Thriller

Auf der Suche nach dem perfekten Krimi

Von Norbert Zeeb |
Durchgeknallte Antihelden, drastische Gewaltszenen und jede Menge Waffen: Krimi-Autor George T. Basier gilt als Geheimtipp für extrem harte Pulp- und Noir-Stoffe. Jenseits des Mainstreams der Spannungsliteratur zählt er zu den verlagsunabhängigen Autoren, die ihre Bücher als Selbstverleger auf den Markt bringen.
"Bevor ich angefangen habe zu schreiben, habe ich schon irgendwie gesponnen beim Wandern. Also, heute ist das auf jeden Fall so, dass ich, wenn ich wandern gehe, an Büchern schreibe auch."
"Ja, das ist der E1, und wir gehen hier Richtung Hamburg, ne. Man kann hier einmal quer durch ganz Europa durchlaufen. Der fängt oben irgendwo in Skandinavien an und geht bis runter ans Mittelmeer."
Die niedersächsische Nordheide. Krimi-Autor George T. Basier ist unterwegs auf dem europäischen Fernwanderweg "E1" Richtung Norden.
"George T-Punkt Basier, nenne ich mich, was natürlich ein Pseudonym ist. Und das soll jetzt in die Richtung weisen, wo meine größten Vorbilder zu Hause sind, in der amerikanischen und englischen Literatur."
Gemeint sind Thriller-Autoren wieJim Thompson, Joe R. Landsdale oder Andy McNab. Unter Kennern des Genres gilt Basier als Geheimtipp für knallharte Pulp- und Noir-Stoffe.
"Man kommt mit erstaunlich wenig Volumen aus. Also, ich habe schon mit 40-Liter-Rucksäcken ... - fünf Wochen wandern, das ist durchaus machbar."
Basier trägt eine Army-Hose, eine olivfarbene Windjacke und feste Wanderstiefel. Die sich abzeichnenden Konturen um Brust und Schultern lassen auf schweres Krafttraining schließen. Optisch erinnert der Autor spontan an einen der Ex-Söldner aus einem seiner Romane. Dass er sich zur Not auch survival-technisch durchzuschlagen wüsste, traut man ihm auf Anhieb zu.
"Also, meine längste Tour war in Venezuela, und da war ich ein halbes Jahr. Da bin ich in der Gran Sabana gewesen und auch in der Cordillera de Mérida und habe mich dann tatsächlich auch mal von Ameisen ernährt, was da unten auch nicht so ganz unüblich ist: Ameisen oder Termiten oder auch die großen Heuschrecken. Das wollte ich einfach nur mal ausprobieren. Ja, die schmecken auch nicht so besonders, finde ich."
Aufgewachsen ist der 44-Jährige in der schleswig-holsteinischen Kleinstadt Wedel bei Hamburg. Basier verweigerte den Wehrdienst, war viele Jahre in der Antifa aktiv, studierte Mathematik. Was ihn seit über 20 Jahren immer wieder auf seine einsamen Streifzüge treibt, sei auch ein schräger Hang zum Militärfetischismus - so ein "Männer-, Helden-, Soldaten-Ding", erzählt der Krimi-Autor.
"Also, ich habe als Kind auch überwiegend mit Big Jim gespielt. Während andere mit Lego gespielt haben, hab ich eben mit diesen Barbie-Puppen für Jungs gespielt, 'ne, und denen immer wieder irgendwelche Tarnanzüge angezogen.
Ich weiß jetzt nicht, ob das die Ursache ist oder ob das schon das erste Symptom war, 'ne? Das ist schwer zu sagen natürlich. Aber jedenfalls verfolgt mich das schon mein Leben lang. Ja, das habe ich dann mit dem Wandern und dem Surviveln kanalisiert."
"So, wollen wir mal schauen. Ein bisschen was brennt schon."
Rückenwind vom "Krimi-Papst"
Abseits des Wanderweges auf einer Waldlichtung. Krimi-Autor Basier hockt an einer Feuerstelle, stellt einen Kaffeekocher auf das brennende Holz.
"Das qualmt am Anfang immer ein bisschen doller ..."
Mit seinen extrem düsteren Stoffen bewegt sich Basier fernab des Krimi-Mainstreams und zählt zu der wachsenden Gemeinde von verlagsunabhängigen Autoren.
Doch der Selbstverleger erhielt Rückenwind, gute Rezensionen und Unterstützung etwa von "Krimi-Papst" Martin Compart oder Verleger und Kritiker Vito von Eichborn. - Eichborn spürt immer mal wieder interessante Autoren auf, die bisher noch keinen Verlag haben - und nahm die von Basier bisher erschienenen Romane "Der Killer und die Hure" und "Jägers Fall" in die von ihm herausgegebene Books-on-Demand-Reihe "Edition BOD" auf.
"Das gab schon 'ne Zeit, wo ich so drei bis vier Bücher am Tag verkauft habe, da habe ich schon gedacht, siehst du, es geht auch ohne Zauberlehrling, und ich kann da jetzt demnächst von leben."
Inzwischen bandelt Basier mit einem kleinen, noch neuen Verlag aus Wien: Evolver Books.
" ... und die haben sich spezialisiert auf , ja, auf gute Bücher. Die machen eben Pulp und Science Fiction, Horror, und da passt das, was ich mache, schon ganz gut rein."
Für sein neues Buch, das demnächst bei Evolver-Books erscheinen soll, ist Basier tief in die Welt der Ballerspiele eingetaucht.
"Der Komplex" ist ein Ego-Shooter als Roman.
Als Nächstes möchte Basier wieder einen Krimi in Angriff nehmen. Natürlich keinen gewöhnlichen Krimi ...
" ...'n Porno. Ich will 'n Porno schreiben. Das wird auf jeden Fall bitter schwarz, das wird auf jeden Fall ein Noir ..."
... und worauf es ihm ankommt, das weiß Pulp- und Noir-Autor Basier ganz genau:
"Erst mal muss die Perspektive stimmen, finde ich. Also, zum Beispiel interessiert mich Polizeiarbeit überhaupt nicht. Ich finde, ein guter Krimi muss zeigen, warum jemand kriminell wird. Wenn man einen Krimi liest und eigentlich gar nicht so genau weiß, was man denn anders gemacht hätte oder so, das wäre, glaube ich, der perfekte Krimi."