Zum 100. Geburtstag von Dietrich Fischer-Dieskau: Benjamin Appl mit Hommage "To Dieter"

Lebensschau voller berührender Erinnerungen

89:48 Minuten
Der Sänger Dietrich Fischer-Dieskau sitzt in einem hellen Raum zwischen zwei seiner Gemälde am 18.09.2001 in Lippstadt.
Der Sänger Dietrich Fischer-Dieskau war ein hervorragender Pädagoge, hinterließ Hunderte von Aufnahmen im Lied- und Opernbereich und seine Gemälde. © imago / teutopress
Moderation: Mascha Drost |
Zum 100. Geburtstag hat Bariton Benjamin Appl seinem legendären Mentor ein üppiges Denkmal gesetzt: Ein Buch mit ausführlicher Biografie, Fotos, Bildern und ganz persönlichen Erinnerungen, verbunden mit einer CD, die Lieder aus drei Jahrhunderten präsentiert.
Am 28. Mai 1925, vor einhundert Jahren, wurde Dietrich Fischer-Dieskau in Berlin geboren. Er war ein Jahrhundertsänger, ein Künstler, den man nach wenigen Takten erkennt - so einzigartig war sein Timbre, war seine Art zu singen. Über 400 Schallplatten hat er aufgenommen, hat in unzähligen Opernrollen auf der Bühne gestanden. Aber vor allem war er einer der wichtigsten Liedsänger des zwanzigsten Jahrhunderts.

Persönliche Erinnerungen

Sein letzter Schüler, der Bariton Benjamin Appl, hat nun in Koproduktion mit Deutschlandfunk Kultur zum Geburtstag von Fischer-Dieskau eine neue Aufnahme herausgebracht, zusammen mit seinem Klavierpartner James Baillieu. Das Album ist mehr als nur eine CD – es ist auch ein Buch voller Bilder und Zeichnungen.
Im Gespräch teilt Appl sehr persönliche Erinnerungen an den Unterricht und den Lehrer Fischer-Dieskau, wie er ihm begegnet ist, was er von ihm gelernt hat und welchen Menschen er hinter den Kulissen kennengelernt hat.

Material in Hülle und Fülle

"Zum einen bin ich immer noch in Kontakt mit seiner Frau Julia Varady. Wir sehen uns regelmäßig. Das ist natürlich die erste Quelle." Zum anderen Teil hat Appl Einblick in die akribisch sortierte Privatsammlung mit vielen Briefen und Programmheften erhalten. Diese ist seit einigen Jahren in der Staatsbibliothek zu Berlin hinterlegt. Zudem sind auch Fischer-Dieskaus Zeichnungen und Gemälde mit abgebildet, die er auch in Ausstellungen präsentierte.

Musik aus dem Hause Fischer-Dieskau

Das Album zeigt den Lebensweg des Pädagogen und Bühnensängers chronologisch. Daher sind die ersten Tracks der Musik gewidmet, die im Elternhaus erklang: ein Werk vom Vater, von Albert Fischer-Dieskau und Bruder Klaus Fischer-Dieskau. Seine Eltern förderten ihn, wo sie konnten.
Dem folgt das erste Lied, das der junge Fischer-Dieskau je einstudierte: "Wie bist du, meine Königin" von Johannes Brahms.

Angeblich war er in der Schule kein guter Schüler. Er hasste Sport und war anscheinend zu Beginn sehr schüchtern. Und ich denke, dass er sich durch diese Singstimme auch als Persönlichkeit sehr früh fand.

Dunkle Seiten der frühen Biographie

Appl setzt auch auf jene Musik, die dunkle Ereignisse aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges aufnehmen, wie Aribert Reimanns "Tenebrae (Celan)". Fischer-Dieskau wurde als junger Mann eingezogen, wie sein älterer Bruder auch. Der mittlere Bruder wurde im Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten ermordet.

Das ist ein Kapitel, das ihn sehr geprägt hat, auch später, was das Repertoire betrifft. Also Mahlers 'Kindertotenlieder' waren etwas, das er sehr mit seinem Bruder in Verbindung brachte. Es war der mittlere Bruder, der unter Epilepsie litt, dessen Verlauf immer schwieriger wurde. ... Im Krieg saß seine Mutter mit dem zweiten Sohn Martin vor dem Haus, ein schwarzes Auto fuhr vor und die Nazis nahmen das Kind mit. Wenige Wochen später kam ein Brief, dass das Kind aufgrund einer Grippe verstarb.

Nach dem Krieg verbrachte Fischer-Dieskau einige Jahre in amerikanischer Gefangenschaft. In dieser Zeit vertiefte er sich mehr und mehr in die Musik, auch weil er damit den anderen wieder Licht ins Leben bringen konnte.

Vom Rundfunkmikrofon auf die große Bühne

Der Rundfunk war in den schweren Jahren nach dem Krieg eine wichtige Heimat. Viele Aufnahmen entstanden für den RIAS, den Rundfunk im amerikanischen Sektor.
Seine Karriere nahm dann einen ungewöhnlich steilen Verlauf. Das Unterrichten kam hinzu. Eine glanzvolle Persönlichkeit, der sich Appl zuerst vor großer Verehrung nicht zu nähern wagte. Doch insgesamt drei Jahre konnte Appl von Fischer-Dieskaus Erfahrungen auf der Bühne und im Leben partizipieren und nun diese Gesamtschau auf seinen Lehrer und Mentor vorlegen.
Der Bariton Benjamin Appl, im Hintergrund eine Backsteinmauer
Der Bariton Benjamin Appl© Lars Borges

"For Dieter - Hommage an Dietrich Fischer-Dieskau"

Benjamin Appl, Bariton
James Baillieu, Klavier

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