Tischfußball Subbuteo

Freistoß mit dem Zeigefinger

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Ein Subboteo Spielfeld, ein Tisch-Fußballspiel bei dem zwei Spieler ihre Mannschaften mit zehn beweglichen Feld-Figuren bewegen können.
Eine Kombination aus Geschicklichkeit, Taktik und Nervenstärke: Subbuteo ist - zu Unrecht - in Deutschland eher wenig bekannt. © imago/Globallmagens/ Paul Alexandrian
Von Thomas Wheeler · 23.06.2019
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Das Spielfeld misst 120 mal 80 Zentimeter, 22 Spieler sind auf dem Platz: Subbuteo ist eine besonders realistische Variante des Tischfußballs. Selbst internationale Wettkämpfe finden statt. Doch der Sport kämpft mit Nachwuchssorgen.
Es klickt. Es klackt. Ein bisschen klingt es so, wie als wenn Kinder mit Murmeln spielen. Das sind die kaum wahrnehmbaren Geräusche eines Tischfußballspiels, das hierzulande kaum bekannt ist: Subbuteo.
"Subbuteo ist auf jeden Fall das realistischste Miniaturfußballspiel. Es gibt die gleiche Regeln wie beim Fußball. Es ist halt ein bisschen abgespeckt. Es gibt Freistoß, es gibt Einwurf, es gibt Ecke, Abstoß, Anstoß, Abseits", erklärt Viktoria Büsing, Spielerin vom TV Kaiserau aus Kamen bei Dortmund. "Subbuteo spielt man entweder mit dem Zeigefinger oder mit dem Mittelfinger. Das ist eine Schnippbewegung."

Ein Sportwart nur für Subbuteo

Die Kunststofffiguren sind in etwa so groß wie ein Fingerhut und stecken in einem Sockel, der an der Unterseite flach ist. Durchmesser: Gut zwei Zentimeter. Jede Mannschaft besteht aus zehn Feldspielern und einem Torhüter. Mit knapp vier Zentimetern ist er etwas größer als die anderen Figuren und an einer Stange befestigt. Diese lässt sich durch eine Lücke unterhalb des Tornetzes hin- und herbewegen. Die Tore sind aus Metall, 12,5 Zentimeter breit und fünfeinhalb Zentimeter hoch.
Die jubelnden Spieler von Sparta Spreeathen heben den Pokal als Subbuteo-Mannschaftsmeister 2019 in die Höhe 
Subbuteo-Mannschaftsmeister 2019: Sparta Spreeathen© Thomas Wheeler
Marcus Tilgner, Sportwart im Deutschen Tischfußballbund, der ausschließlich für Subbuteo zuständig ist: "Es ist ein Spielfeld im Maßstab eins zu hundert und kommt auf eine einen Meter mal 80 Zentimeter große Spielfläche. Es sind jeweils zehn frei bewegliche Figuren auf dem Feld. Es gibt einen Angreifer, der den Ball spielen darf, und einen Verteidiger der versuchen darf, durch freies Bewegen seiner Figuren Wege zu blockieren. Das Angriffsrecht wechselt, wenn der Angreifer den Ball verfehlt oder eine von den Verteidigerfiguren anspielt."

Die Kondition spielt auch eine Rolle

Marcus Tilgner organisiert die Turniere, also den Deutschen Pokalwettbewerb und die Nationalen Meisterschaften im Einzel und in der Mannschaft. Die Teams trafen sich am vergangenen Sonntag in Berlin.
"Es ist eine Kombination tatsächlich Geschicklichkeit, Taktik, Nervenstärke. Und wenn es dann ein langes Turnier ist, auch ein bisschen Kondition."
Subbuteo kommt aus England. Die Idee hatte bereits 1925 der Liverpooler William Lane Keeling. Ihm waren die damals vorhandenen Tischfußballspiele nicht realistisch genug. Daraufhin bastelte er sich Figuren aus Pappe, setzte sie auf einen Gummisockel und spielte mit einem Korkball auf Tore aus Draht. Die Spielfeldlinien zeichnete er auf ein Leinentuch.
Zunächst hieß das Spiel "Newfooty". Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte der Ornithologe Peter Adolph das Spiel weiter. Der Vogelliebhaber nannte es "Subbuteo" nach dem lateinischen Namen des Baumfalken "Falco Subbuteo".

20 Vereine, die sich nicht alle messen

Den Deutschen Verband gibt es bereits seit 1961. Zu seiner Blütezeit in den 60er- und 70er-Jahren hatte er 300 aktive Mitglieder, heute sind es noch etwa 50. Von den 20 Vereinen messen allerdings nur eine Handvoll im Wettkampf. Sie spielen nicht nur die nationalen Meister aus, sondern nehmen auch an Europa- und Weltmeisterschaften teil. Darunter teilweise auch Funktionsträger des Verbandes, wie Sportwart Marcus Tilgner.
"Es ist natürlich noch sehr europalastig. Aber wir hatten dann eben auch schon ein Team aus Brasilien dabei, aus den USA, Kanada, Japan, Singapur, Australien."
Subbuteo wird in mehr als 50 Ländern gespielt. Am besten sind die Südeuropäer. "Individuell würde ich sagen, sind die Spanier doch recht weit oben", sagt Marcus Tilgner. "In der Breite sind es die Italiener, die, glaube ich, dominant sind. Belgien auch, Griechenland auch stark. Malta, sehr witzig, die haben es übrigens geschafft, als Sport anerkannt zu sein."

Nachwuchsarbeit ist schwierig

Da Subbuteo lange Zeit nicht in deutschen Spielwarengeschäften verkauft wurde, kennen es bei uns nur wenige junge Leute. Die Nachwuchsförderung ist damit eine echte Herausforderung.
"Es ist halt verdammt schwer, Jugendliche jetzt für das Spiel zu begeistern, weil man extrem viel Geduld braucht, bis man ein ansatzweise vernünftiges Spielniveau hat."
Das kann je nach Trainingsfleiß schon zwei bis drei Monate dauern. Und diese Zeit nehmen sich eben nicht so viele Jugendliche und spielen lieber am Computer, obwohl Subbuteo jede Menge bietet: Es gibt Vereins- und Nationalmannschaften in den Originalfarben. Mit dem Zubehör lässt sich sogar ein eigenes Stadion bauen, mit Flutlicht und Anzeigetafel. Wobei Turnierspieler wie Marcus Tilgner auf diesen Schnick-Schnack bewusst verzichten, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: den Wettbewerb.
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