Theater in der Straßenbahn
Das rumänische Sibiu/Hermannstadt ist in diesem Jahr neben Luxemburg europäische Kulturhauptstadt. Sibiu ist bekannt für seine mittelalterlichen Kunstschätze und die Bauwerke der Siebenbürger Sachsen. In den letzten Jahren hat die Stadt am Fuße der Karpaten aber vor allem durch ihr Theaterfestival von sich reden gemacht, das neben Edinburgh und Avignon mittlerweile die drittgrößte Veranstaltung dieser Art in Europa ist. Am Sonntagabend ist die 14. Auflage des Festivals zu Ende gegangen.
Eine Theateraufführung in einer alten Straßenbahn - das ist nur eine von vielen ungewöhnlichen Ideen, mit denen das Hermannstädter Theaterfestival seit nunmehr 14 Jahren um seine Zuschauer wirbt. Während das 100 Jahre alte Gefährt mühsam durch die Vororte ruckelt, entfaltet sich vor den Zuschauern - nur 27 sind es, denn mehr passen nicht hinein - ein dramatisches Verwirrspiel mit Szenen aus dem Leben des rumänischen Nationaldichters Cristian Popescu.
Szenenausschnitt: ""Ich erwarte Dich in jedweder Straßenbahn Nr. 26 ... . - diese Reise ist eine Hochzeitsreise, meine Damen!"
Un Tramvai numit Popescu - a streetcar named Popescu ist eine viersprachige Aufführung. Neben Rumänisch sprechen die sieben Schauspieler auch Englisch, Französisch und Deutsch, eine Sprache, die in der Region um Sibiu ohnehin sehr verbreitet ist, seit dem Siedler aus dem Rheinland die Stadt im 13. Jahrhundert gegründet haben.
Seit dem Ende der Ceaucescu-Zeit und der Revolution von 1989 hört man das Deutsche wieder häufig auf den Straßen von Sibiu/Herrmannstadt - von den Touristen, die im Kulturhauptstadtjahr in Scharen in die siebenbürgische Metropole kommen genauso wie von den vielen deutschstämmigen Herrmannstädtern, die nach wie vor oder wieder hier leben. Für sie ist das Internationale Theaterfestival ein besonderes Ereignis:
"Viele junge Leute, die ganze Atmosphäre, auch wenn es hier teilweise noch ein wenig 80er Jahre-mäßig ausschaut. Die ungewöhnlichen Spielorte, in irgendwelchen Sporthallen, draußen im Freie oder in Parks."
"Es ist ganz vieles hier passiert in Herrmannstadt in diesen Tagen, das ist ganz ungewöhnlich für uns Hermannstädter. Weil es viele Besucher gibt aus anderen Ländern; es hat uns gefreut, so viele Nationalitäten zu sehen."
"Dieses Jahr gab es sehr, sehr viele Theaterstücke, die im Freien aufgeführt worden sind, die ganze Stadt ist in diesem Jahr mit drin gewesen. Dieses Jahr war, glaube ich, das Beste!"
Von der rumänischen Roma-Blaskapelle bis zum japanischen Experimentaltheater reichte das Angebot in diesem Jahr, von einfachen One-Man-Straßenperformances bis hin zur internationalen Großproduktion mit hunderten von Mitwirkenden. Dank großzügiger finanzieller Hilfen aus Brüssel und dem gestiegenen Interesse der Sponsoren aus aller Welt konnte Festivalchef Constantin Chiriac im Kulturhauptstadtjahr aus dem Vollen schöpfen
"Rumänien hat schon immer ein großartiges Theater gehabt. Ich wollte diese Tradition mischen mit den besten Produktionen aus Frankreich, aus Spanien, aus Deutschland, aus der ganzen Welt. Natürlich kostet das eine Menge Geld, aber es war mir wichtig für unser Theater und für unsere Stadt. Wir hatten in diesem Jahr mehr als 80.000 Zuschauer, mehr als drei Viertel davon junge Leute, die zum Teil zum ersten Mal mir dem Theater in Kontakt gekommen sind. Für uns bedeutet das eine große Zukunft, eine große Hoffnung."
Doch nicht alle Besucher des Theaterfestivals sehen Sibius Zukunft in solch rosigen Farben. Bernhard Bub, dem Regisseur des Frankfurter Straßentheaters Antagon sind auch die sozialen Verwerfungen aufgefallen, die der neue Wohlstand in der rumänischen Gesellschaft verursacht.
"Auf der Piata Mica, wo wir spielen, als wir da das erste Mal gespielt haben vor 4 oder 5 Jahren, da war das ein Platz, der hauptsächlich von der ethnischen Minderheit, von den Roma bewohnt wurde und ziemlich verfallen war - wie eine Kulisse bei einem Kinski-Vampirfilm. Heute ist der Platz geleckt. Aber wenn man ein paar Schritte weiterläuft in die Unterstadt, da ist Europa noch nicht angekommen."
Constantin Chiriac, der ehrgeizige Festival-Leiter, hat für solche Sentimentalitäten, wie er sie nennt, keine Zeit. Er denkt schon weiter - an die Zeit nach dem Kulturhauptstadtjahr: 2008 möchte er gerne den kompletten Faust inszenieren: Ungekürzt, in deutscher Sprache und mit den besten Schauspielern, die Europas Bühnen zu bieten haben.
"Wir müssen an die Zukunft denken. Nicht umsonst war der Titel des diesjährigen Theaterfestivals 'Next'. Zwischen den ganzen Feiern, zwischen den Champagnergläsern müssen wir darüber nachdenken, was nächstes Jahr sein wird, 2009 und 2010. Wie können wir dieses Wachstum aufrecht erhalten, diese großartige Chance, die wir jetzt haben, unsere Stadt, unsere Region zu entwickeln. Wir beginnen im nächsten Jahr mit dem Bau eines neuen Theaters mit drei Bühnen, das dann eines der modernsten in Europa sein wird. Und genauso muss auch die Stadt Sibiu ihr Potential nutzen, um weiterhin ein Ort im Herzen Europas zu bleiben."
Szenenausschnitt: ""Ich erwarte Dich in jedweder Straßenbahn Nr. 26 ... . - diese Reise ist eine Hochzeitsreise, meine Damen!"
Un Tramvai numit Popescu - a streetcar named Popescu ist eine viersprachige Aufführung. Neben Rumänisch sprechen die sieben Schauspieler auch Englisch, Französisch und Deutsch, eine Sprache, die in der Region um Sibiu ohnehin sehr verbreitet ist, seit dem Siedler aus dem Rheinland die Stadt im 13. Jahrhundert gegründet haben.
Seit dem Ende der Ceaucescu-Zeit und der Revolution von 1989 hört man das Deutsche wieder häufig auf den Straßen von Sibiu/Herrmannstadt - von den Touristen, die im Kulturhauptstadtjahr in Scharen in die siebenbürgische Metropole kommen genauso wie von den vielen deutschstämmigen Herrmannstädtern, die nach wie vor oder wieder hier leben. Für sie ist das Internationale Theaterfestival ein besonderes Ereignis:
"Viele junge Leute, die ganze Atmosphäre, auch wenn es hier teilweise noch ein wenig 80er Jahre-mäßig ausschaut. Die ungewöhnlichen Spielorte, in irgendwelchen Sporthallen, draußen im Freie oder in Parks."
"Es ist ganz vieles hier passiert in Herrmannstadt in diesen Tagen, das ist ganz ungewöhnlich für uns Hermannstädter. Weil es viele Besucher gibt aus anderen Ländern; es hat uns gefreut, so viele Nationalitäten zu sehen."
"Dieses Jahr gab es sehr, sehr viele Theaterstücke, die im Freien aufgeführt worden sind, die ganze Stadt ist in diesem Jahr mit drin gewesen. Dieses Jahr war, glaube ich, das Beste!"
Von der rumänischen Roma-Blaskapelle bis zum japanischen Experimentaltheater reichte das Angebot in diesem Jahr, von einfachen One-Man-Straßenperformances bis hin zur internationalen Großproduktion mit hunderten von Mitwirkenden. Dank großzügiger finanzieller Hilfen aus Brüssel und dem gestiegenen Interesse der Sponsoren aus aller Welt konnte Festivalchef Constantin Chiriac im Kulturhauptstadtjahr aus dem Vollen schöpfen
"Rumänien hat schon immer ein großartiges Theater gehabt. Ich wollte diese Tradition mischen mit den besten Produktionen aus Frankreich, aus Spanien, aus Deutschland, aus der ganzen Welt. Natürlich kostet das eine Menge Geld, aber es war mir wichtig für unser Theater und für unsere Stadt. Wir hatten in diesem Jahr mehr als 80.000 Zuschauer, mehr als drei Viertel davon junge Leute, die zum Teil zum ersten Mal mir dem Theater in Kontakt gekommen sind. Für uns bedeutet das eine große Zukunft, eine große Hoffnung."
Doch nicht alle Besucher des Theaterfestivals sehen Sibius Zukunft in solch rosigen Farben. Bernhard Bub, dem Regisseur des Frankfurter Straßentheaters Antagon sind auch die sozialen Verwerfungen aufgefallen, die der neue Wohlstand in der rumänischen Gesellschaft verursacht.
"Auf der Piata Mica, wo wir spielen, als wir da das erste Mal gespielt haben vor 4 oder 5 Jahren, da war das ein Platz, der hauptsächlich von der ethnischen Minderheit, von den Roma bewohnt wurde und ziemlich verfallen war - wie eine Kulisse bei einem Kinski-Vampirfilm. Heute ist der Platz geleckt. Aber wenn man ein paar Schritte weiterläuft in die Unterstadt, da ist Europa noch nicht angekommen."
Constantin Chiriac, der ehrgeizige Festival-Leiter, hat für solche Sentimentalitäten, wie er sie nennt, keine Zeit. Er denkt schon weiter - an die Zeit nach dem Kulturhauptstadtjahr: 2008 möchte er gerne den kompletten Faust inszenieren: Ungekürzt, in deutscher Sprache und mit den besten Schauspielern, die Europas Bühnen zu bieten haben.
"Wir müssen an die Zukunft denken. Nicht umsonst war der Titel des diesjährigen Theaterfestivals 'Next'. Zwischen den ganzen Feiern, zwischen den Champagnergläsern müssen wir darüber nachdenken, was nächstes Jahr sein wird, 2009 und 2010. Wie können wir dieses Wachstum aufrecht erhalten, diese großartige Chance, die wir jetzt haben, unsere Stadt, unsere Region zu entwickeln. Wir beginnen im nächsten Jahr mit dem Bau eines neuen Theaters mit drei Bühnen, das dann eines der modernsten in Europa sein wird. Und genauso muss auch die Stadt Sibiu ihr Potential nutzen, um weiterhin ein Ort im Herzen Europas zu bleiben."