Theater in der Pandemie

Das Berliner HAU wird digital – ein bisschen

12:17 Minuten
Aufnahme vom digitalen Facefilter-Workshop am Theater Hebbel am Ufer in Berlin. In einem Arbeitsraum mit beleuchtet Tischen, einem Green-Screen und zwei Personen vor der Kamera zu sehen.
Aufnahme vom digitalen Facefilter-Workshop am Theater Hebbel am Ufer in Berlin. © Anna Krauß
Sarah Reimann im Gespräch mit Susanne Burkhardt · 09.01.2021
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Die Pandemie hat das Bemühen der Theater um alternative Aufführungsformen enorm beschleunigt. Auch das freie Produktionshaus Hebbel am Ufer Berlin hat sich eine digitale Bühne angeschafft: das HAU4. Wir haben mit der Dramaturgin Sarah Reimann darüber gesprochen.
Es ist nicht zu übersehen: Seit die Theater geschlossen haben, wurden die Bemühungen, andere Spielmöglichkeiten zu finden und zu entwickeln verstärkt: Seit dieser Spielzeit gibt es eine Handvoll fester Stellen an Theatern, die sich mit digitalen Themen befassen. So wurde am Staatstheater Augsburg im Herbst erstmals eine Projektleiterin für digitale Entwicklung eingestellt.

Bühne für digitale Experimente – mit Kassenhalle und Foyer

Auch im freien Berliner Produktionshaus Hebbel am Ufer (HAU) wird nach neuen Formen für das Theater gesucht. Hier hat man sich im vergangenen Frühjahr eine digitale Bühne zugelegt – das HAU4 – ein Ort für digitale Experimente. "Uns interessieren Formen, die speziell für diesen digitalen Raum gedacht sind, also neben Filmen, Videos oder Live-Performances auch die Nutzung von digitalen Plattformen, die es bereits gibt und die man aufgreifen kann", betont Sarah Reimann, Dramaturgin für Digitales am HAU.


Zwar sei HAU4 derzeit noch "eine Baustelle", so Reimann, in Zukunft solle dort aber eine digitale Bühne entstehen, "mit Foyer und Kassenhalle und allem, was zum Theater dazugehört".

Wie lässt sich der virtuelle mit dem Theaterraum verbinden?

Auf dem Weg dahin veranstaltete das Haus im September einen "Hackerthon", eine Art Forschungslabor, bei dem Utopien für digitale Lösungen für ein Theater der Zukunft entwickelt wurden. Dafür vernetzten sich ein Wochenende lang KünstlerInnen, HackerInnen, und ProgrammiererInnen miteinander und entwickelten interdisziplinäre Ideen.


Wichtigste Fragen: Wie lässt sich der virtuelle mit dem Theaterraum verbinden und zugänglich machen? Auch wenn es bislang mehr Fragen als Antworten gäbe, so ist der Weg beschritten: Mit digitalen Formaten werden neue Zuschauerschichten erreicht – z. B. über digitale Streamingportale, und über Live-Chats und Live-Workshops.
Porträt von Sarah Reimann.
Sarah Reimann: "Uns interessieren Formen, die speziell für diesen digitalen Raum gedacht sind."© Dorothea Tuch

Digitale Mittel als Erweiterung – nicht als Ersatz

Wenn also eines Tages die Pandemie vorbei und die Häuser wieder offen sind, werde das Engagement für das Digitale nicht plötzlich nachlassen: "Ich glaube, es ist wichtig, dass was wir versuchen im Digitalen zu machen als Erweiterung zu denken und nicht als ein Entweder-oder. Sondern dass wir sagen, es ist so fest mit unserem Alltag verbunden, dass wir das auch ganz selbstverständlich als künstlerische Mittel erst mal möglich machen wollen, dass es dazugehört mit einer Selbstverständlichkeit.
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