Tibet und seine Traditionen
Die Olympischen Spiele in Peking stehen vor der Tür, und die Proteste gegen die chinesische Regierung begleiten die gesamte Vorbereitungszeit: Demonstrationen gegen die Menschrechtsverstöße im Allgemeinen und die Unterdrückung der Tibeter im Besonderen prägen das Bild rund um den Fackellauf. Unter diesen Rahmenbedingungen dürfte der Kinostart des Films "10 Fragen an den Dalai Lama" am 8. Mai besondere Aufmerksamkeit verdienen.
"Long live Tibet! Long live Tibet! / Thank you, thank you, thank you!”"
Wo immer der Dalai Lama auftaucht, jubeln ihm die Menschen zu. Mit Ausnahme von China natürlich. Er ist einer der höchsten buddhistischen Repräsentanten, tritt für Gewaltlosigkeit ein und fasziniert Menschen weltweit. So auch den amerikanischen Filmemacher Rick Ray. Dieser drehte für eine Hollywood-Produktionsfirma fast umsonst einen Reisefilm über Indien. Denn der Produzent hatte ihm im Gegenzug ein Interview mit dem Dalai Lama versprochen. Doch als die Dreharbeiten beendet waren, war das vergessen. Ray überlegte und ließ sich von seinem Fahrer Gitaron beraten.
Rick Ray: "”Gitaron schlug vor, ihm zu schreiben. Allerdings ist die Post in Indien sehr unzuverlässig. Also sagte er: "Sir, schicken Sie ihm keinen Brief, sondern eine E-Mail!" Ich glaube nicht, dass er jeden Tag vor dem Computer sitzt, herumsurft und seine E-Mails liest. Aber er hat Leute, die das für ihn tun. Es gibt sogar ein Computerzentrum am Kloster, wo die Mönche ihre Mails überprüfen und ein paar Videospiele spielen. Auch wenn ich bezweifle, dass er das gut heißt."
Nur ein paar Tage später bekam Ray eine Antwort: Das Interview könne stattfinden. In Dharamsala, im Norden Indiens, wo der Dalai Lama mit seiner Exilregierung lebt. Er dürfe zehn Fragen stellen und hätte 45 Minuten Zeit dafür. Allerdings erst in drei Monaten. Diese Zeit nutzte der Regisseur, um sich vorzubereiten. Er reiste durch Indien, vertiefte sich in die buddhistische Lehre und besuchte ein tibetisches Kloster. Außerdem sammelte Ray Filmmaterial, das den ersten Teil des Films prägt.
Man könnte es als historische Reise oder Entwicklung des Dalai Lama bezeichnen: In dieser schildert der Regisseur Buddhas spirituelle Suche vor 2500 Jahren, die Verbreitung des Buddhismus. Vor allem aber beschreibt er Tibet, das Land auf dem Dach der Welt, in das 1951 die Chinesen einfielen. Damals mussten die Tibeter ein 17-Punkte-Programm unterzeichnen, das Tibet als Teil Chinas festschrieb. Und der etwas naive 17-jährige Dalai Lama ließ sich 1953 von Mao Zedong nach Peking einladen.
"Mao nutzte die Berichterstattung des Ereignisses, um seine Leute davon zu überzeugen, dass sich Tibet China angeschlossen habe. Der Dalai Lama aber ergriff die Gelegenheit, um Mao die Einzigartigkeit Tibets persönlich zu erklären. Er glaubte, dass Mao ein guter und vernünftiger Mann wäre. Aber beim letzten Treffen mit Mao beugte sich der kommunistische Führer zu ihm und sagte, dass Religion Gift sei. Plötzlich erkannte der Dalai Lama, dass Mao ein Feind des Buddhismus’ war und Tibet schwere Zeiten bevor standen."
1959 starben bei einem Aufstand rund 90.000 Tibeter. Und der Dalai Lama floh mit seiner Regierung ins indische Exil. Seither setzt er sich überall auf der Welt für seine Landsleute ein. So auch in den USA.
Dalai Lama: "Wenn Sie uns helfen, dann werden Sie im Moment davon nicht profitieren. Wir haben kein Öl und können Ihnen nichts bieten. Aber Tibet ist eine Sache der Moral. Und Ihre amerikanischen Vorfahren wie Lincoln und Jefferson hatten feste moralische Prinzipien. Amerikanische Nuklearwaffen und Wirtschaftskraft werden Ihnen keine größere Beliebtheit bescheren. Aber ich bewundere Ihre Prinzipien: Demokratie, Freiheit und Unabhängigkeit."
Im ersten Teil schildert der Film den Lebenslauf des heutigen, des 14. Dalai Lama, der als Reinkarnation des 13. Dalai Lama betrachtet wird. Auf der Suche nach ihm fanden Mönche durch verschiedene Zeichen einige Kinder. Sie zeigten ihm diverse Gebetsketten, Gehstöcke und Brillen. Einiges davon gehörte dem 13. Dalai Lama. Nur er erkannte alle Gegenstände und wurde am 22. Februar 1940 als 4jähriger zum 14. Dalai Lama erklärt. Im zweiten Teil des Films folgt dann das Gespräch zwischen dem Regisseur und dem Dalai Lama: Warum erscheinen die Armen glücklicher als die Reichen? Gibt es Hoffnung auf Frieden im Nahen Osten? Sollten wir uns mit China auseinandersetzen? Ist die Freiheit des Internets grundsätzlich gut? Wird es einen weiteren Dalai Lama geben? Das sind die Fragen von Rick Ray. Und aktuell vielleicht die Wichtigste: Gibt es einen Punkt, an dem der Dalai Lama das Prinzip der Gewaltlosigkeit aufgibt?
Dalai Lama: "”Grundsätzlich ist die gewaltlose Methode die beste oder die realistischste, um das Problem zu lösen. Aber im Falle einer plötzlichen Gefahr muss man sich schützen. Um das Problem dann nächste Woche oder nächstes Jahr anzugehen. … Wenn man aber versucht, jemanden zu missbrauchen oder zu töten, und wenn die Umstände keinen Ausweg lassen, dann muss man in Betracht ziehen, zurückzuschlagen.""10 Fragen an den Dalai Lama" ist ein hoch spannender Film. Aber das Werk ist ein bisschen zu stark als Hommage angelegt und schildert kaum andere Meinungen oder Einstellungen unter den Tibetern. Die aber gibt es auch: Nicht umsonst drohte der Dalai Lama mit seinem Rücktritt, als es zu Ausschreitungen bei dem olympischen Fackellauf kam. Ohnehin ist die allgemeine Akzeptanz der Tibeter wohl nicht allein auf das Wirken des Dalai Lama zurückzuführen, sondern auf die buddhistische Kultur insgesamt. Menschen, die an eine Wiedergeburt glauben, können es leichter ertragen, wenn ihr Land 50 oder 100 Jahre besetzt wird. Was ist das schon im großen historischen Maßstab?
Dalai Lama: "”Das Gewehr ist ein Zeichen der Schwäche. Die Macht der Gewehre ist nur von kurzer Dauer, bestimmend und mächtig. Aber auf lange Sicht kann die Macht der Gewehre nicht bestehen, sondern nur die Kraft der Wahrheit."
Wo immer der Dalai Lama auftaucht, jubeln ihm die Menschen zu. Mit Ausnahme von China natürlich. Er ist einer der höchsten buddhistischen Repräsentanten, tritt für Gewaltlosigkeit ein und fasziniert Menschen weltweit. So auch den amerikanischen Filmemacher Rick Ray. Dieser drehte für eine Hollywood-Produktionsfirma fast umsonst einen Reisefilm über Indien. Denn der Produzent hatte ihm im Gegenzug ein Interview mit dem Dalai Lama versprochen. Doch als die Dreharbeiten beendet waren, war das vergessen. Ray überlegte und ließ sich von seinem Fahrer Gitaron beraten.
Rick Ray: "”Gitaron schlug vor, ihm zu schreiben. Allerdings ist die Post in Indien sehr unzuverlässig. Also sagte er: "Sir, schicken Sie ihm keinen Brief, sondern eine E-Mail!" Ich glaube nicht, dass er jeden Tag vor dem Computer sitzt, herumsurft und seine E-Mails liest. Aber er hat Leute, die das für ihn tun. Es gibt sogar ein Computerzentrum am Kloster, wo die Mönche ihre Mails überprüfen und ein paar Videospiele spielen. Auch wenn ich bezweifle, dass er das gut heißt."
Nur ein paar Tage später bekam Ray eine Antwort: Das Interview könne stattfinden. In Dharamsala, im Norden Indiens, wo der Dalai Lama mit seiner Exilregierung lebt. Er dürfe zehn Fragen stellen und hätte 45 Minuten Zeit dafür. Allerdings erst in drei Monaten. Diese Zeit nutzte der Regisseur, um sich vorzubereiten. Er reiste durch Indien, vertiefte sich in die buddhistische Lehre und besuchte ein tibetisches Kloster. Außerdem sammelte Ray Filmmaterial, das den ersten Teil des Films prägt.
Man könnte es als historische Reise oder Entwicklung des Dalai Lama bezeichnen: In dieser schildert der Regisseur Buddhas spirituelle Suche vor 2500 Jahren, die Verbreitung des Buddhismus. Vor allem aber beschreibt er Tibet, das Land auf dem Dach der Welt, in das 1951 die Chinesen einfielen. Damals mussten die Tibeter ein 17-Punkte-Programm unterzeichnen, das Tibet als Teil Chinas festschrieb. Und der etwas naive 17-jährige Dalai Lama ließ sich 1953 von Mao Zedong nach Peking einladen.
"Mao nutzte die Berichterstattung des Ereignisses, um seine Leute davon zu überzeugen, dass sich Tibet China angeschlossen habe. Der Dalai Lama aber ergriff die Gelegenheit, um Mao die Einzigartigkeit Tibets persönlich zu erklären. Er glaubte, dass Mao ein guter und vernünftiger Mann wäre. Aber beim letzten Treffen mit Mao beugte sich der kommunistische Führer zu ihm und sagte, dass Religion Gift sei. Plötzlich erkannte der Dalai Lama, dass Mao ein Feind des Buddhismus’ war und Tibet schwere Zeiten bevor standen."
1959 starben bei einem Aufstand rund 90.000 Tibeter. Und der Dalai Lama floh mit seiner Regierung ins indische Exil. Seither setzt er sich überall auf der Welt für seine Landsleute ein. So auch in den USA.
Dalai Lama: "Wenn Sie uns helfen, dann werden Sie im Moment davon nicht profitieren. Wir haben kein Öl und können Ihnen nichts bieten. Aber Tibet ist eine Sache der Moral. Und Ihre amerikanischen Vorfahren wie Lincoln und Jefferson hatten feste moralische Prinzipien. Amerikanische Nuklearwaffen und Wirtschaftskraft werden Ihnen keine größere Beliebtheit bescheren. Aber ich bewundere Ihre Prinzipien: Demokratie, Freiheit und Unabhängigkeit."
Im ersten Teil schildert der Film den Lebenslauf des heutigen, des 14. Dalai Lama, der als Reinkarnation des 13. Dalai Lama betrachtet wird. Auf der Suche nach ihm fanden Mönche durch verschiedene Zeichen einige Kinder. Sie zeigten ihm diverse Gebetsketten, Gehstöcke und Brillen. Einiges davon gehörte dem 13. Dalai Lama. Nur er erkannte alle Gegenstände und wurde am 22. Februar 1940 als 4jähriger zum 14. Dalai Lama erklärt. Im zweiten Teil des Films folgt dann das Gespräch zwischen dem Regisseur und dem Dalai Lama: Warum erscheinen die Armen glücklicher als die Reichen? Gibt es Hoffnung auf Frieden im Nahen Osten? Sollten wir uns mit China auseinandersetzen? Ist die Freiheit des Internets grundsätzlich gut? Wird es einen weiteren Dalai Lama geben? Das sind die Fragen von Rick Ray. Und aktuell vielleicht die Wichtigste: Gibt es einen Punkt, an dem der Dalai Lama das Prinzip der Gewaltlosigkeit aufgibt?
Dalai Lama: "”Grundsätzlich ist die gewaltlose Methode die beste oder die realistischste, um das Problem zu lösen. Aber im Falle einer plötzlichen Gefahr muss man sich schützen. Um das Problem dann nächste Woche oder nächstes Jahr anzugehen. … Wenn man aber versucht, jemanden zu missbrauchen oder zu töten, und wenn die Umstände keinen Ausweg lassen, dann muss man in Betracht ziehen, zurückzuschlagen.""10 Fragen an den Dalai Lama" ist ein hoch spannender Film. Aber das Werk ist ein bisschen zu stark als Hommage angelegt und schildert kaum andere Meinungen oder Einstellungen unter den Tibetern. Die aber gibt es auch: Nicht umsonst drohte der Dalai Lama mit seinem Rücktritt, als es zu Ausschreitungen bei dem olympischen Fackellauf kam. Ohnehin ist die allgemeine Akzeptanz der Tibeter wohl nicht allein auf das Wirken des Dalai Lama zurückzuführen, sondern auf die buddhistische Kultur insgesamt. Menschen, die an eine Wiedergeburt glauben, können es leichter ertragen, wenn ihr Land 50 oder 100 Jahre besetzt wird. Was ist das schon im großen historischen Maßstab?
Dalai Lama: "”Das Gewehr ist ein Zeichen der Schwäche. Die Macht der Gewehre ist nur von kurzer Dauer, bestimmend und mächtig. Aber auf lange Sicht kann die Macht der Gewehre nicht bestehen, sondern nur die Kraft der Wahrheit."