"The Real Housewives of ISIS"

Britische Satire über IS-Frauen als Aufreger im Netz

Szene der BBC-two-Comedy "The Real Housewives of ISIS"
Szene der BBC-two-Comedy "The Real Housewives of ISIS" © Screenshot: https://www.facebook.com/bbctwo
Robert Rotifer im Gespräch mit Timo Grampes |
Junge Frauen, die mit IS-Terroristen verheiratet sind – sie sind die Protagonistinnen in einem neuen Comedy-Format der BBC. Insbesondere auf Facebook ziehen die kurzen Folgen weite Kreise.
"Was soll ich zur Enthauptung tragen?", wird da etwa gefragt. Oder Frauen in schwarzen Gewändern posieren mit Sprengstoffgürtel und posten dann Bilder davon auf Instagram, versehen mit dem Hashtag #OMG (= Oh my God).
Szene der BBC-two-Comedy "The Real Housewives of ISIS"
Szene der BBC-two-Comedy "The Real Housewives of ISIS"© Screenshot: https://www.facebook.com/bbctwo
Modenschauen mit dem Sprengstoffgürtel, ist das witzig? Darüber haben wir mit dem in London lebenden Journalisten Robert Rotifer gesprochen.

Traumata in Humor verwandeln

"Eine der Arten, wie die Briten mit Traumata umgehen, ist natürlich, dass sie sie in Humor verwandeln", meint Rotifer.
Das Comedy-Format "Real Housewives of ISIS" sei ja nicht der erste Versuch, das Thema IS-Terror als Satire zu behandeln. Rotifer erinnert hier an die Filmsatire "Four Lions" von Chris Morris aus dem Jahr 2010, in der Selbstmordattentäter die Hauptdarsteller sind.
Wenn man sich diesem Thema nicht mit Satire annähern würde, dann würde man sozusagen den Islamisten einen Vorteil einräumen, den andere nicht bekommen, meinte Rotifer und bezog sich auf einen ähnlich lautenden aktuellen Kommentar von Sunny Hundal im Independent. Demnach sei es gleichsam unsere Pflicht, auch den IS-Terror zu "satirisieren".

Der "british muslim" muss sich nicht als Brite verkleiden

Rotifer geht zudem auf den besonderen Umgang der Briten mit "Multikulturalismus" ein. Großbritannien sei nicht laizistisch und pflege einen sehr entspannten Umgang mit öffentlich sichtbarer Religionszugehörigkeit, was aber in der aktuellen Situation "auf der Kippe" stehe, meint er:
"Es ist ja nicht so, dass da jetzt so ein Laizismus wie in Frankreich ist, wo etwa religiöse Merkmale wie der Niqab als Widerspruch zur französischen Tradition gesehen werden. (…) Eigentlich war es seit den 90er-Jahren immer so, dass der britische Multikulturalismus die Manifestation der kulturellen Unterschiede als Teil des Britische-Seins versucht hat zu definieren. Also, der Typus des british muslims, der sich eben nicht als Brite verkleiden muss, um als Brite akzeptiert zu sein."
In Großbritannien könne eben auch eine Muslima vollkommen traditionell gekleidet sein, ohne dass das als Widerspruch zum British-Sein verstanden werde.
"Und man könnte durchaus sagen, dass dieses Format eben versucht, die Frauen, die unter dem Einfluss der ISIS-Propaganda stehen, gleichzeitig als ganz normale Britinnen zu zeigen."
(huc)