Themenwoche Energiewende

Warum Hessen frei von Fracking bleibt

Ein Teilnehmer trägt bei einer Demonstration der Umweltschutzorganisation BUND gegen die Erdgasfördermethode Fracking einen Button mit der Aufschrift "No Fracking".
Fracking löst kein Problem, das wir bei unserer Energieversorgung haben, meint Theo Geers. © Felix Kästle, dpa picture-alliance
Von Ludger Fittkau · 10.03.2016
Beim Fracking wird tief unter der Erde das Gestein unter Druck gesetzt, um eingelagertes Gas freizusetzen und nutzen zu können. Eine mögliche umweltschädliche Folge ist die Verschmutzung von Grundwasser. Das befürchten auch die Fracking-Gegner in Hessen.
"Nein, nein, so kann das nicht bleiben / nein, nein, das wollen wir nicht / das ist unser Leben."
Die Liedermacherin Nadine Fingerhut bei einer Demonstration gegen Fracking 2013 in Kassel. Ein Jahr zuvor war bekannt geworden, dass eine internationale Firma Interesse angemeldet hatte, in Nordhessen Schiefergas aus tiefen Gesteinsschichten als Energiequelle zu erschließen. Die Methode, um das Schiefergas zu gewinnen, das sogenannte "Fracking", war zu diesem Zeitpunkt schon hoch umstritten. Denn Fracking bedeutet, mit hohem Druck ein Gemisch aus Wasser, Sand und chemischen Zusätzen in das Gestein zu pressen und das dort gebundene Schiefer-Gas damit freizusetzen.
"Nein, nein, so kann das nicht bleiben / nein, nein, das wollen wir nicht / das ist unser Leben."
Hessische Umweltschutzorganisationen und die große Bürgerinitiative "Frackingfreies Hessen" machten gegen die Pläne mobil, auch in Nordhessen Schiefergas zu fördern, weil sie eine Verschmutzung des Grundwassers befürchteten. Rudolf Schäfer vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, kurz BUND, 2013 in einem Beitrag des Deutschlandradios:
"Wir haben hier in Nordhessen den Nationalpark Kellerwald-Edersee, wir haben die Landschaftsschutzgebiete um Marburg rum, den Burgwald, was Landschaftsschutzgebiet ist und wo auch keine Autobahn durchdarf, und wir haben verschiedene Trinkwasserschutzgebiete."
"Wenn wir nicht sagen, wann wir wollen … Ihr habt doch Ohren / warum könnt ihr nichts hören?"

Erfolgreicher Protest gegen Fracking

Der Protest war erfolgreich. 2014 gab die Wirtschaft die Pläne für Fracking in Hessen auf und die schwarz-grüne Landesregierung entschied, dass es auch künftig keine Genehmigungen für den umstrittenen Schiefergasabbau in Hessen geben werde. Die zuständige Landesumweltministerin Priska Hinz von den Grünen zu der damals getroffenen Grundsatzentscheidung:
"Weil Fracking nur möglich ist, wenn entsprechende Gifte mit in den Untergrund gepumpt werden, um die Gesteinsformationen aufzusprengen und das Gas auszulösen. Und das birgt einfach die Gefahr, dass die Gifte anschließend im Grund- und Trinkwasser wieder auftauchen. Und wir wollen nicht eine gefährliche Energieform durch eine andere gefährliche Energieform ersetzen, sondern vollständig umstellen auf erneuerbare Energien."
Das NEIN Hessens zum Fracking wurde zwar vor Gericht angefochten. Doch erfolglos. Fracking in Hessen wird es definitiv nicht geben, betont Priska Hinz.
"Nein, das ist für Hessen ausgeschlossen. Wir haben ja einen Versuch nicht genehmigt und haben ja auch rechtlich vor Gericht tatsächlich bestand gehabt mit unserer Genehmigungsversagung. Deswegen wird das in Hessen nicht mehr vorkommen."

Kein bundesweites Fracking-Verbot

Nach dieser Grundsatzentscheidung für Hessen bemühte sich die Landesregierung, auch den Bund von einem endgültigen Fracking-Verbot zu überzeugen. Das ist bis heute nicht gelungen, räumt die hessische Umweltministerin ein. Bislang sei sie mit ihren Argumenten in Berlin noch nicht durchgedrungen, so Priska Hinz.
"Bislang sind sie noch nicht gehört worden. Die Bundesregierung hatte zwar einen Gesetzentwurf vorgelegt, allerdings ist der in der großen Koalition so umstritten, dass er nicht weiter in den Bundesrat eingebracht wurde. Und selbst der Gesetzentwurf des Bundesumweltministeriums geht uns nicht weit genug, weil auch mit diesem wäre Fracking immer noch möglich."
"Nein, nein, so kann das nicht bleiben / nein, nein, das wollen wir nicht."
Durchaus möglich also, dass Liedermacherin Nadine Fingerhut irgendwann wieder ran muss – bei der nächsten Protestdemo gegen Fracking. Zwar nicht in Hessen, aber womöglich in einem anderen Bundesland.
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