Themenabend Musik zum Reformationstag

Der milde Martin

Denkmal des Reformators Martin Luther (1483-1546) mit der Stadtkirche im Hintergrund in der Lutherstadt Wittenberg (Sachsen-Anhalt).
Denkmal des Reformators Martin Luther mit der Stadtkirche im Hintergrund in der Lutherstadt Wittenberg © dpa / picture alliance / Peter Endig
31.10.2015
Der Reformator im milden Licht - Martin Luther liebte und beherrschte die Musik und gab ihr eine wichtige Rolle im geistlichen und weltlichen Leben - der Einfluss der Reformation auf die Musikgeschichte ist enorm und heute noch deutlich spürbar - ein Themenabend Musik am Vor-Vorabend des 500-jährigen Jubiläum des Wittenberger Thesenanschlags.
Am Vorabend zum 500jährigen Jubiläum der Reformation blicken wir zurück und fragen: Wie haben Martin Luther und die von ihm wesentlich geprägte Reformation die Musik und die Musikgeschichte beeinflusst?
Martin Luther selbst war ein versierte Lautenist und Sänger, als Mönch bestens vertraut mit der Gregorianik. Welche Musik hat er gehört und erlebt? Wie hat sie auf ihn gewirkt – und er wiederum auf sie?
Im Gespräch mit Katharina Bäuml, Schalmeispielerin und Gründerin des Ensembles "Capella de la Torre", das sich vorwiegend mit der Musik des Mittelalters und der Renaissance befasst, geht es um Luthers direktes Umfeld, um seine Wegbegleiter wie Johann Walter, dessen erstes evangelisches Gesangbuch und die direkten musikalischen Auswirkungen der Reformation.
Mit dem Musikwissenschaftler Oliver Geisler und mit Hans-Christoph Rademann, dem Leiter der Bachakademie Stuttgart und künstlerischen Leiter der ersten Heinrich-Schütz-Gesamtausgabe, die bis 2017 komplett erschienen sein soll, wird die Bedeutung dieses hochbarocken Komponisten in diesem Zusammenhang ausgelotet. "Vater der modernen Musik", so wurde Heinrich Schütz bereits zu Lebzeiten genannt – das hat sich bis heute nicht geändert. Er ist der Schöpfer des ersten deutschen Requiems und auch eines Gesamtkunstwerks - mit seinen "Musikalischen Exequien" auf Sarginschriften des Fürsten Heinrich Posthumus Reuß. Bei Schütz gibt es erstmals ganz klare Wort-Ton-Bezüge, auch als Auslegung der Heiligen Schrift. Wieviel die Musik des "Sagittarius" (wie er auf Latein geheißen hat) mit uns heute zu tun hat, ist in diesem Teil der Sendung zu erfahren.
Ins 19. und 20. Jahrhundert geht es dann mit der Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy, die ohne das geistige und philosophische Umfeld seiner Zeit (Schleiermacher, Schlegel) nicht denkbar wäre. Der Musikpublikzist Habakuk Traber spricht über Bekenntnismusik des 19. Und 20. Jahrhunderts – um gläubig-protestantische Konfession in Werken unter anderem von Mendelssohn Bartholdy, Heinrich Kaminski, Max Reger und Ernst Pepping.
Was bedeutet die Reformation schließlich für uns heute? Welche musikalischen und geistigen Wege wurden beschritten? Unter anderem um diese Fragen geht es an diesem Abend.
Themenabend Musik zum Reformationstag
"Musik ist...eine Gabe Gottes!" - Perspektiven auf Martin Luther
"parens nostrae musicae modernae" - Heinrich Schütz, der erste protestantische Kirchenmusiker von europäischem Rang
Die Schütz-Gesamteinspielung von Hans-Christoph Rademann schafft eine neue Wahrnehmung seiner Musik.
"Luther fängt jetzt an, milder zu werden und wütet nicht mehr so mit der Schreibfeder!" - die Projekte von Katharina Bäuml leuchten das weltliche und geistliche Umfeld Martin Luthers aus.
Echos der Reformation bis heute - wie hat Luther, wie hat die Reformation die Musik beeinflusst?
Musik von Heinrich Schütz, Johann Crüger, Josquin Desprez, Felix Mendelssohn Bartholdy, Max Reger, Ernst Pepping u.a.
Dresdner Kammerchor, Capella de la Torre, Rundfunkchor Berlin, RIAS Kammerchor u.a.
Studiogäste: Hans-Christoph Rademann, Katharina Bäuml, Oliver Geisler, Habakuk Traber
Moderation: Ruth Jarre