Theater in Deutschland

Der Preis ist heiß

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) bei der Vorstellung der Webseite "!Aufbruch und Einheit. Die letzte DDR-Regierung" am 8. April 2015 in Berlin
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) © dpa / picture alliance / Tim Brakemeier
Von Hartmut Krug · 18.04.2015
Eine Million Euro hat Kulturstaatsministerin Monika Grütters in der Schatulle, um einen Theaterpreis des Bundes zu stiften. Auf einer Arbeitsreise besuchte sie drei Bühnen am Rhein − und bekam die aktuellen Nöte der Theater geschildert.
Eine Goodwill-Besichtigungstour war die dreitägige Arbeitsreise von Monika Grütters wahrlich nicht, die die Staatsministerin für Kultur und Medien mit einem kleinen Tross von Mitarbeitern und Journalisten durch die Theaterlande im Süden Deutschlands unternahm. Denn an jeder der drei Stationen, die Mannheim, Mülheim und Bonn hießen, setzte sie sich zu Informations- und Diskussionsrunden mit Theaterschaffenden zusammen und schuf sich so ein perspektivreiches Ausschnitt-Bild vom Zustand der deutschen Theaterlandschaft.
Monika Grütters liebt das Theater:
"Die Theater sind ja ganz wichtige Säulen der deutschen Kulturlandschaft. Sie reagieren ja fast noch mehr als andere Sparten auf aktuelle Entwicklungen, gehen mit den Bürgern Dialoge ein, sind ganz wichtig für die Stadtgesellschaft, und das möchte ich würdigen auch aus der Bundesperspektive."
Nur: Wie kann die Würdigung aussehen? Natürlich sind die Länder und Kommunen für die Theater zuständig, während der Bund sich für die Theater nur mit kleinen kulturpolitischen Instrumenten, vor allem über die Bundeskulturstiftung, einsetzen kann. Doch in diesem Jahr hat Frau Grütters einmalig eine Million Euro zur Verfügung bekommen. Mit der will sie einen Theaterpreis stiften. Deshalb diese Arbeitsreise:
"Kriterien für einen solchen Theaterpreis zu entwickeln, sollte ja auch die Fragestellung dieser Reise sein. Weil ich mir als Bundespolitikerin gar nicht anmaßen möchte, Stellschrauben zu richten für etwas, was die Akteure ja selber beschreiben können. Insofern habe ich mir erhofft, dass auch Anregungen, Kriterien für einen solchen Theaterpreis aus der Szene selber kommen."
Faire Bezahlung, neue Strukturen
Über mangelnde Anregungen konnte sich die Ministerin nicht beklagen. Was Stadttheater, Kinder- und Jugendtheater, Bürgerbühnen und Freie Szene, was Intendanten und Schauspieler, Ensemblevertreter und Initiativen zu fairer Bezahlung und neuen Strukturen vor- und zusammentrugen, was sie von einer Überproduktionskrise am Theater berichteten, das erbrachte nicht weniger als einen, ja, kompletten Überblick über Probleme, Bewegungen und Möglichkeiten eines heutigen Theaters auf der Suche nach seiner Zukunft.
Natürlich nutzte Ministerin Grütters die Begegnungen auch zu einer Darstellung ihrer Arbeitserfolge. Vor allem aber wurde, um ein schreckliches politisches Modewort zu benutzen, auf Augenhöhe diskutiert. Nicola Bramkamp, Bonner Schauspieldirektorin:
"Die Strukturgespräche, die wir geführt haben, fand ich ja inspirierend. Ich habe das Gefühl, das wir da jemand im Ministerium sitzen haben, der durchaus um die Nöte weiß, die wir Theaterschaffenden im Moment auszuhalten haben."
Und aus der Ferne äußerte sich Ulrich Khuon, Versitzender der Intendantengrupppe des Deutschen Bühnenvereins, durchaus positiv zum Theaterpreis-Plan von Frau Grütters:
"Der Bund hat's natürlich schwer, weil zunächst mal die kulturelle Prägung Ländersache ist. Und insofern ist natürlich ein Preis, der was hervorhebt, schon der richtige Weg. Als ermunternder Akzent, der für eine Sichtbarkeit sorgt und der auch so Exzellenz deutlich macht, kann ich es nur begrüßen."
Im Mai soll das Konzept für den Theaterpreis stehen. Es wird eine Jury geben und es ist zu erwarten, dass die Erfahrungen dieser produktiven Theaterreise die Ausformulierung des Theaterpreises prägen werden.
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