Tipps für die letzte Ruhe

Nicht nur die Lebensformen werden vielfältiger, auch für die letzte Ruhe gibt es immer mehr Möglichkeiten. So gibt es beispielsweise auf einem Hamburger Friedhof eine Spezialecke für Fußballfans. Magdalena Köster informiert in ihrem Buch "Den letzten Abschied selbst gestalten" über alternative Bestattungsformen im In- und Ausland.
Nichts ist im Leben so sicher wie der Tod. Wie aber geht es danach weiter? Konkret: Wie kommt man unter die Erde - oder ins Meer? Müssen es immer Sarg oder Urne sein, die die sterblichen Reste als letztes umgeben? Welche Alternativen gibt es an Bestattungsformen und -orten?

Antworten auf all diese Fragen findet man in Magdalena Kösters Buch "Den letzten Abschied selbst gestalten". Für die endgültige Trennung von toten Verwandten und Freunden, aber auch im Vorausblick auf die eigene Bestattung bietet die Journalistin auf zweihundert Seiten nicht nur hilfreiche praktische Hinweise, sondern auch vielfältige Einblicke in den Umbruch der Bestattungskultur in Deutschland.

Immer noch sind Tod und Sterben in unserer Gesellschaft ein Tabu. Daher verschwinden Leichen schnellstens in Kühlkammern und verschraubten Särgen. Auch die trauernden Angehörigen werden oft lieblos behandelt, wenn nicht gar bevormundet. Friedhofsreglements zeugen eher von "Beamtenmentalität" denn von Kundenfreundlichkeit.

Drei Beispiele: Man darf Tote ohne jegliche Genehmigung 36 Stunden daheim aufbahren und kann sich so in Ruhe von ihnen verabschieden. Wer aber wird im Krankenhaus oder im Pflegeheim schon darauf aufmerksam gemacht?

Städtische Krematorien benötigen aufgrund langer Wartezeiten meist Wochen für die Einäscherung von Toten. Private Bestatter hingegen schaffen dies in zwei Tagen.

Auf städtischen Friedhöfen werden Beerdigungstermine der Reihe nach vergeben. Man beginnt stets morgens, nie nachmittags. Dagegen sind Bestattungen in einem Friedwald auch zum Feierabend oder am Wochenende möglich.

Dennoch: In die Bestattungsszene ist Bewegung gekommen. Das gilt im wörtlichen und im übertragenen Sinn. Aus Berlin etwa werden Leichen särgeweise ins benachbarte Ausland gefahren und dort verbrannt. Das spart Zeit und Geld. Nicht selten wird die Asche anschließend anonym bestattet. Für 40 Prozent der Verstorbenen in der Bundeshauptstadt gilt inzwischen: Kein Hinweis, kein Name. Vergessen, vorbei.

Auf der andern Seite ruft die Unzufriedenheit mit der herkömmlichen Beerdigungskultur "alternative Bestattungsformen" hervor. Darauf verweist der Untertitel des Buches.

Nochmals drei Beispiele: Die Tradition der Leichenwäscherinnen und Totenfrauen lebt wieder auf. Totenfrauen verstehen sich als Pendant zu Hebammen und geleiten Menschen aus der Welt hinaus. Sie respektieren die Würde der Toten und gehen auf deren Bedürfnisse ebenso ein wie auf die der Hinterbliebenen.

Der "Omaisierung" des Sarg- und Urnenangebotes stellen sich Designer mit neuen Entwürfen entgegen. Berühmt wurde der schöne, schlichte Holzsarg von Papst Johannes Paul II. Für Aufregung hingegen sorgte die Peace-Box, ein Faltsarg aus recyclebarem Altpapier. Manch einer hat seinen Sarg auch schon in Form eines umwandelbaren Bücherregals daheim stets vor Augen.

Die "Musealisierung" der Friedhöfe ruft Architekten und Landschaftsgestalter auf den Plan. Es muss ja nicht immer eine Spezialecke für Fußballfans entstehen in Form eines Fußballfeldes wie in Hamburg-Altona. In Karlsruhe etwa dient ein durchkomponierter "Lebensgarten" zunächst den Überlebenden. Info-Tafeln, Bänke und ein Fußweg mit 14 Stationen fördern Trauer und Trost - und führen schließlich zum "letzten Garten", zu einem Landschaftsgräberfeld.

Wem der deutsche Friedhofszwang ein Dorn im Auge ist, erfährt in Kösters Buch: Zumindest nach der Einäscherung kann man diese Auflage umgehen. Der Umweg über die Schweizer "Oase der Ewigkeit" etwa beinhaltet "Urnenübergabe an einen Angehörigen zur freien Verfügung mit späterer Almwiesenbestattung". Sollte Muttis Asche im Wohnzimmer nicht mehr genehm sein, wartet auf sie ein Stück Grasboden mit Alpenblick.

Magdalena Kösters Buch ist gut lesbar, insbesondere auch wegen eingeschobener Interviews und persönlicher Erfahrungsberichte. Bei der Beschreibung von Friedhofskonzepten, alternativen Grabsteinen oder Urnen wären Fotos und Skizzen hilfreich gewesen. Checklisten, zahlreiche Links und Angaben zu Kosten und Gebühren runden den Band ab.

Rezensiert von Thomas Kroll

Magdalena Köster: Den letzten Abschied selbst gestalten. Alternative Bestattungsformen
Christoph Links Verlag: Berlin 2008
200 Seiten, 14,90 Euro