Theaterpreis des Bundes

Deutschlands kleinstes Theater ausgezeichnet

Weiße Hausfassade eines Altbaus, Theater Naumburg steht darauf in roten Blechbuchstaben, das Gebäude ist von grünen Blättern umrankt
Mit etwa 80 Plätzen ist das Naumburger Theater das kleinste Stadttheater Deutschlands. Dort gibt es Streit um eine fristlose Kündigung eines Schauspielers. © picture alliance / dpa / Peter Endig
Stefan Neugebauer im Gespräch mit Susanne Burkhardt · 17.06.2017
Beim diesjährigen Bundestheaterpreis wurde auch Deutschlands kleinstes Stadttheater ausgezeichnet. Es steht in Naumburg und wird vom Berliner Regisseur Stefan Neugebauer geleitet. Dessen Traum: ein Umzug in die JVA, die zum Theater gemacht werden soll.
Vier Schauspieler, eine Minibühne mit etwa 80 Plätzen und gerade einmal elf Mitarbeiter: die Stadt Naumburg hat das kleinste Stadttheater Deutschlands. Als eines von acht Theatern wurde es jetzt mit der Theaterpreis des Bundes ausgezeichnet. Dabei wurden, so Kulturstaatsministerin Monika Grütters, Bühnen ausgewählt, die auf ihre eigene Art "Welttheater" sind, die mit Mut, Witz und Risiko spielen und so ihre Stadtgesellschaften prägen.

"Faust" in der Kirche

Sein Motto sei - frei nach Shakespeare - "ganz Naumburg ist eine Bühne", sagt Intendant Stefan Neugebauer. So habe man beispielsweise die Spielzeit 2015/16 mit Faust I, gespielt von nur vier Schauspielern, begonnen. Aufführungsort sei eine evangelische Kirche gewesen. "Und da waren wir natürlich in der Stadt schon mal anders drin", so der Regisseur, der das Naumburger Theater seit zwei Jahren leitet.
"Und dann haben wir eben das eine oder andere Format, was mir sehr am Herzen liegt. Das nennt sich Naumburger Theaterspaziergang, wo wir dann durch die Stadt laufen mit den Zuschauern und dann von einem Ort zum nächsten. Insofern spielen wir uns natürlich in die Stadt und auch in die Region nochmal anders rein."

Sein Traum: die JVA zum Theater machen

Für die Zukunft wünscht er sich einen neuen Spielort, da das bisherige Theater nicht nur zu klein, sondern auch "dringend sanierungsbedürftig" sei. "Und mein Traum wäre eigentlich, dass wir in die JVA, in die ehemalige Justizvollzugsanstalt ziehen." Dort gebe es einen Schwurgerichtssaal, den man nutzen könne.
Man habe bereits Kleists "Der zerbrochenen Krug" dort aufgeführt: "Um den Stadträten und auch der Stadt zu zeigen, wie toll dieses Gebäude ist und wie sehr das eigentlich dafür geeignet ist", betont Neugebauer. "Ich sage ja immer, eigentlich gehören ja alle Theaterfiguren in den Knast, das sind ja alles Verbrecher, also die großen dramatischen Figuren, ob Faust oder Hamlet oder jetzt Richter Adam. Also, man wäre da sehr gut aufgehoben."