Theaterregisseurin Laura Linnenbaum

"Sex ist ein Machtmittel"

Die Regisseurin Laura Linnenbaum, aufgenommen am 04.10.2016 auf der Probebühne des Puppentheaters Chemnitz.
Die Regisseurin Laura Linnenbaum wurde unter anderem durch ein Theaterprojekt bekannt, das die Spur des NSU nachzeichnete. © dpa-Zentralbild
Moderation: André Mumot · 03.11.2018
Die Regisseurin Laura Linnenbaum inszeniert am Düsseldorfer Schauspielhaus Heinrich von Kleists "Der zerbrochene Krug". Sie meint: Gerade mit Blick auf die #MeToo-Debatte sei das Stück sehr aktuell, denn es gehe um die Verteilung von Macht.
Ein der Vergewaltigung bezichtigter Richter, der nichts unversucht lässt, um im Amt zu bleiben – ja, womöglich ein noch höheres Amt zu bekommen. Wir haben den Fall gerade erst erlebt, in den Vereinigten Staaten, haben die Kavanaugh-Anhörungen mitverfolgt. Eine ganz ähnliche Geschichte hat Heinrich von Kleist bereits Anfang des 19. Jahrhunderts zu einem Erfolgsstück gemacht: Im "Zerbrochenen Krug" ist es der Dorfrichter Adam, der nachts die junge Eve sexuell belästigt und am nächsten Tag über sich selbst Gericht halten muss.
Die Regisseurin Laura Linnenbaum inszeniert seinen Fall jetzt neu in Düsseldorf. Dabei geht es ihr vor allem darum, die Figur der Eve wieder zu stärken: "Es wird die ganze Zeit über sie verhandelt, aber ganz selten mit ihr." Daher kommt bei ihr ein von Kleist geschriebener Schlussmonolog der Eve zur Aufführung, der so gut wie nie verwendet worden ist.

Kleist schrieb exakt auf den Punkt

Kleists Aktualität im Kontext der #MeToo-Debatte habe sie in jedem Fall verblüfft: "Je mehr wir uns mit dem Stück beschäftigten, desto überraschter bin ich. Man denkt: Wow, es ist exakt auf den Punkt beschrieben, das ist ja der Wahnsinn. Ich glaube, dass es sehr aus dem Impetus kommt, über grundsätzliche Machtverhältnisse zu sprechen bei Kleist. Und dass er sehr deutlich macht, dass Sex – also andere Körper unterdrücken und degradieren oder sich irgendwie Lust holen an anderen – dass das ein Machtmittel ist."
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