Thomas Vašek über Trost in der Coronakrise

Warum Philosophie helfen kann

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Porträt von Thomas Vašek.
"Wir brauchen eine philosophische Strategie, die darin besteht, zu lernen, zu experimentieren, zu schauen, was funktioniert und was nicht funktioniert", sagt Thomas Vašek. © dpa/ Horst Galuschka
Moderation: Gabi Wuttke · 23.03.2020
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Täglich Meldungen über Coronatote und -infizierte. Und niemand weiß, was in drei Wochen sein wird. Thomas Vašek, Chefredakteur des Magazins "Hohe Luft", rät in dieser Lage zum pragmatischen Stoizismus: "Für mich ist nur wichtig, was ich beeinflussen kann."
Trost lindert und ermutigt. Wir alle brauchen ihn, um Kraft zu schöpfen und besser mit dem Leben und seinen Gegebenheiten umzugehen. Eigentlich ist der Trost eine Sache von Mensch zu Mensch, aber das ist momentan nicht ganz einfach.
Manchmal spendet ein Bild Trost, manchmal Musik und manchmal auch Schokolade. Thomas Vašek findet Trost in der Philosophie, weil sie uns zu einem reflektierten Nachdenken über unser Leben bringen kann, wie er sagt. Vašek ist Chefredakteur der Philosophiezeitschrift "Hohe Luft".

Wie beeinflusse ich meine Gegenwart

Tröstlich sei eine Haltung des pragmatischen Stoizismus. Dabei geht es weniger um abstrakte Vorstellungen und mehr um die Meisterung konkreter Situationen. "Für mich wichtig ist nur das, was ich beeinflussen kann, was in meiner Macht liegt", sagt Vašek. Der Fokus richtet sich also auf die Gegenwart, das Hier und Jetzt.
Das bedeute aber nicht, sich in "eine innere Festung zurückzuziehen, sondern diese Freiheit zu nutzen". Tröstlich sei, dass wir diese Freiheit auch in einer solchen Krisensituation wie jetzt hätten, "in der wir nicht wissen, was morgen kommt".

Es geht um die Praxis

Das Pragmatische liegt für Vašek darin, dass es in dieser Haltung nicht primär ums Denken, sondern ums Handeln geht: richtig zu handeln und vor allem etwas für die Menschen zu tun, die in uns am Nächsten stehen.
"Wir sind jetzt in einer Situation, wo wir nicht wissen, was in drei Wochen sein wird. Und ich glaube da brauchen wir sozusagen eine philosophische Strategie, die darin besteht, zu lernen, zu experimentieren, zu schauen, was funktioniert und was nicht funktioniert."

Kunst kann metaphysischen Trost spenden

Aber auch die Kunst kann sehr tröstlich sein, sagt Vašek, "vielleicht sogar mehr als die Philosophie". Das Tröstende großer Kunst liege nämlich darin, dass sie eine Erfahrung von etwas Höherem ermögliche, was für nicht-religiöse Menschen gar eine Art metaphysischen Trost bedeuten könne.

Der Regisseur Patrick Wengenroth
Patrick Wengenroth wurde 1976 in Hamburg geboren.© picture alliance / Stefan Puchner

Aus unserer Reihe "Was mich tröstet" können Sie hier den Beitrag des Regisseurs und Schauspielers Patrick Wengenroth über Trost in der Musik nachhören.
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