Eine Frage der Ehre und Ehrlichkeit
Drei Jahre Freiheitsstrafe ohne Bewährung, das ist das Urteil des Essener Landgerichts im Prozess gegen den früheren Top-Manager Thomas Middelhoff. Es sei ein Schock für ihn gewesen, berichtet Korrespondentin Barbara Schmidt-Mattern.
Thomas Middelhoff, der frühere Chef des Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor, ist heute vom Essener Landgericht zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren ohne Bewährung verurteilt worden. Er wurde der Untreue in 27 Fällen und der Steuerhinterziehung in drei Fällen schuldig gesprochen.
Dieses harte Urteil sei überraschend, sagte Deutschlandradio Kultur Korrespondentin Barbara Schmidt-Mattern. Das Gericht sei dabei fast in voller Gänze den Forderungen der Staatsanwaltschaft gefolgt. Middelhoff habe mit "versteinerter Miene" auf die Verkündung des Urteils reagiert:
"Es war ihm deutlich anzusehen, dass das ein Schock ist."
Die maßgebliche Begründung des Gerichts habe sich auch darauf bezogen, dass Middelhoff über die sechs Monate des Verfahrens hinweg teilweise "hilflose, abenteuerliche Erklärversuche" geliefert habe, berichtete Schmidt-Mattern. Dabei habe sich Middelhoff nach Ansicht des Gerichts auch immer wieder in Widersprüche verstrickt:
"Das Gericht hat hier eine sehr, sehr große Unehrlichkeit gesehen. Da waren die Worte des Vorsitzenden Richters gleich zu Beginn dieser Urteilsverkündung: 'Es geht hier um Ehre und Ehrlichkeit'."
Aus der Sicht des Gerichts sei es auch eine Frage der Ehre gewesen, wie der ehemalige Vorstandsvorsitzende in finanziellen Dingen mit dem Arcandor-Konzern umgegangen sei:
"Es ist ja immerhin ein Gesamtschaden von einer halben Million Euro entstanden. Das hat das Gericht heute noch einmal festgestellt."