Ebola

Ärzte ohne Grenzen: Entwarnung wäre fahrlässig

Tankred Stöbe (Vorstandsvorsitzender von Ärzte ohne Grenzen) am 17.06.2014.
Tankred Stöbe, Vorstandschef von Ärzte ohne Grenzen, hält eine Entwarnung bei Ebola für verfrüht. Er war selbst in Sierra Leone im Einsatz. © picture-alliance / dpa / Jörg Carstensen
Tankred Stöbe im Gespräch mit Christopher Ricke und Anke Schäfer · 30.01.2015
Wer jetzt jubelt, Ebola sei in Afrika vorerst besiegt, verharmlose die Situation, urteilt Tankred Stöbe, Vorstandsvorsitzender von Ärzte ohne Grenzen. Ein großes Problem sei nach wie vor der mangelnde Austausch zwischen den drei betroffenen Ländern.
Ebola ist noch lange nicht überstanden. Wer jetzt Entwarnung gibt, handelt nach Meinung der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen fahrlässig. Deren Vorstandsvorsitzende Tankred Stöbe sagte im Deutschlandradio Kultur, das Gesundheitssystem in den drei betroffenen Ländern Sierra Leone, Liberia und Guinea sei zusammen gebrochen. Dadurch seien auch andere Krankheiten wie Malaria oder komplizierte Geburten praktisch nicht behandelbar.
Die Rückverfolgung ist ebenso wichtig wie die Behandlung
Trotz des Rückgangs der Ebola-Erkrankungen sei eines der größten Probleme nach wie vor, dass Infektionsherde nicht zurückverfolgt werden könnten - nicht einmal in den großen Städten. "Und das ist besorgniserregend". Denn gerade diese Rückverfolgung sei ebenso wichtig wie die Behandlung. Als Katastrophe wertete Stöbe, dass auch zwischen den drei Ländern, trotz der vielen Grenzgänger, keinerlei Austausch stattfinde:
"Es gibt überhaupt keine Informationsweitergabe zwischen diesen drei Ländern. Das ist natürlich nicht nachvollziehbar nach so vielen Monaten und nach so vielen Experten, die sich jetzt dort einbringen. Das muss dringend passieren ... So kann es innerhalb der Länder immer wieder zu Neuinfektionen kommen. Und - das wird gerne vergessen - nur weil jetzt in einigen der Nachbarländer kein Ebola mehr ist, bedeutet das überhaupt keine Sicherheit."
Ein einziger infektiöser Patient oder Leichnam, der über die Grenze gelange, könne die Epidemie wieder ausbrechen lassen.
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