Tiger, Bär, Ente
Wenn der Name Janosch fällt, sind sofort die meisten Menschen im Bilde: der kleine Tiger, der Bär, die Ente, die kluge Krähe… Oh wie schön ist Panama - eine Geschichte, die auch Erwachsenen glaubhaft erzählt, dass das Paradies da ist, wo man schlicht und einfach glücklich sein kann. Im März kommenden Jahres wird er 75 und sein Verlag, der Merlin Verlag, hat seine Biografie "Leben & Kunst" neu überarbeitet herausgebracht.
st das nun eine von ihm geschriebene Autobiografie oder eine von einem Autor beschriebene Lebensgeschichte?
Damit fängt die Verwirrung schon an. Janosch gibt Interviews, obwohl er Journalisten nicht leiden kann, weil die immer vor dem Frühstück kommen, blöde Fragen stellen und in der Regel ein kaputtes Bandgerät zur Aufnahme haben.
Warum gibt er nun trotzdem Interviews?
Er erfindet einen Journalisten, nämlich Jan Skral. Skral ist 1934 in Lwow geboren und lebt seit 1963 in Tanger. Mit ihm verbringt er drei weinselige Abende auf Gomera und lässt sich Fragen stellen. Natürlich – Skral ist Janosch selber, der sich die Fragen stellt, die er immer schon mal beantworten wollte: über das Leben und die Kunst.
Dann gibt es noch eine von Janosch aufgeschriebene Begegnung mit Astrid Lindgren und die Erinnerung an einen Besuch in seinem Haus in Zabrze in Polen, in dem er 1931 geboren wurde. Aus all diesen Geschichten entsteht dann schon ein Mosaik seines Lebens.
Was für ein Leben war das denn?
Janosch kommt aus wirklich bettelarmen und nicht gerade freundlichen Verhältnissen. Der Großvater, durchaus ein ganz lieber Kerl, aber Säufer und armes Würstchen, das von der bösartigen Großmutter geprügelt wurde. Die Eltern waren lange nicht in der Lage, das eigene Kind großzuziehen. Eine Wohnung von 25 qm, ohne Wasser und Strom. Oberschlesisches Bergarbeiterelend, überwölbt von einem Katholizismus, der den alten Janosch noch so in Rage bringt, dass man um sein Herz fürchten muss. Als gerade einmal 13 jähriger Junge fängt er an in eine Schmiede zu arbeiten. Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen die Eltern in den Westen Deutschlands , Janoch – damals noch Horst Eckert – arbeitete dort in der Nähe von Oldenburg in einer Textilfabrik, ging dann eine Weile auf eine Textilschule in Krefeld, war in München kurzzeitig auf der dortigen Akademie der Künste, was aber nicht sein Fall war – und machte 1960 sein erstes Buch im Verlag Georg Lentz, der nach Aussage Janoschs danach Pleite ging. Doch das gehört sicher zu den zahlreichen Legenden, die Janosch um sein Leben webt, das er seit 1980 vorwiegend auf Teneriffa in einer Hängematte mit täglich zwei Gläsern Rotwein verbringt und dabei innständig hofft, dass man ihm bloß nicht mit einem Auftrag kommt.
Das kann man ja auch Angesichts des Mergendisings mit Janochfiguren nicht so richtig nachvollziehen. Jedes dritte Kinderfahrrad radelt farblich als kleiner Tiger durchs Land, Bleistifte, Spiele, CD ROMs , Handtücher und Zahnbürsten – überall Janoschmotive… Ist das mit der ersehnten Faulheit denn glaubhaft?
Etwa rund 150 Bücher sind inzwischen entstanden - geschrieben und illustriert von Janosch, der angeblich nur schlecht lesen und schreiben kann und der überhaupt gerne tiefstapelt und wütet. Ich kann darum seine Wut gegen angeblich geklaute Rechte für all diese Vermarktungsbeispiele nicht so richtig glauben.
Obwohl es eine Reihe von Prozessen um Janosch gab, in denen ihm zum Teil auch übel mitgespielt wurde. Doch die immer wieder von ihm angegriffenen betrügerischen Verleger und einfältigen Lektoren – mitunter gibt es Ausnahmen - scheinen mir eher ein gern gepflegtes Hassbild von Janosch als Realität.
"Leben & Kunst" vom Merlin Verlag, der ja ohnehin der Verlag für Janoschs "Erwachsenen – Bücher" ist, hat mit dieser Biografie eine Neuüberarbeitung herausgebracht, deren Gestaltung auch ganz und gar von Janosch und nur von ihm bestimmt wurde. Die Biografie ist 1992 zum ersten Mal erschienen, war damals ganz schnell vergriffen und darf sicher auf großen Zuspruch rechnen.
Was ist daran neu?
Die schon erwähnten Selbstinterviews und die anderen Texte sind nicht neu. Hinzugekommen ist ein sehr schönes Vorwort, von Eva – Suzanne Beyer, das glücklicherweise nicht in dem angestrengten Ton mancher Kunstwissenschaftler geschrieben ist , aber auch nicht in diesem ätzenden humorigen Sound, den Janoschs Figuren eventuell animieren könnten. Und gänzlich neu ist die Ausstattung mit Fotos und Zeichnungen – ein ästhetisches Vergnügen erster Klasse.
Zunächst die Fotos von Janosch unter dem Motto "der Künstler als junger Mann". Er kokettiert nämlich pausenlos wie schwer er es bei den Frauen hatte – niemand wollte ihn und er wollte so gerne. Da kann ich ja nur lachen. Der Kerl war attraktiv und eine gewisse Schüchternheit rollt doch gerade gut aussehenden Männern bei Frauen den roten Teppich aus.
Ein gänzlich anderes Foto entstand erst in diesem Jahr – das seines oberschlesischen Geburtshauses. und die Beschreibung von dieser Begegnung lässt einen ahnen, dass sich da kaum etwas verändert hat – sogar die Kinderliebe, die dicke Traudl, die auch in diesem Haus gewohnt hat, taucht vor Janosch Auge auf.
Und dann die Zeichnungen – ein wenig absurd, mit verrärtselten Titeln - von einer Farbigkeit, die an Paul Klee erinnert, aber in den Formen üppiger, weniger abstrakt sind. Mitunter zitieren sie Kinderzeichnungen, doch mit Raffinesse und erotischem Augenzwinkern, dass man seine Freude daran hat.
"Frau Jurek hat eine Katze" beispielsweise. Vor Azzuro – Hintergrund ein Paar: Frau Jurek mit charmantem Eierkopf, rotem Mund. langer grüner Nase und einem dünnen langen Hals, der ihr eine arrogante Note gibt, das Haar trägt sie wie einen Herbstschleier , daneben ihre Katze, die doch mehr ein Kater scheint, ein eindeutiger Macho mit hochmütigem Blick. Das weiß man sofort, wer hier wen im Griff hat – und das ganze schaut eh wie ein Hochzeitsbild aus. Janoschs Farben strahlen wie Diamanten. jedes Bild hätte man sofort gerne als Poster an seiner Wand. Und wenn das nicht geht, dann wenigstens das Buch.
Bei Biografien will man ja auch ein wenig hinter den Vorhang gucken, weil doch die meisten Menschen neugierig sind. Erfährt man etwas über Janosch, was in den üblichen Artikeln, die man so liest nicht drinsteht?
Ich habe sehr viel Neues erfahren, weil ich schlicht ein ziemlich eindimensionales Bild von Janosch hatte: Janosch, der Kindern so wunderbare Geschichten über Liebe und Freundschaft erzählt, Janosch der Gutmensch, der liebenswerte Zeitgenosse, den ich so gerne zum Nachbarn hätte. Man fällt ja immer wieder darauf ein, dass Werk und Autor irgendwie identisch sind. Manchmal ist das ja auch so, aber häufig doch gar nicht.
Und bei Janosch bin ich mir nicht sicher – was ist da Show, Mache, Mimikrie?
Hat er einfach die Nase voll immer als der liebe Onkel Janosch zu gelten und gibt darum mit aller Hingabe den Bad Boy? Eines ist aber sicher: er kann hassen, dass die Schwarte kracht.
Wen alles?
Journalisten, das hatten wir schon.
Verleger, diese Betrügerbrut. – Die Leute vom Merlin Verlag haben sich daran gewöhnt und kommen damit inzwischen gut klar – sie lächeln nur und sagen: Janosch ist halt ein Spieler. Vielleicht darum ein großartiger Künstler. Zum Glück haben sie diese Haltung.
Wann bekommt er noch einen dicken Hals und pflegt seine Aversion auch in dem Buch mit aller Hingabe? Wenn es um katholische Kleriker geht, gibt es bei ihm kein Halten, da wird sein Zorn unbarmherzig – er muss als Kind wirklich schlimme Erlebnisse gehabt haben, was er in den Gesprächen auch andeutet.
Und eine regelrechte Phobie sind Nazis und neue Nazis. Er sieht sie überall. Natürlich muss man bedenken dass die Texte vor 25 Jahren entstanden sind. Doch aus heutiger Sicht nervt das schon ziemlich, weil es doch sehr eindimensioniert daher kommt
Und – das kann ich mir nicht verkneifen: Janosch hasst Emanzen, gibt in dem Zusammenhang der FAZ eines auf die Mütze, der TAZ einen Schwinger. Das ist lustig.
Und Frauen – hört mir mit denen auf, schnauzt Janosch. Sie, die Frau wird ohnehin früher alt und dann auch noch zänkisch. Frauen haben immer gerne was mit dem Mann der besten Freundin. Die Ehe sollte als GmbH geschlossen werden. er hütet sich vor Frauen, die sich dumm studiert haben.
Der Mann mit den netten Tieren und Figuren in seinen Büchern gibt sich als Misanthrop. Ich sage bewusst: gibt sich …
Sie zweifeln also nach der gepfefferten Lektüre trotzdem an diesem von Janosch ja offensichtlich selber vermittelten Bild daran?
Ja , allein, wenn ich dem Mann auf den Fotos ins Gesicht schaue, dann wenn ich mir diese phantastischen Kinderbücher ansehe : wie der Bär und Tiger da so an einander gekuschelt auf dem alten Sofa sitzen, die Tigerente zu ihren Füßen – das ist so eine herzergreifende Szenerie von Liebe und Freundschaft – das kann man nicht erfinden, das muss man auch schon gespürt haben. Und dann kann er ja auch das einfache Glück beschreiben - so einer kann keine Mistbiene sein.
Seine liebste Beschäftigung: atmen - er liegt gerne in der Hängmatte, liebt Wein und gutes Essen. Er findet den Suff erbärmlich, die Trunkenheit jedoch göttlich. Er ist nicht bedürfnislos, aber bescheiden. Das könnte uns allen zur Lebensphilosophie dienen. Er pflegt Unkraut. Er trägt keine Uhr, aber sammelt Uhren. Er liegt gerne in seiner Hängematte auf Teneriffa. Kann so einer schlecht sein? NEIN, NEIN und nochmals nein – er mag seine Misanthropie pflegen… Ich sehe es ihm nach.
Janosch verschenkt übrigens fast keine Bücher, denn er findet, dass die meisten eine Beleidigung für den beschenkten wären.
Sein Buch würde ich ohne Zaudern weiträumig verschenken, auch wenn da einer mitunter meckert, quengelt, brabbelt und schimpft – doch die philosophischen Diamanten funkeln darum nur um so heller. und sie sind sehr originell geschliffen
Einer berühmen Kollegin nachempfunden möchte ich da nur rufen: Kaufen, kaufen , kaufen und natürlich Lesen.
Damit fängt die Verwirrung schon an. Janosch gibt Interviews, obwohl er Journalisten nicht leiden kann, weil die immer vor dem Frühstück kommen, blöde Fragen stellen und in der Regel ein kaputtes Bandgerät zur Aufnahme haben.
Warum gibt er nun trotzdem Interviews?
Er erfindet einen Journalisten, nämlich Jan Skral. Skral ist 1934 in Lwow geboren und lebt seit 1963 in Tanger. Mit ihm verbringt er drei weinselige Abende auf Gomera und lässt sich Fragen stellen. Natürlich – Skral ist Janosch selber, der sich die Fragen stellt, die er immer schon mal beantworten wollte: über das Leben und die Kunst.
Dann gibt es noch eine von Janosch aufgeschriebene Begegnung mit Astrid Lindgren und die Erinnerung an einen Besuch in seinem Haus in Zabrze in Polen, in dem er 1931 geboren wurde. Aus all diesen Geschichten entsteht dann schon ein Mosaik seines Lebens.
Was für ein Leben war das denn?
Janosch kommt aus wirklich bettelarmen und nicht gerade freundlichen Verhältnissen. Der Großvater, durchaus ein ganz lieber Kerl, aber Säufer und armes Würstchen, das von der bösartigen Großmutter geprügelt wurde. Die Eltern waren lange nicht in der Lage, das eigene Kind großzuziehen. Eine Wohnung von 25 qm, ohne Wasser und Strom. Oberschlesisches Bergarbeiterelend, überwölbt von einem Katholizismus, der den alten Janosch noch so in Rage bringt, dass man um sein Herz fürchten muss. Als gerade einmal 13 jähriger Junge fängt er an in eine Schmiede zu arbeiten. Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen die Eltern in den Westen Deutschlands , Janoch – damals noch Horst Eckert – arbeitete dort in der Nähe von Oldenburg in einer Textilfabrik, ging dann eine Weile auf eine Textilschule in Krefeld, war in München kurzzeitig auf der dortigen Akademie der Künste, was aber nicht sein Fall war – und machte 1960 sein erstes Buch im Verlag Georg Lentz, der nach Aussage Janoschs danach Pleite ging. Doch das gehört sicher zu den zahlreichen Legenden, die Janosch um sein Leben webt, das er seit 1980 vorwiegend auf Teneriffa in einer Hängematte mit täglich zwei Gläsern Rotwein verbringt und dabei innständig hofft, dass man ihm bloß nicht mit einem Auftrag kommt.
Das kann man ja auch Angesichts des Mergendisings mit Janochfiguren nicht so richtig nachvollziehen. Jedes dritte Kinderfahrrad radelt farblich als kleiner Tiger durchs Land, Bleistifte, Spiele, CD ROMs , Handtücher und Zahnbürsten – überall Janoschmotive… Ist das mit der ersehnten Faulheit denn glaubhaft?
Etwa rund 150 Bücher sind inzwischen entstanden - geschrieben und illustriert von Janosch, der angeblich nur schlecht lesen und schreiben kann und der überhaupt gerne tiefstapelt und wütet. Ich kann darum seine Wut gegen angeblich geklaute Rechte für all diese Vermarktungsbeispiele nicht so richtig glauben.
Obwohl es eine Reihe von Prozessen um Janosch gab, in denen ihm zum Teil auch übel mitgespielt wurde. Doch die immer wieder von ihm angegriffenen betrügerischen Verleger und einfältigen Lektoren – mitunter gibt es Ausnahmen - scheinen mir eher ein gern gepflegtes Hassbild von Janosch als Realität.
"Leben & Kunst" vom Merlin Verlag, der ja ohnehin der Verlag für Janoschs "Erwachsenen – Bücher" ist, hat mit dieser Biografie eine Neuüberarbeitung herausgebracht, deren Gestaltung auch ganz und gar von Janosch und nur von ihm bestimmt wurde. Die Biografie ist 1992 zum ersten Mal erschienen, war damals ganz schnell vergriffen und darf sicher auf großen Zuspruch rechnen.
Was ist daran neu?
Die schon erwähnten Selbstinterviews und die anderen Texte sind nicht neu. Hinzugekommen ist ein sehr schönes Vorwort, von Eva – Suzanne Beyer, das glücklicherweise nicht in dem angestrengten Ton mancher Kunstwissenschaftler geschrieben ist , aber auch nicht in diesem ätzenden humorigen Sound, den Janoschs Figuren eventuell animieren könnten. Und gänzlich neu ist die Ausstattung mit Fotos und Zeichnungen – ein ästhetisches Vergnügen erster Klasse.
Zunächst die Fotos von Janosch unter dem Motto "der Künstler als junger Mann". Er kokettiert nämlich pausenlos wie schwer er es bei den Frauen hatte – niemand wollte ihn und er wollte so gerne. Da kann ich ja nur lachen. Der Kerl war attraktiv und eine gewisse Schüchternheit rollt doch gerade gut aussehenden Männern bei Frauen den roten Teppich aus.
Ein gänzlich anderes Foto entstand erst in diesem Jahr – das seines oberschlesischen Geburtshauses. und die Beschreibung von dieser Begegnung lässt einen ahnen, dass sich da kaum etwas verändert hat – sogar die Kinderliebe, die dicke Traudl, die auch in diesem Haus gewohnt hat, taucht vor Janosch Auge auf.
Und dann die Zeichnungen – ein wenig absurd, mit verrärtselten Titeln - von einer Farbigkeit, die an Paul Klee erinnert, aber in den Formen üppiger, weniger abstrakt sind. Mitunter zitieren sie Kinderzeichnungen, doch mit Raffinesse und erotischem Augenzwinkern, dass man seine Freude daran hat.
"Frau Jurek hat eine Katze" beispielsweise. Vor Azzuro – Hintergrund ein Paar: Frau Jurek mit charmantem Eierkopf, rotem Mund. langer grüner Nase und einem dünnen langen Hals, der ihr eine arrogante Note gibt, das Haar trägt sie wie einen Herbstschleier , daneben ihre Katze, die doch mehr ein Kater scheint, ein eindeutiger Macho mit hochmütigem Blick. Das weiß man sofort, wer hier wen im Griff hat – und das ganze schaut eh wie ein Hochzeitsbild aus. Janoschs Farben strahlen wie Diamanten. jedes Bild hätte man sofort gerne als Poster an seiner Wand. Und wenn das nicht geht, dann wenigstens das Buch.
Bei Biografien will man ja auch ein wenig hinter den Vorhang gucken, weil doch die meisten Menschen neugierig sind. Erfährt man etwas über Janosch, was in den üblichen Artikeln, die man so liest nicht drinsteht?
Ich habe sehr viel Neues erfahren, weil ich schlicht ein ziemlich eindimensionales Bild von Janosch hatte: Janosch, der Kindern so wunderbare Geschichten über Liebe und Freundschaft erzählt, Janosch der Gutmensch, der liebenswerte Zeitgenosse, den ich so gerne zum Nachbarn hätte. Man fällt ja immer wieder darauf ein, dass Werk und Autor irgendwie identisch sind. Manchmal ist das ja auch so, aber häufig doch gar nicht.
Und bei Janosch bin ich mir nicht sicher – was ist da Show, Mache, Mimikrie?
Hat er einfach die Nase voll immer als der liebe Onkel Janosch zu gelten und gibt darum mit aller Hingabe den Bad Boy? Eines ist aber sicher: er kann hassen, dass die Schwarte kracht.
Wen alles?
Journalisten, das hatten wir schon.
Verleger, diese Betrügerbrut. – Die Leute vom Merlin Verlag haben sich daran gewöhnt und kommen damit inzwischen gut klar – sie lächeln nur und sagen: Janosch ist halt ein Spieler. Vielleicht darum ein großartiger Künstler. Zum Glück haben sie diese Haltung.
Wann bekommt er noch einen dicken Hals und pflegt seine Aversion auch in dem Buch mit aller Hingabe? Wenn es um katholische Kleriker geht, gibt es bei ihm kein Halten, da wird sein Zorn unbarmherzig – er muss als Kind wirklich schlimme Erlebnisse gehabt haben, was er in den Gesprächen auch andeutet.
Und eine regelrechte Phobie sind Nazis und neue Nazis. Er sieht sie überall. Natürlich muss man bedenken dass die Texte vor 25 Jahren entstanden sind. Doch aus heutiger Sicht nervt das schon ziemlich, weil es doch sehr eindimensioniert daher kommt
Und – das kann ich mir nicht verkneifen: Janosch hasst Emanzen, gibt in dem Zusammenhang der FAZ eines auf die Mütze, der TAZ einen Schwinger. Das ist lustig.
Und Frauen – hört mir mit denen auf, schnauzt Janosch. Sie, die Frau wird ohnehin früher alt und dann auch noch zänkisch. Frauen haben immer gerne was mit dem Mann der besten Freundin. Die Ehe sollte als GmbH geschlossen werden. er hütet sich vor Frauen, die sich dumm studiert haben.
Der Mann mit den netten Tieren und Figuren in seinen Büchern gibt sich als Misanthrop. Ich sage bewusst: gibt sich …
Sie zweifeln also nach der gepfefferten Lektüre trotzdem an diesem von Janosch ja offensichtlich selber vermittelten Bild daran?
Ja , allein, wenn ich dem Mann auf den Fotos ins Gesicht schaue, dann wenn ich mir diese phantastischen Kinderbücher ansehe : wie der Bär und Tiger da so an einander gekuschelt auf dem alten Sofa sitzen, die Tigerente zu ihren Füßen – das ist so eine herzergreifende Szenerie von Liebe und Freundschaft – das kann man nicht erfinden, das muss man auch schon gespürt haben. Und dann kann er ja auch das einfache Glück beschreiben - so einer kann keine Mistbiene sein.
Seine liebste Beschäftigung: atmen - er liegt gerne in der Hängmatte, liebt Wein und gutes Essen. Er findet den Suff erbärmlich, die Trunkenheit jedoch göttlich. Er ist nicht bedürfnislos, aber bescheiden. Das könnte uns allen zur Lebensphilosophie dienen. Er pflegt Unkraut. Er trägt keine Uhr, aber sammelt Uhren. Er liegt gerne in seiner Hängematte auf Teneriffa. Kann so einer schlecht sein? NEIN, NEIN und nochmals nein – er mag seine Misanthropie pflegen… Ich sehe es ihm nach.
Janosch verschenkt übrigens fast keine Bücher, denn er findet, dass die meisten eine Beleidigung für den beschenkten wären.
Sein Buch würde ich ohne Zaudern weiträumig verschenken, auch wenn da einer mitunter meckert, quengelt, brabbelt und schimpft – doch die philosophischen Diamanten funkeln darum nur um so heller. und sie sind sehr originell geschliffen
Einer berühmen Kollegin nachempfunden möchte ich da nur rufen: Kaufen, kaufen , kaufen und natürlich Lesen.