Tod einer Produzentenlegende

Von Michael Watzke · 25.01.2011
Der Filmregisseur Bernd Eichinger ist tot. Er starb im Alter von 61 Jahren in seiner zweiten Heimat Los Angeles.
Er war bis zuletzt ein großer Junge, sagt Bernd Eichingers Freund und jahrzehntelanger Weggefährte Gernot Roll:

"Er wirkte überhaupt nicht wie ein Kandidat für das Ende eines Lebens. Ich kann nur sagen, ich bin traurig. Im Nachhinein sag ich: ich bin stolz, dass ich ihn gekannt hab’."

Der junge Filmhochschulstudent Eichinger und der Kameramann Gernot Roll lernen sich Anfang der 70er-Jahre bei der Bavariafilm kennen. Schon damals, sagt Roll, habe Eichinger gebrannt für seine Pläne. Niemand habe so viel Feuer entfachen können, wenn er von einer Idee überzeugt gewesen sei. Dieses Feuer fehle nun:

"Der fehlt überall, an allen Ecken und Enden. Er fehlt mit seiner Meinung. Mit seinem Charisma. Das hat er gehabt. Er hat ein großes Charisma gehabt, dieser Mann. Das ist es, was man braucht, um in dieser Branche wirklich unvergesslich zu werden."

1996 arbeiten Eichinger und Roll zusammen an einer Neuauflage des "Mädchens Rosemarie" mit Nina Hoss. Der junge Münchner Produzent Christian Becker hat da gerade seine erste Produktionsfirma gegründet, aus der Später Rat Pack entsteht. Eichinger sieht Becker als eine Art Ziehsohn. Und Becker orientiert sich an Eichinger, wie so viele junge deutsche Produzenten:

"Natürlich war Bernd Eichinger ein Vorbild für uns alle. Als wir auf die Filmhochschule kamen, als wir anfingen, uns mit Film zu beschäftigen. Er hat den deutschen Film wirklich geprägt. Er hatte diese riesengroßen Produktionen, mit denen wir groß geworden sind. Ob es ‚Die unendliche Geschichte’ war oder ‚Der Name der Rose’. Zwei Klassiker, die ich mir jedes Jahr wieder ansehen kann, so toll sind die. Immer war Bernd Eichinger der Mann, der über allen schwebte, den wir bewundert, verehrt und, ja, gemocht haben."

Wen auch immer man in der Münchner Filmbranche fragt: Neben der Bestürzung über Bernd Eichingers Tod mischt sich immer eine Spur Unglaube. Dass der Mann, der letztes Jahr beim Deutschen Filmpreis für sein Lebenswerk geehrt wurde, so früh gehen muss. Irgendwie zweifelte man nie daran, sagt Christian Becker, ihn auch noch in zwanzig Jahren um Rat fragen zu können. Regisseur Jo Baier ergänzt.

"Ein Herz, was so schlägt, so leidenschaftlich für den Film schlägt wie seines, das konnte man sich nicht vorstellen, dass das einfach aufhört zu schlagen. Der Bernd Eichinger hat ja überhaupt nie wie ein Mann mit über 60 gewirkt. Er hatte etwas jungenhaftes, das hat er sich erhalten. Mann konnte sich unter diesen Umständen nicht vorstellen, da einen alten Mann vor sich zu haben. Und schon gar nicht, dass er einen Herzinfarkt bekommt."
Wenn im Herbst diesen Jahres die Münchner Hochschule für Fernsehen und Film HFF in ihr großes neues Gebäude umzieht, dann wird den Feiernden der Tod des HFF-Schülers und Dozenten Eichinger besonders schmerzvoll bewusst werden. Er war der erfolgreichste Absolvent der renommierten Hochschule und das deutsche Aushängeschild in Hollywood, sagt Bayerns früherer Staatskanzleichef Erwin Huber:

"Wenn man weiß, wie schwierig es ist für ausländische Produzenten und Schauspieler und Regisseure, in Hollywood Erfolg zu haben, anerkannt zu werden, dann sagt das schon alles. Bernd Eichinger hat sich um den Film bei uns und international in ganz herausragender Weise verdient gemacht. Deshalb ist das ein unermesslich großer Verlust."

Nun ist Bernd Eichinger im Alter von 61 Jahren in seiner zweiten Heimat Los Angeles gestorben.