"Youth" als hundertprozentiges Live-Erlebnis
04:58 Minuten
André Mumot im Gespräch mit Andrea Gerk · 25.01.2021
Kann ein Theaterstück auf der Audio-App Clubhouse funktionieren? Das Neue Künstlertheater Berlin hat es mit „Youth“ ausprobiert. In Zeiten geschlossener Bühnen eine sympathische Angelegenheit und obendrein uneingeschränkt live, sagt unser Kritiker.
Das Neue Künstlertheater aus Berlin hat das Stück "Youth" für die Audio-App Clubhouse adaptiert. Noch sei das ein Ausprobieren, meint unser Theaterkritiker André Mumot. Das sei kein Wunder, denn: "Diese App ist noch nicht sehr lange in Deutschland benutzbar."
Aber eine sympathische Angelegenheit sei es allemal: "Weil man sagen muss, dass das Theater im Moment einfach Schwierigkeiten hat, Räume für sich zu finden", so Mumot.
Die Figuren im Stück benutzen Clubhouse und auch andere Social Media-Apps und verständigen sich auch darüber. Es geht um Jugendliche: "Zwei Jungs, die versuchen, einen Abend zu haben, mit Drogen und Mädchen", so Mumot. Allerdings verlaufe der Abend anders als geplant.
Das Ganze hatte eine dramaturgische Form, erzählt Mumot, aber logischerweise ohne Bilder: "Es war Hörtheater." Das trägt nicht unbedingt über eineinhalb Stunden, zumal überwiegend improvisiert wurde.
Mitschneiden ist nicht erlaubt
Aber vorgetragen wurde es mit großem schauspielerischem Einsatz, inklusive einer Szene, wo eine lange Passage aus Dostojewskis "Schuld und Sühne" rezitiert wird: "Das hat schon beeindruckt."
Das Besondere sei auf jeden Fall das Live-Erlebnis, meint André Mumot: "Es ist nur in dem Moment zu hören, man kann es nicht mehr wiederholen, und man darf es auch nicht mitschneiden." Der Moment, in dem die Darstellerinnen und Darsteller wirklich spielen müssen, in dem sie mit verschiedenen Situationen live umgehen müssen: "Das spürt man, und das reißt auch mit."
(beb)