The Voice of Germany

Die schönste Stimme Deutschlands

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Blick auf die Bühne der Casting-Show "The Voice of Germany" am 21.11.2014 in Berlin. © picture alliance / dpa / Jörg Carstensen
Von Noemi Schneider · 11.12.2014
Am Freitag findet in Berlin das Finale von "The Voice of Germany“ statt. Im Casting-Show-Dschungel hatte die Casting Show schnell von sich reden gemacht, weil Fairness und Förderung der Kandidaten großgeschrieben werden und es wirklich um Musik geht. Noemi Schneider kann nicht singen und würde nie in eine Casting-Show gehen, aber sie ist passionierte "The Voice of Germany"-Guckerin seit der ersten Staffel. Warum? Ein Bekenntnis.
Ich geb's zu. Ich gucke das. Ich gucke eine Casting-Show. Nicht irgendeine, sondern: "This is the, this is the Voice"
Das Konzept stammt aus den Niederlanden und wurde weltweit in über 40 Länder exportiert. "The Voice" beginnt mit den sogenannten "Blind Auditions", in denen Gesangstalente in ein Studio pilgern um vier "Coaches", etablierte Musiker, von ihrer Stimme zu überzeugen.
In der aktuellen deutschen Staffel sind das: Rea Garvey, ein lustiger Ire, Samu Haber, ein noch lustigerer Finne, Michi Beck und Smudo von den Fantastischen Vier und die sächsische Rockröhre Stefanie Kloß, die Frontfrau der Band Silbermond.
Natürlich steht und fällt die Sendung mit den Coaches, denn der Entertainmentfaktor besteht ausnahmsweise darin, dass sich der Zuschauer gerade nicht auf Kosten der Talente sondern auf Kosten der Coaches amüsiert und nicht selten über ihren zugegebenermaßen etwas begrenzten Wortschatz.
- "Unfuckingfassbar"
- "Dingdong"
- "Geil"
- "Alter Schwede"
- "Toll"
- "Fuck"
Begleitet von einer Liveband versuchen die Talente nun, die Coaches von ihrer Stimme zu überzeugen. Die Coaches sind blind, das heißt, sie sitzen mit dem Rücken zur Bühne auf einem Drehstuhl und hören nur die Stimme.
- "Here we go."
- "„What is love, baby don't hurt me, don't hurt me, now more..."
Wer das Talent in sein Team holen will, muss buzzern, d.h. auf einen roten Knopf vor sich drücken, erst dann dreht sich der Stuhl.
- "Bam"
- "Bam"
- "Bam"
- "Bam"
- "Bam"
Wenn alle buzzern, beginnt die Überzeugungsarbeit der Coaches, denn dann darf das Talent entscheiden.
- "Vielen Dank ganz toll erstmal. Vielen Dank. Hallo, hallo wie du heißt, wo du herkommst scheißegal..."
- "Ich bin in love mit deine Voice. I would love to have you in my team."
- "Du hast was in der Stimme, das ist echt von Gott gegeben."
- "Und ich glaube, wir hätten sehr, sehr viel Spaß zusammen."
- "Linda, pass auf, es ist so, ich glaube, dass wir tatsächlich aber etwas haben, weil wir ja mit 19 angefangen haben und jetzt hier sind ..."
- "Ich hab mit 13 angefangen."
- "Ich war 16, mit erste Show mit Sunrise."
- "Wie du siehst haben die anderen keine Manieren und reden dazwischen ..."
- "Ich hab in dem Bauch von meiner Mutter gesungen ..."
- "Linda! Linda! Linda! Linda!"
- "Ich geh zu Rea."
- "Fuck!"
Nach den „Blind Auditions" wird „gebattlet", „gestealt", „gesclaht" und „gecrossbattlet" bis am Ende nur noch vier übrig sind, die ins Finale einziehen und dann von den Zuschauern per Telefonvoting zum Sieger gekürt werden.
Für die Bewahrer der deutschen Sprache ist „The Voice of Germany" mit Sicherheit so eine Art Waterloo aber selbst das wird in der Sendung hin und wieder thematisiert.
- "Hühnerhaut."
- "Gänsehaut."
- "Wenn du deutsch lernen willst, geh nicht zu Samu."
Trotz nervtötender Werbeunterbrechungen, redaktionell aufbereiteter Zuspitzungen, und dem üblichen Gekreische, Geheule und Geklatsche ist die Sendung Lichtjahre von den grenzdebilen Freakshows, die das Privatfernsehen ansonsten veranstaltet entfernt, schließlich geht es hier wirklich um Musik und ganz nebenbei erfährt der Zuschauer noch etwas anderes.
- "Also ich komme ursprünglich aus Ägypten, wohne aber seit 10 Jahren in Wiesbaden."
- "Rick Washington."
- "Ich komme aus Chicago aber ich lebe in Berlin."
- "Hafrun aus Island."
- "Australien."
- "Ich komme aus Bagdad."
- "Mei Papa."
Germany ist nämlich ein schönes Land, ein Land in dem gelobt, gelacht, gestaunt und gefördert wird. Ein Land, in dem es Abiturienten, Straßenmusiker, Kellner, Lehrer, Imker, Metzger, Pastoren, Polizeischüler, Studenten und Soldaten gibt. Sie kommen aus Amsterdam, Barcelona, Kairo, Sydney, Reykjavik, Wien oder Zürich und leben in Aachen, Offenburg, Wiesbaden, Stuttgart, München oder Berlin. 17 bis 67-jährige, verpeilte Teenager, promovierte Mathematiker, muskelbepackte Models, ambitionierte CSU-Mitglieder, langhaarige Rocker, Mauerblümchen, Rampensäue und Rapper. Kleine, Große, Dicke oder Dünne. Christen, Muslime, schwul oder hetero in Anzügen, Lederhosen, Reifröcken oder Jeans. Die alle eine Sprache sprechen die jeder versteht.
Schade eigentlich, dass wir das sonst so selten zu sehen bekommen.
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