Tierhaltung

Betrugsverdacht gegen Fleisch-Label "Neuland"

Ein Schwein steht in Quickborn auf einem Neuland-Hof im Stroh und schaut durch die Gitterstäbe.
Ein Schwein steht in Quickborn auf einem Neuland-Hof im Stroh und schaut durch die Gitterstäbe. © picture alliance / dpa / Philipp Schulze
Von Philipp Eckstein · 10.11.2014
Fast 60 Millionen Schweine werden jedes Jahr in Deutschland geschlachtet. Die Qualitätssicherung dieser Produktion wird auf dem Deutschen Fleisch Kongress debattiert. Dass es viel zu tun gibt, zeigte zuletzt der Skandal um das Qualitätsfleischlabel Neuland.
Qualitätsfleisch aus besonders artgerechter und umweltschonender Tierhaltung. Damit wirbt das Label "Neuland". Und damit werben die drei Verbände, die hinter Neuland stehen: Der Bund Umwelt und Naturschutz, der deutsche Tierschutzbund und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft. Diese vermeintlich geballte Kompetenz in Sachen Tier- und Umweltschutz verlieh Neuland lange Zeit große Glaubwürdigkeit. Und die Kunden waren bereit, für das Fleisch deutlich mehr zu bezahlen
Der Schock kam im April diesen Jahres: Die Wochenzeitung "Zeit" deckte auf, dass ein Geflügelbauer aus Niedersachsen jahrelang und massenhaft konventionell gezüchtete Hähnchen mit Neuland-Siegel verkauft hat. Bei Neuland bemühte man sich, den Skandal kleinzureden. Man sei von einem einzelnen Zulieferer getäuscht worden.
Doch der Geflügelbauer wehrte sich gegen die Anschuldigungen. Neuland habe von ihm immer mehr Hähnchen gefordert. Und, Neuland habe gewusst, woher diese stammten.
Weitere Enthüllungen in Süddeutschland
Kurz darauf folgten weitere Enthüllungen über Betriebe in Süddeutschland. Auch dort wurde offenbar Hähnchen- und Lammfleisch als Qualitätsfleisch von Neuland verkauft, obwohl es ganz anderer Herkunft war. Zudem seien Tiere in einem Schlachthof von Neuland gequält worden.
Im Juli ließ die Staatsanwaltschaft Oldenburg schließlich Geschäftsräume von Neuland durchsuchen. Die Ermittlungen gegen einen Zulieferbetrieb, aber auch gegen einen ehemals Verantwortlichen aus der Führung von Neuland dauern an. Ermittelt wird unter anderem wegen des Verdachts auf Betrug.
Bei Neuland selbst sind die Aufräumarbeiten noch immer in vollem Gange. Die kritische Berichterstattung dürfte zu erheblichen Einbußen geführt haben: Zahlen möchte man bei Neuland jedoch nicht nennen. Auf Nachfrage betont Bundesgeschäftsführer Jochen Dettmer, dass man zurzeit mit der Erarbeitung neuer Richtlinien und Kontrollsysteme beschäftigt sei. Ein konkretes Konzept soll Ende des Jahres beschlossen werden.
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