat an diesem Abend keinen Grund zur Klage: Das Trinkgeld passt.
"Der Betrieb war jetzt anstrengend. Viele Leute. Das Trinkgeld scheppert. Zufrieden, ein zufriedener Mensch."
Vom neuen Direktor Martin Kusej, der das Burgtheater in der kommenden Spielzeit übernehmen wird, erwartet sich Veronika Fileccia frischen Wind – und beherzte Innovationen.
"Ich erwarte mir eigentlich vom neuen Direktor, dass er ein bisserl was Lustigeres bringt ins Haus. Immer nur diese dramatischen Dinge, des ist eh okay, aber man braucht ein bisserl was zum Lachen auch in dem Haus."
Martin Kusej gilt als genialer Regisseur, Menschen, die ihn kennen, sagen ihm aber auch einen robusten, mitunter durchaus aufbrausenden Führungsstil nach. Veronika Fileccia lässt sich davon nicht einschüchtern:
"Na, geh, bitte. Ich fürchte mich doch nicht vor Menschen. Ich bin ich. Ich bin mein eigener Chef da im Klo, und wenn da irgendwann einmal ein kleiner Disput ist, dann werde ich sagen: 'Hallo, so nicht! Das geht nicht!' Weil, wir sind ein ehrenwertes Haus, und da muss man sich benehmen, auch auf der Toilette."
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