Tod eines Kabarettisten
Niemand kennt ihn persönlich, sein angeblicher Name: Max Bronski, seines Zeichens Münchner Schriftsteller, laut Pressetext des Verlages ein ehemaliger Theologiestudent, Jahrgang 1964. Die Presse allerdings vermutet, dass es sich bei dem Namen Bronski um ein Pseudonym handelt.
Das Magazin "Focus" und diverse bayerische Zeitungen glauben, dass sich hinter dem Namen Max Bronski der Münchner Schauspieler Michael Fitz verberge. Michael Fitz wurde bekannt als Tatort-Kommissar, ist ein Cousin der Kabarettistin Lisa Fitz und stammt wie sie aus der legendären Münchner Künstlerdynastie Fitz. Fitz selbst streitet ab, Bronski zu sein, vertritt ihn aber, wie er das nennt, bei Lesungen.
Wie auch immer, drei Kriminalromane hat Bronski zwischen 2006 und 2008 veröffentlicht: "Sister Sox", danach "München Blues" und "Schampanninger". Die Kritik war voll des Lobes, der WDR zum Beispiel nannte Bronskis Stil "schnell, witzig und raffiniert, und einen Beweis dafür, dass man auch in Derricks ach so sauberem München einen knalligen, bösen Krimi ansiedeln" könne. Jetzt ist Bronskis vierter Roman erschienen: "Nackige Engel".
Der Name Max Bronski führt zu dem legendären Film "Sein oder nicht sein" von Ernst Lubitsch aus dem Jahr 1942, in dem ein polnischer Schauspieler namens Max Bronski Hitler spielen muss. Mit einer Adaption der Filmszene beginnt "Nackige Engel", und dem Roman ist das Filmzitat "Heil myself!" vorangestellt.
Wie in den drei Büchern zuvor hat es der Leser auch in "Nackige Engel" wieder mit derselben Hauptfigur zu tun, dem Ich-Erzähler Wilhelm Gossec, Münchner Trödelhändler, Mitte 50, Alt-Hippie und Weißbiertrinker, der in ein Verbrechen verwickelt und so zum Ermittler wider Willen wird.
In diesem Fall nun stirbt ein Münchener Kabarettist à la Ottfried Fischer, und Gossec vermutet, dass die Neonazi-Szene für diesen Mord, wie es zunächst erscheint, verantwortlich ist.
Bronski bedient sich zweier klassischer Krimi-Schreibstile, einmal des Slapstick-Stils á la Kinky Friedmann oder Nelson DeMille, und zweitens verzichtet er auf eine ausgetüftelte Komposition; am Ende ist es im Prinzip vollkommen egal, wer der Täter war. Worum es geht, sind Handlung, Porträts von Menschen und Atmosphäre, was an den Stil der Kult-Krimilegenden Chandler und Hammett in den 30er-, 40er- und 50er-Jahren erinnert. Chandler hat einen fehlenden Plot immer mit einer Kiste Whiskey kompensiert. Bronski bietet die Weißbier-Fassung.
"Nackige Engel" in einem Wort: herrliche Zerstreuung, Unterhaltungsliteratur mit Tiefgang. Der Roman öffnet Blicke in die deutsche Gesellschaft, in die heutige Neonazi-Szene, hinter die Kulissen des deutschen Geheimdienstes und in die Zeit der politischen Aktivitäten von Franz Josef Strauß. Weltliteratur aber darf man nun nicht erwarten, das eine oder andere "Stützbier" fördert schon die Lektüre.
Besprochen von Lutz Bunk
Max Bronski: Nackige Engel
Antje Kunstmann Verlag, München 2010
206 Seiten, 19,95 Euro
Wie auch immer, drei Kriminalromane hat Bronski zwischen 2006 und 2008 veröffentlicht: "Sister Sox", danach "München Blues" und "Schampanninger". Die Kritik war voll des Lobes, der WDR zum Beispiel nannte Bronskis Stil "schnell, witzig und raffiniert, und einen Beweis dafür, dass man auch in Derricks ach so sauberem München einen knalligen, bösen Krimi ansiedeln" könne. Jetzt ist Bronskis vierter Roman erschienen: "Nackige Engel".
Der Name Max Bronski führt zu dem legendären Film "Sein oder nicht sein" von Ernst Lubitsch aus dem Jahr 1942, in dem ein polnischer Schauspieler namens Max Bronski Hitler spielen muss. Mit einer Adaption der Filmszene beginnt "Nackige Engel", und dem Roman ist das Filmzitat "Heil myself!" vorangestellt.
Wie in den drei Büchern zuvor hat es der Leser auch in "Nackige Engel" wieder mit derselben Hauptfigur zu tun, dem Ich-Erzähler Wilhelm Gossec, Münchner Trödelhändler, Mitte 50, Alt-Hippie und Weißbiertrinker, der in ein Verbrechen verwickelt und so zum Ermittler wider Willen wird.
In diesem Fall nun stirbt ein Münchener Kabarettist à la Ottfried Fischer, und Gossec vermutet, dass die Neonazi-Szene für diesen Mord, wie es zunächst erscheint, verantwortlich ist.
Bronski bedient sich zweier klassischer Krimi-Schreibstile, einmal des Slapstick-Stils á la Kinky Friedmann oder Nelson DeMille, und zweitens verzichtet er auf eine ausgetüftelte Komposition; am Ende ist es im Prinzip vollkommen egal, wer der Täter war. Worum es geht, sind Handlung, Porträts von Menschen und Atmosphäre, was an den Stil der Kult-Krimilegenden Chandler und Hammett in den 30er-, 40er- und 50er-Jahren erinnert. Chandler hat einen fehlenden Plot immer mit einer Kiste Whiskey kompensiert. Bronski bietet die Weißbier-Fassung.
"Nackige Engel" in einem Wort: herrliche Zerstreuung, Unterhaltungsliteratur mit Tiefgang. Der Roman öffnet Blicke in die deutsche Gesellschaft, in die heutige Neonazi-Szene, hinter die Kulissen des deutschen Geheimdienstes und in die Zeit der politischen Aktivitäten von Franz Josef Strauß. Weltliteratur aber darf man nun nicht erwarten, das eine oder andere "Stützbier" fördert schon die Lektüre.
Besprochen von Lutz Bunk
Max Bronski: Nackige Engel
Antje Kunstmann Verlag, München 2010
206 Seiten, 19,95 Euro